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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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eilte zu ihrem Schrank und zog Unterkleid, Strümpfe, Kleid, Korsett und Schuhe heraus. Dann zwängte sie sich blitzschnell in das Unterkleid und ließ die Reifen des Rockes zu Boden gleiten. Sie streifte sich hochhackige Schuhe über, während die Rauchschwaden zu brennenden Flammen wurden.
    »Was machst du?« Er war wieder zurück, in der Hand Mantel, Schwert und Reisetasche. »Du musst die Wandlung vollziehen und von hier verschwinden. Wir treffen uns draußen. Geh zum Park, dort werde ich dich finden.«
    »Ich kann nicht.«
    Die Luft war eine schwirrende Wolke über ihren Köpfen. Sie konnte das muntere Prasseln des Feuers hören, das sich ausbreitete. Die Farbe an der Tür begann Blasen zu werfen. In weiter Ferne schrien Leute.
    Zane packte sie erneut am Arm.
    »Amalia!«
    »Ich kann nicht. Ich kann die Wandlung nicht vollziehen!« Sie strampelte sich von ihm los und versuchte fieberhaft, die Haken ihres Kleides zu öffnen. »Können wir in dein Zimmer gelangen?«
    Wie zur Antwort darauf quoll dicker Rauch durch die Türritze. Der Schein dahinter flackerte und glühte; von irgendwoher war das Geräusch von zerspringendem Glas zu hören.

    Er zog sie noch einmal zu sich heran und presste ihr Gesicht an seine Brust. Einen kurzen, verwirrenden Augenblick lang roch sie ihn und nicht den beißenden Qualm, und es war der Duft von warmem Leinen und Männlichkeit. Seine Handfläche drückte hart gegen ihre Wange. Durch den dünnen Seidenstoff ihres Kleides fühlte er sich kräftig, straff und sehr präsent an.
    »Du kannst die Wandlung vollziehen«, rief er in ihr Haar hinein. »Das ist nicht der Zeitpunkt für Spiele. Du musst zusehen, dass du hier rauskommst.«
    »Ich lüge nicht …«
    »Lia, verdammt noch mal …«
    Sie zuckte zurück, und ihre Augen begannen zu tränen. Zwei der Mauern begannen bereits unter den Flammen nachzugeben; Asche von den Tapeten tanzte in monströsen schwarzen Fetzen hinauf zur Decke.
    »Ich! Kann! Die Wandlung! Nicht! Vollziehen!«
    Er machte sich nicht die Mühe, weiter mit ihr zu streiten, sondern griff nach ihrer Hand und zog sie zum Fenster. Als es sich nicht aufschieben ließ, nahm er seine Reisetasche und zerschlug damit das Glas. Seine Ärmel flatterten im plötzlichen Windzug, und der Rauch umfing sie, als er den Weg hinaus in die Kälte suchte.
    Mit einem Mal schwoll das Schreien an.
    Er streckte den Kopf durch die Öffnung, sah hinaus und warf ihr dann einen Blick zurück zu.
    »Es sind zwei Stockwerke. Kannst du klettern? Links ist eine Dachrinne.«
    Sie nickte und versuchte noch immer, ihr Kleid zu öffnen. Er knurrte ungeduldig, riss ihr den Stoff aus den Händen und warf ihn mitsamt dem Unterrock aus dem Fenster.
    »Hinterher«, sagte er und drängte sie auf das Sims. »Und sieh dich mit dem Glas vor.«
    Nur in ihrem Unterkleid kletterte Lia durch das Fenster in die Kälte hinaus. Unten auf der Straße hatte sich eine Menschenmenge versammelt, Hotelangestellte, Gäste und Passanten, und jeder schrie etwas und zeigte zu ihnen hinauf. Eine Reihe von Männern, die sich bis ins Innere des Hotels zog, reichte Wassereimer weiter.
    Der Wind war eisig. Lia sah die Regenrinne, ein Bleirohr, das kaum an der Steinmauer befestigt war, und streckte eine Hand danach aus. Die Röhre war beschlagen und rutschig. Zweimal versuchte Lia, sie zu fassen zu bekommen, und schwenkte vor und zurück, während ihre Finger über das Metall glitten. Zane hielt ihre andere Hand umklammert.
    »Schnell«, drängte er sehr ruhig, als die Decke über ihnen Feuer fing.
    Drachenherz . Mit dem Mut der Verzweiflung schlug sie ihre Nägel in das Blei. Das Metall gab nach wie feuchter Ton, und die Rinne begann sich zu biegen.
    »Lass los.«
    Das tat er. Einen Augenblick lang, in denen ihr Herz einen Schlag aussetzte, baumelte sie haltlos, und die Menschen unter ihr schrien auf. Rasch, bevor das Rohr sich lösen oder sie die Nerven verlieren konnte, begann sie mit dem Abstieg. Halb rutschte sie hinunter, halb fiel sie; ihr Unterkleid verfing sich um ihre Knie, und mit den Sohlen ihrer Schuhe versuchte sie, am Blei oder dem Stein Halt zu finden. Sie landete in den Armen mehrerer wartender Männer; Hände griffen nach ihr und halfen ihr auf den Boden. Die Leute riefen ihr Unverständliches zu, aber Lia starrte hinauf in den Rauch,
zum zerbrochenen Fenster und zu dem Mann, der sich hinausbeugte, um ihr nachzusehen. Sein Haar war ein braungoldenes Banner, das durch den Rahmen flatterte.
    »Lia! Fang!«
    Er warf seine

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