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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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Empörend, zuzulassen, dass das Gebäude einen solchen Zustand annimmt. Vielleicht wollen Sie, Sir, ein Mann des Gesetzes, die Dinge in die Hand …«
    Rue öffnete den Mund, um Luft zu schöpfen, und Kits Handfläche schnellte nach oben und presste sich fest auf ihre Lippen. Aber die Geräusche außerhalb des Raumes waren jetzt gedämpfter, und es waren weniger Stimmen zu hören, da die Herumstehenden vom Lagerhaus weggetrieben wurden. Als Clarissa niemanden mehr hören konnte, löste sich Kit von ihr und wandte sich dem Licht zu.
    Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und dachte wieder, jetzt . Aber es war zu spät, und sie wusste es.

    Christoff ging zur Tür und blieb dort stehen, offenbar abwartend, den Kopf gesenkt und seine Arme verschränkt. Von der Kerze stieg eine kleine Rauchsäule auf.
    Rue ließ sich auf den Boden sinken. Das hatte sie nicht vorgehabt und wollte es auch jetzt nicht, aber ihre Beine waren sonderbar weich geworden. Durch den Nebel ihrer Erschöpfung hindurch schien sich der Raum auf gespenstische Weise zu drehen. Ganz kurz dachte sie daran, jetzt die Wandlung zu vollziehen, in jenem Augenblick, als die Tür knackte, doch sie wusste, dass sie niemals die Kraft haben würde, die Gestalt zu halten. Wie lange war es her, dass sie geschlafen hatte? Sie konnte sich nicht entsinnen. Sie grub ihre Zehen in den Granitstaub auf dem Boden und sah einen Fleck getrockneten Blutes auf ihrem Oberschenkel. Ob es ihr eigenes oder sein Blut war, wusste sie nicht zu sagen.
    Ihre Kehle schmerzte.
    Sie fragte sich, wie viele Drákon er dort draußen hatte. Und sie fragte sich, ob sie schneller als sie alle wäre.
    Ein leises Kratzen war an der Tür zu hören.
    »Mylord?«
    Christoff löste die Arme aus der Verschränkung. »Hier.«
    »Sie sind fort. Ich habe nach der Kutsche geschickt.«
    »Wir werden auch Kleidung brauchen. Hüte und Schuhe. Ein Kleid für sie. Beeilen Sie sich.«
    »Sehr wohl.«
    Er sah sich zu Rue um. Und zum ersten Mal wurde sie sich ihrer eigenen Nacktheit bewusst, ihres Fleisches auf dem erbarmungslosen Fußboden und ihres Haares, das ihr über die Schulter floss. Sie zog ihre Beine vor sich an, sodass sie aussah wie eine Meerjungfrau, schlang sich die Arme um die Brust und begegnete seinem funkelnden Blick, als sie respektlos sagte: »Du hast nicht gewonnen.«

    »Nein?« Er lehnte sich gegen die Tür und betrachtete sie. »Es hat aber ganz den Anschein.«
    »Ich werde nicht zurückgehen. Ich werde eher sterben als zurückgehen.«
    »Es war eine großartige Jagd, Clarissa. Aber wir werden nach Hause gehen.«
    »Mein Zuhause ist hier.«
    Im trüben Licht der Kerze hob der Marquis seinen verletzten Arm, besah sich die Schnittwunde und die glitzernde Blutspur und wandte sich dann wieder ihr zu. Das Lächeln, das sich nun auf seinem Gesicht ausbreitete, versprach schlimme Dinge quer durch den Raum.
    Er sagte: »Nein, Liebes. Von nun an ist dein Zuhause bei mir.«

6
    Für den Rückweg musste man ihr die Augen verbinden.
    Kit gefiel das nicht, aber die einzige Alternative wäre gewesen, sie bewusstlos zu schlagen. Er konnte sich nicht vorstellen, die Hand gegen sie zu erheben, nicht aus einem solchen Grund, und er würde es nicht ertragen, wenn ein anderer Mann sie berührte.
    Und so verband man Clarissa die Augen und fesselte ihr die Hände hinter dem Rücken. Eine sterbliche Frau hätte das niemals ertragen können, aber die Drákon waren allesamt stärker als die Anderen . Und genaugenommen hatte er gar keine andere Wahl. Er wusste, wäre er an ihrer Stelle gewesen, er würde sein verflucht Bestes gegeben haben, um zu entkommen. Für seine Freiheit würde er Leib und Leben und alles
sonst riskieren, vor allem ganz sicher alle heiligen Gefühle des Stammes. Aber sie konnte die Wandlung nicht vollziehen, solange sie nichts sah. Kit vertraute darauf, dass für männliche und weibliche Stammesmitglieder in dieser Hinsicht die gleichen Regeln gültig waren. Das war eine verhängnisvolle Geißel seines Volkes, allerdings eine, die sich heute zu seinem Vorteil auswirkte.
    Ihm fiel wieder ein, dass sein Vater Kapuzen bevorzugt hatte.
    Sie mussten rasch vom Lagerhaus verschwinden, ehe der Wachmann und die anderen aufmerksamen Zeugen begriffen, dass es ansonsten kein einziges Dach im Umkreis gab, das der Beschreibung entsprechend eingestürzt war. Kit hatte zugesehen, wie Clarissa ein Kleid anzog, das George besorgt hatte. Es handelte sich dabei um eine farbenfrohe Zusammenstellung aus

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