Der träumende Diamant 1 - Feuermagie
Klinge: Auf den langen, geschliffenen Rändern brach sich bedrohlich das Licht. Mühelos riss sie die Waffe hervor, ihr Arm war gebogen, und ihre katzenartigen Augen ruhten auf Kit, als er aus dem Schutz des Himmelbetts in die Mitte ihres stillen Schlafzimmers trat.
Obwohl sie nur mit ihrem Unterhemd bekleidet war und ihre Beine in langen Strümpfen steckten, umgab sie noch immer eine wunderbar stolze Aura. Ihr Haar lag wie eine kastanienbraune Pergamentrolle auf einer ihrer Schultern; ihre Haut war weiß wie Marmor.
»Ich dachte, Sie würden dies gerne wiederhaben.« Er wies auf das meerschaumgrüne Kleid, das sich wie ein Fächer über der Kommode ausbreitete, wohin sie es hatte fallen lassen.
»Oh?« Eine anmutige Augenbraue hob sich. »Und meine Absatzschuhe?«
Kit machte eine Geste zum Schrank hin.
»Ich bin Ihnen ja so dankbar.« Sie stieß mit dem Rapier nach ihm, ein Silberblitz, der die Luft mit einem tödlichen Schnalzen durchschnitt. Er duckte sich jedoch, drehte sich um und riss den Stuhl vor seinen Körper, sodass der Stahl die Kissen aufschlitzte.
»Um Ihre Perücke tut es mir allerdings leid. Habe sie in dem Tumult verloren.«
Sie hob das Rapier erneut und balancierte es in der Hand aus; den Blick hielt sie unverwandt auf Kit gerichtet. »Das
ist in Ordnung. Ich habe noch andere.« Und wieder stieß sie zu.
Er sprang zurück. »Ihr eigenes Haar ist viel schöner.«
»Sie sind zu liebenswürdig.«
»Keineswegs.«
Sie begannen, sich langsam in der Mitte des Zimmers im Kreis zu drehen. Kit hielt die Hände locker an den Seiten, Clarissa verfolgte ihn, umrahmt vom trüben Lichtschein.
Er sagte: »Sie sind sehr geschickt mit der Klinge.«
»Ich weiß.«
»Französischer Lehrmeister?«
»Italienischer.«
Sie machte einen Ausfall nach vorne und erwischte ihn am Arm; das Leinen des Hemdes begann sich mit Blut zu färben. Bei seinem nächsten Atemzug hatte sie ihm die Spitze des Rapiers auf die Brust gesetzt.
Reglos blieb sie so stehen, die linke Hand ausgestreckt; ihr Körper formte eine feste, angespannte Linie. Die Spitze des Rapiers ruhte unmittelbar über seinem Herzen.
»Ich habe keine Waffe«, sagte er gelassen.
»Wie kurzsichtig von Ihnen. Vielleicht, mein Lord, sollten Sie dann nicht ungebeten in anderer Leute Häuser eindringen.«
Ihm gelang ein Lächeln. »Ich habe doch meine Karte dagelassen.«
Ihre Augen verengten sich ein wenig; die Klinge drehte sich auf seiner Haut. »Warum sind Sie hergekommen?«
»Kleine Maus, was denken Sie?«
»Vielleicht sind Sie ein Dieb«, sagte sie nachdenklich. »Vielleicht sind Sie gar der berüchtigte Rauchdieb, Lord Langford. Ich wage mir kaum vorzustellen, was die Presse aus Ihrer Festnahme machen wird.«
»Das wäre in der Tat interessant.« Er bemühte sich um einen friedfertigen Tonfall und entspannte sich ganz bewusst.
»Und wie. Und ich hörte, dass sogar noch eine Belohnung winkt.«
»Bislang um die sechzig Pfund Sterling.«
»Prächtig. Ich werde mir eine neue Perücke kaufen.«
»Ist das der Grund, weshalb Sie es tun, Clarissa? Wegen des Geldes - oder wegen des berauschenden Gefühls?«
Nun lächelte sie ihn an; ihre Lippen verzogen sich zu einem sinnlichen, rosafarbenen Bogen. »Ich fürchte, Sie liegen völlig falsch. Clarissa Hawthorne ist tot. Ich habe sogar eine Kopie ihres Nachrufs. Es war alles furchtbar traurig.«
Er senkte den Blick. Trotz ihrer äußeren Ruhe atmete sie zu schnell. Über dem Zugband ihres Unterhemdes begann eine süße, äußerst kleidsame Röte das makellose Weiß der Haut zu erhitzen.
Das Unterhemd war mit einem Knoten aus Bändern verschlossen: eine Blüte aus türkisfarbenem Satin, die genau zwischen ihren Brüsten ruhte. Das Hemd war so dünn, dass er beinahe alles sehen konnte. Festgezurrt vom Mieder, konnte er vage ihre dunklen Brustwarzen erkennen, die sich gegen den Stoff drückten …
Während das Rapier noch über seinem Herzen ruhte, spürte Kit, wie dieses dunkle Etwas, das diesen Moment genoss und sich nach Clarissa verzehrte, erneut in ihm aufstieg.
»Clarissa …«
»Alles, was ich tun muss, ist schreien«, flüsterte sie voller Gift und Galle. »Sofort werden drei gute Seelen hier sein und meine Ehre verteidigen. Was werden Sie dann tun, Kit Langford?«
»Genau das«, sagte er und vollzog die Wandlung, sodass das Rapier durch sein Hemd hindurch in die leere Luft stieß.
Die Vordertür schlug zu.
Verdammt, verdammt, oh, lieber Gott …
Sie hatte zugelassen, dass ihr Zorn und
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