Der Toyota Weg

dem Zeitpunkt, von dem an das Design abgeschlossen ist, eine komplette Übersicht über deren Vor- und Nachteile zur Verfügung zu haben. Das wird als
kentou
(Zeichnung einer Studie) bezeichnet. Der Fokus in dieser Phase liegt auf der Erstellung hunderter solcher Zeichnungen,
kentouzu
genannt.
    Während die Künstler am Design feilen, untersuchen die Ingenieure zahlreiche technische Alternativen für den Außenteil des Fahrzeugs, sein Innenleben und den Motor. Sie wissen ziemlich genau, wie die Hauptdimensionen des Fahrzeugs beschaffen sein werden und haben eine Reihe Entscheidungen über die Aerodynamik, die Motorstärke und das Fahrverhalten getroffen. So können sie die Alternativen skizzieren und allen Experten anderer Abteilungen mitteilen. Zum Beispiel hatten die Rücklichter des Camry aus dem Jahr 2002 ein aggressives Design. Sie waren langgezogen, tief schwarz und zogen sich von der Kühlerhaube bis zu den Kotflügeln. Die Karosserieentwickler fertigten Skizzen an und kamen auf Basis von Checklisten über die Formbarkeit während des Pressens der Bleche zu dem Schluss, dass dieses Design möglicherweise zu mangelhaften Metallteilen führen würde. Sie rieten den Designern, die Rücklichter zu verändern, um mögliche Qualitätsprobleme zu vermeiden, aber gleichzeitig das gewünschte Design beizubehalten. Die Designer akzeptierten die Änderungen. So wurde durch intensive Studien zur Gewährleistung einer hohen Qualität von Anfang an ein Qualitätsproblem, das die Fertigung möglicherweise über Jahre beschäftigt oder amEnde einen Besitzer noch lange nach dem Kauf verfolgt hätte, von vornherein vermieden.
    Qualität von Anfang an ist ein Prinzip, keine Technologie
    Eine Geschichte, die ich von einem Werksleiter bei Reiter Automotive (ein Zulieferunternehmen für Lärm dämpfende Materialien) hörte, half mir, die Voraussetzungen für prozessimmanente Qualität in die rechte Perspektive zu rücken. Dieser Werksleiter managte eine Fertigungsstätte in Chicago, die für Toyota Lärm dämpfende Materialien herstellte. Er hatte einen Mentor bei Toyota, der ihn in TPS schulte. Der Mentor hatte ihm geraten, ein
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-System einzuführen, das Qualitätsprobleme unverzüglich aufdecken würde. Also beauftragte der Werksleiter seine Ingenieure damit, ein
andon
-System zu entwickeln, das ähnlich dem System funktionieren sollte, das Toyota selbst verwendete, also mit einer Art Ampeln, die über jeder Arbeitsstation aufgehängt sind und sich direkt neben den Schaltern befinden, die ein Bandarbeiter im Zweifelsfall betätigen muss. Im Vergleich zum Toyota-Werk war diese Fabrik ziemlich klein, aber der Werksleiter wollte für dieses wichtige Thema die bestmögliche Lösung. Als sein Mentor das Werk besuchte und er ihm voller Stolz das ausgefeilte
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-System vorführte, sagte der Mentor nur: „Nein, nein, nein. Sie verstehen nicht. Kommen Sie mal mit.“ Er fuhr mit ihm zusammen in einen lokalen Gemischtwarenladen und kaufte drei Flaggen: eine rote, eine gelbe und eine grüne. Die drückte er dem Werksleiter in die Hand und sagte:
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. Worauf es ihm ankam, war, zu zeigen, dass es bei
andon
nicht um die neueste Technologie mit möglichst vielen Funktionen geht.
Andon
funktioniert nur, wenn Sie Ihren Mitarbeitern vermitteln können, wie wichtig es ist, dass Probleme sichtbar gemacht werden, damit sie zügig behoben werden können. Falls Sie nicht schon einen Problemlösungsprozess haben, der auch befolgt wird, ist es sinnlos, Geld für eine komplexe Technologie auszugeben. US-Amerikaner neigen dazu zu glauben, dass die Anschaffung kostspieliger neuer Technologien eine gute Methode sei, um Probleme zu lösen. Toyota zieht es vor, zuerst Menschen und Prozesse zur Problemlösung heranzuziehen und seine Mitarbeiter dann mit Technologien zu unterstützen.
    General Motors kopierte Toyotas NUMMI-System der Teamleiter – normale Lohnarbeiter, deren Hauptaufgabe darin besteht, die Mitarbeiter zu unterstützen – schon von einer sehr frühen Phase an. Aber die Teamleiter verbrachten den größten Teil ihrer Arbeitszeit im Pausenraum, wo sie rauchten oder Karten spielten. Wozu ist es gut, durch Bedienung des
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-Schalters einen Alarm auszulösen, wenn niemand da ist, um darauf zu reagieren? Später war GM cleverer. In seinem Cadillac-Werk in Hamtramck, Michigan, installierte das Unternehmen ein ausgefeiltespositionsfixiertes Stopp-
andon.
Dabei handelt es sich um komplette Systeme. Wenn ein Knopf gedrückt wird, läuft