Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
Vom Netzwerk:
aus Eis. Schornsteine und Kuppeln übersäten die hoch aufragenden Dächer; Kalksteinmaßwerk verzierte jeden Balkon und jede Ecke und endete in steinernen Sträuchern, Kaskaden von Blumen und Wasserspeiern, die sich vorlehnten und über die silbrig blauen Gärten starrten.
    Man hatte den Ort so entworfen, dass er Menschen beeindruckte, überlegte sie, und erkannte dann: um sie zu bezaubern. Um sicherzustellen, dass sie nicht das Bedürfnis verspüren würden, in eine andere Richtung zu blicken, vor allem nicht nach oben.
    Genau das tat Maricara, sah aber nichts als Sterne und den
sinkenden Mond. Rasch und bevor sie es sich anders überlegen konnte, eilte sie über die weite Fläche kühlen, dichten Grases, das sich wie Kissen unter ihren Fußsohlen anfühlte, bis zu einer kleinen Gruppe von Weiden. Der Haupteingang befand sich jetzt ganz in der Nähe. Selbst im Dunkeln konnte sie die Holzplanken und die soliden Messingbeschläge erkennen. Sie warf noch einen raschen Blick nach oben, und wieder huschte sie über den Rasen, erreichte die Tür und warf sich keuchend in den Schutz des steinernen, mit Steinmetzarbeiten verzierten Torbogens, der die Tür einrahmte.
    Sobald sie dazu in der Lage war, presste sie eine Wange und gleich darauf eine gespreizte Hand an eine der Holzplanken, um festzustellen, ob sich im hinter der Tür gelegenen Vestibül irgendwelche Diener aufhielten.
    Nichts. Ihre Finger glitten zu dem Riegel.
    Selbstverständlich war die Tür verschlossen. Mehr als das. Es gab keine Schlüssellöcher, keine Schlitze irgendwelcher Art in den schweren Planken. Der ganze Eingang war gegen Männer und Rauch fest versiegelt. Selbst die Türgriffe hatte man solide mit dem Holz verlötet.
    Gut. Wenigstens wusste sie, dass sie sich am richtigen Ort befand.
    Maricara wandte sich um und blickte wieder über den Rasen, dabei schüttelte sie die Hand, um die stählerne Eiseskälte daraus zu vertreiben. Also blieben nur noch die Fenster. Wenn man die Tür schon so sorgfältig gesichert hatte, dann galt das ohne jeden Zweifel auch für die Kamine. Glas konnte man wenigstens zerbrechen.
    Sie musste sich an den Grundmauern des Herrenhauses entlang zu einem anderen Flügel schleichen, bevor sie eins fand, das offen stand. Und es war noch nicht einmal richtig offen, sondern klaffte nur einen winzigen Spalt auf, als hätte
es jemand schließen wollen und sei gestört worden, bevor er sein Vorhaben zu Ende bringen konnte.
    Aber das reichte ihr. Rasch vollzog sie die Wandlung zu Rauch und quetschte sich durch den Fensterrahmen.
    Sie fand sich in einem Musikzimmer wieder, das ihrem eigenen glich mit seinem Fortepiano und einer in der Ecke lehnenden vergoldeten Lyra, hübschen Stühlen mit Durchbruchsarbeiten und kühlen, beruhigenden Wandfarben. In der dunkelsten Ecke nahe den Vorhängen verwandelte sie sich wieder in eine Frau. Sie hatte bei ihrem Eindringen den Hauch eines Duftes nach zertretenen Blumen mitgebracht, und die Brise ließ ihr Haar gegen ihre Hüften schwingen.
    Sonst befand sich hier niemand. Überall gab es beinahe überwältigende Gerüche und Vibrationen der Drákon - Geräusche tiefer in der Halle, Schnarchen, Flüstern, das Reiben von Leintüchern über Holz, von Wolle auf Wolle -, aber dieses Zimmer war verlassen und fühlte sich so an, als sei das bereits für eine ganze Weile der Fall gewesen.
    Dieser Ort. Sie schloss wieder die Augen und holte tief Luft, nahm so viel wie möglich in sich auf, aber nichts veränderte sich. Der Boden bestand aus Buchenholz über Kalkstein, die Decke aus Stuck, und sie war allein. Also ging sie zum Fenster zurück, öffnete es weit und verwandelte sich wieder in Rauch, floss nach draußen und landete vorsichtig mitten in einem Beet mit Stiefmütterchen.
    Es erwies sich als reichlich unbequem, mit Dingen zu reisen, die sich nicht verwandelten, deshalb warf sie die Ringe, die sie auf der Erde hatte liegen lassen, nach innen, folgte ihnen als Rauch und fing sie in der Handfläche auf, bevor sie noch den Teppich berührten.
    Dann blieb sie ruhig an Ort und Stelle im Dunkeln stehen und genoss ihren Sieg.

    Ein anderes Mädchen in einem anderen Leben hatte einst Klavierstunden über sich ergehen lassen müssen, aber es war die Lyra, die ihr Interesse erregte. Die Harfe mit ihren straff gespannten Saiten und geheimen Liedern, deren exquisite Töne nur darauf warteten, enthüllt zu werden, war das Lieblingsinstrument einer jungen Prinzessin gewesen. Nur die Harfe war in der Lage,

Weitere Kostenlose Bücher