Der Toyota Weg
Interessensgruppen in Arizona diente, wird jeden Tagverwendet, um intern und abteilungsübergreifend Meinungen, Engagement und Zustimmung einzuholen. Das heißt nicht, dass alle Beteiligten immer das bekommen, was sie sich wünschen, aber ihre Anliegen finden auf alle Fälle angemessene Beachtung.
Toyota verwendet für die unterschiedlichen Situationen eine ganze Bandbreite an Methoden zur Entscheidungsfindung. Sie reichen von einer alleinigen Entscheidung eines Managers oder Experten, der die Entscheidung dann lediglich verkündet, bis zur Findung eines Gruppenkonsens, wobei die Gruppe über die uneingeschränkte Befugnis zur Umsetzung der Konsensentscheidung verfügt. Wie in Abb. 19.1 dargestellt, ist der Gruppenkonsens mit anschließender Genehmigung durch das Management Toyotas bevorzugte Methode. Wobei sich das Management das Recht vorbehält, Gruppenmeinungen einzuholen und dann selbst eine Entscheidung zu treffen und sie zu verkünden. Das wird allerdings nur dann gemacht, wenn sich die Gruppe schwer tut, einen Konsens zu finden und das Management bei einem schnellen Handlungsbedarf eine Entscheidung herbeiführen muss. Die Philosophie sieht je nach Situation vor, dass so wenig wie möglich von oben eingegriffen wird.
Ein Beispiel für den
nemawashi
-Prozess ist die Art und Weise, wie Ideen in der Anfangsphase der Entwicklung eines neuen Fahrzeugmodells im Unternehmen zirkulieren. Bevor das Fahrzeugdesign endgültig festgelegt wird, unternimmt Toyota große Anstrengungen, um die anfänglichen Designstudien zu bewerten und alle möglichen technischen und fertigungsrelevanten Faktoren zu durchdenken. Jeder Entwurf wird minutiös analysiert. Mittels Konstruktionszeichnungen versucht man, Lösungen für eventuelle Probleme zu entwerfen. Diese Skizzen enthalten alle möglichen Probleme und alternative Lösungsmodelle. Wenn diese Phase beendet ist, werden alle Skizzen und Zeichnungen, die unter Beteiligung aller technischen Abteilungen entstanden sind, in einem Ordner abgelegt – K4 genannt (Abkürzung für
kozokeikaku,
ein japanisches Wort für Strukturplan, also die Konstruktionszeichnungen, die sich in ihrer Gesamtheit mit der Fahrzeugstruktur und -integration beschäftigen). Eines Tages traf ich Jim Griffith, der zu dem Zeitpunkt Vice President Technical Administration war. Er wirkte ziemlich erschöpft. Ich fragte ihn nach dem Grund und er sagte, er habe soeben ein K4-Dokument über ein neues Fahrzeug zur Überprüfung erhalten. Griffith ist kein Ingenieur, also fragte ich, wieso ein für administrative Dinge verantwortlicher Manager diese Unterlagen bekomme. Griffith schien meine Frage zu überraschen und antwortete, Toyota sei daran gelegen, ein breites Meinungsspektrum zu erhalten und dass er durchaus etwas dazu beitragen könne.
Griffith war angestrengt, weil es für einen Nicht-Ingenieur eine sehr herausfordernde Aufgabe war, und er sich verpflichtet fühlte, sieentsprechend ernst zu nehmen und einen nützlichen Beitrag zu liefern. Insgesamt waren mehr als hundert Unterschriften auf dem Dokument erforderlich. Jim war Vice President und saß in einem Unternehmen mit lebenslanger Arbeitsplatzgarantie fest im Sattel. Wenn er keine Lust gehabt hätte, sich dieser Herausforderung zu stellen, hätte er sie einfach ignorieren können. Aber er wusste, dass es einen Grund geben musste, wenn der Chefingenieur die Meinung und Unterschrift eines Nicht-Ingenieurs einholte. Der Prozess ist wichtig, und jeder Beteiligte hat ihn ernst zu nehmen. Vielleicht fielen ihm Dinge auf, die andere übersehen würden. In jedem Fall wusste Griffith, dass seine Meinung zählte.
Abbildung 19.1
Toyotas alternative Methoden zur Entscheidungsfindung
Eine Methode, mit der neue Ingenieure
nemawashi
lernen, sind Projekte für Neulinge. Den Ingenieuren wird ein hoch anspruchsvolles Projekt übertragen, auf das sie nicht vorbereitet sind und das sie auf sich allein gestellt nicht bewerkstelligen könnten. Einem US-amerikanischen auf Tiefziehverfahren spezialisierten Ingenieur, der für die Prozessentwicklung des Tiefziehens von Karosserieblechen verantwortlich war, wurde in seinem ersten Jahr z.B. die Aufgabe übertragen, eine so genannte Spannvorrichtung zu entwickeln. Das ist eine komplexe Vorrichtung, die Karosseriebleche (wie die Außenseite einer Tür) an bestimmten Punkten festspannt und prüft, ob die Abmessungen korrekt sind. Tiefziehingenieure müssen im Allgemeinen deren Bedienung lernen, aber sie müssen nicht selbst
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