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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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hatte damals seinen Arm berührt, leicht und bedachtsam. Du kennst unsere Gesetze. Vergiss diesen Ort niemals.
    Und das hatte er auch nicht.
    Die Kellner der Taverne stapfte mit einer Platte an ihm vorbei, auf der sich Brot, Butter und ein dickes Stück kalten Schinkens befand, welche er vorsichtig vor Amalia auf dem Tisch abstellte. Sie sah zu dem Mann hoch und lächelte.
    » Köszönöm .«
    » Persze .«

    Zane spürte, wie sein Herz wieder zu pochen begann, und setzte sich zu Amalia an den Tisch.
    Auch Messer und Servietten hatte die Bedienung gebracht. Mit lächerlicher Genauigkeit hatte er sie auf dem abgewetzten Tisch hin- und hergeschoben und dabei Lia verstohlene Blicke zugeworfen. Sinnend hatte er ihr zerzaustes Haar, ihr Unterkleid und ihren verträumten Gesichtsausdruck betrachtet - bis er zufällig Zane in die Augen sah.
    Zane merkte, wie der Mann blass wurde und zurückzuckte.
    Er senkte den Blick und dachte an die Toten, die verkohlten Knochen und das Gesicht von Lias Mutter, damals, in dieser längst vergangenen Nacht. Es war die einzige Warnung gewesen, die sie ihm gegenüber jemals ausgesprochen hatte.
    Vergiss es niemals.
    »Nun«, sagte er schroff und hob seinen Krug. »Wer könnte uns töten wollen?«
    Amalias Kopf wandte sich ihm zu, während Zane einen tiefen Schluck nahm. Das Getränk schmeckte bitter, war kalt und brannte den ganzen Weg hinab in seinen Magen.
    »Uns töten?«, wiederholte sie.
    »Du warst doch dort, Kind.«
    Sie blinzelte ihn an und erwachte nun gänzlich.
    »Ich würde sagen, es war Kornbranntwein, der auf dem Flur ausgeschüttet worden war, vielleicht auch Öl. Irgendetwas in dieser Art, verstärkt oder sehr rein, das heiß brennt. Alles, was verdünnt ist, wie Cidre oder Bier, hätte zu langsam gebrannt. Salpeter ist noch schneller, aber sehr unzuverlässig. Allerdings hätte es ohnehin nicht viel gebraucht, um diese Bretterbude zum Einstürzen zu bringen. Aber sage du mir, Mylady, was es war.«

    »Alkohol«, antwortete sie einen Moment später. »Kein Öl. Es roch destilliert, aber beinahe süß. Auf jeden Fall Alkohol.«
    Er nickte. Die Farbe kehrte in ihre Wangen zurück, und es schien ihm, als sähe er zu, wie Marmor zum Leben erwachte. Zwischen den Zähnen hindurch stieß er die Luft aus und wandte den Blick ab.
    Inzwischen füllte sich die Taverne rasch. Die Männer, die draußen gestanden hatten, strömten zurück, ebenso andere Gäste aus dem Hotel, die durcheinander und erschöpft wirkten, als sie zu den letzten leeren Tischen hasteten. Unterhaltungen wurden von den Wänden zurückgeworfen, und man musste die Sprache nicht beherrschen, um zu verstehen, worum sie sich drehten. Jeder sprach über das Feuer und diese plötzliche, verheerende Zerstörung.
    Außer Lia, die stirnrunzelnd in ihr Bier starrte.
    »Hast du irgendwelche Feinde?«, fragte Zane.
    Er hatte sie eigentlich nur schockieren wollen, um sie wieder zurück in die Realität zu holen, denn er wollte, dass sie nachdachte und nicht in ihrem Dämmerzustand verharrte. Aber sie sah von einem Moment auf den nächsten so schuldbewusst aus, dass seine Haut zu prickeln begann.
    Verdammt. Er wusste genau, dass er dieses Gefühl nicht ignorieren durfte. Er war nicht der geworden, der er war, indem er seine Instinkte niederkämpfte.
    »Was denn, aus dem Internat?« Sie schüttelte den Kopf.
    »Niemand, der mir hierher gefolgt sein könnte. Natürlich nicht.«
    »Prächtig«, sagte er und tat so, als sei er mit seinem Bierglas beschäftigt.
    »Dann können wir also junge Damen ausschließen, denen
es wegen ausgeborgter Haarbänder oder Ähnlichem nach Rache gelüstet.«
    Das Rot ihrer Wangen wurde noch brennender. »Oh, sehr amüsant. Es ist weitaus wahrscheinlicher, dass jemand versucht hat, dich zu töten, Mylord Meisterdieb. Ich könnte mir denken, dass du Feinde im Überfluss hast.«
    »Wohl wahr. Ich scheine manchen Leuten ein Dorn im Auge zu sein.«
    »Leuten, die du bestohlen hast.«
    »Zu wahr«, sagte er und tat erstaunt, während er seinen Bierkrug einen Moment lang reglos in der Luft hielt. »Deine Rhetorikstunden machen sich jedenfalls bezahlt, nicht wahr?«
    Sie schnaubte empört und blickte zur Seite, griff nach dem Laib knusprigen, braunen Brotes und riss ihn in zwei Teile. Doch dann ließ sie beide Hälften wieder fallen, ohne einen Bissen davon zu nehmen. Er beobachtete sie, wie ihre Finger mit dem weichen Inneren des Teigs spielten, und an ihrer Schläfe pochte eine Ader. Die Brotkrumen rieselten

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