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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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Draumr will, dass ich ihn entdecke.«
    »Woher weißt du das?«
    »Er hat es mir gesagt. Er sagt es mir immer wieder.«
     
    Zane war kein Mensch, der für blühende Phantasien empfänglich war. Er war klug, das wusste er von sich selbst. Er war intelligent. Er war intuitiv. Er hatte die Fähigkeit, sich nahezu unsichtbar zu machen, wenn es notwendig war, und eine flinke Zunge, die ihn aus mehr als einer Katastrophe gerettet hatte. Er war nicht sanft, kein Romantiker, nicht leichtgläubig. Eine seiner ersten Erinnerungen war die an eine schwarzhaarige Prostituierte mit pockennarbiger Haut und keinen Zähnen im Mund - ihr Name war Dee gewesen -, die ihm beigebracht hatte, wie er sich kräftig genug Schmutz in die Augen reiben musste, damit es so aussah, als weine er. Er war fünf Jahre alt und das Nesthäkchen in einer zähen Bande von Straßenkindern gewesen. Kaum beherrschte er den Trick, half er dabei, einen Trunkenbold um seine Geldbörse zu erleichtern. Im Alter von sieben konnte er das auch allein. Mit zehn war er der Anführer seiner eigenen Bande; sie hausten in einem wackligen, halb eingefallenen Lagerhaus am Hafen, wo es Gin und tote Ratten zum Abendbrot gab, wenn der Tag schlecht gelaufen war. Die meisten Fenster
waren von Steinen oder Vögeln zerstört worden. Er hatte diese ersten Jahre seines Lebens damit verbracht, tagaus, tagein die Themse zu riechen, den Schlick, die Abfälle und verfaulenden Fisch.
    Er hatte nie irgendwelche Träume gehabt. Er hatte gearbeitet. Er hatte das Lagerhaus gehasst, sodass er nach einem besseren Ort gestrebt hatte. Er hatte den Geschmack von Ratten gehasst, und so hatte er Clem gefunden, der ihn im Tausch gegen Kupfermünzen und Schnupftabakdosen mit Fleischpasteten und Pudding versorgte. Er hatte die Auswirkungen des Gins gehasst - den Verlust der Kontrolle über seinen eigenen Körper -, und so hatte er aufgehört zu trinken.
    Prinz Imres Diamantengeschichte war so tragisch und weit hergeholt, dass sie eher in ein Kinderzimmer als in eine sternklare Nacht bei französischem Champagner in Gesellschaft von Erwachsenen gehörte. Der Straßenbengel in ihm wollte bereits bei der bloßen Vorstellung davon lachen. Aber Zane war mehr als dieses Kind. Er war erwachsen und hatte Wunder gesehen und mit seinen Händen berührt, die einen gewöhnlichen Mann verrückt gemacht hätten.
    Er hatte niemals geträumt, das hatte er sich nicht getraut. Aber er hatte Lia Langford nachgesehen, als sie über die Terrasse dieser kalten, glitzernden Burg lief, er hatte das Klappern ihrer Absatzschuhe auf dem harten Steinboden gehört, gesehen, wie sich ihr Kleid bauschte, sich ihr Kopf senkte und den Bogen ihres Nackens freigab, und er war von einem so starken Verlangen erfasst worden, dass er beinahe nicht mehr atmen konnte.
    Wenn er diesen Stein hätte … wenn er in den Besitz dieses Diamanten gelangen könnte … dann könnte nichts mehr seinen Träumen im Weg stehen. Keinem von ihnen.

    Und der Junge, der an Ratten gekaut hatte, um zu überleben, dachte:
    Sie könnte mein sein.

19
    Sie wartete in ihrem Wohnzimmer auf ihn. Sie musste lange warten. Die Standuhr unten in der Halle schlug halb drei, und er war immer noch nicht gekommen.
    Diesmal saß keiner hinter den Wänden. Sie hatte sich dessen vergewissert und sich auf ihre Ohren und Nase verlassen, hatte jedoch nichts als Stille hinter den Blumen auf der Tapete ausmachen können. Keiner der Anderen hielt Wache. Der Prinz war irgendwo anders, weit entfernt. Sie fühlte seine Anwesenheit auf der Burg nur ganz schwach. Weitaus stärker konnte sie Mari spüren, die sich allein und reglos in einem anderen Flügel der Burg befand. Und Zane …
    Sie richtete all ihre Aufmerksamkeit auf ihn, vermochte jedoch nicht, ihn aufzuspüren. Er konnte nicht abgereist sein, nicht ohne sie. Aber sie war inzwischen an seine Anwesenheit gewöhnt, an die warme Kraft, die von ihm ausging, an seine ruhige Stärke. Vielleicht lag es am Chor der Diamanten, die sie umgaben. Zwischen all den Anderen konnte sie Zane nicht finden.
    Und er kam einfach nicht.
    Sie war sogar zu ruhelos, um sich hinzusetzen. Sie lief in die angrenzenden Zimmer, vorbei am Himmelbett, an den Nachttischen aus Rosenholz und den Waschbecken, auf die Wein und blauer Rittersporn gemalt worden war. Sie ging
zum Fenster, sah hinaus in die kalte, klare Nacht und wusste, dass Maricara recht hatte. Sie sollte warten.
    In ihrer Rauchgestalt konnte sie nichts in die Minen mit hineinnehmen oder aus ihnen

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