Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie
Farbe des Glases wider, grün gegen den leuchtend blauen Himmel.
»Ja.«
»Kluge Könige lassen die Bauern für sich kämpfen«, bemerkte Kimber trocken.
»Das würde recht gut funktionieren, denn im Geheimen bin ich eine Bäuerin.«
»Und ich bin der verdammte George III. Sie haben klargemacht, worauf Sie hinauswollen, Ihre Hoheit.«
Sie lehnte eine Wange an den kühlen Damast des Kissens. »Dann sind wir also einer Meinung. Heute werden wir beide als Rauch über den Kutschen schweben. Zwei Wächter in der Luft statt nur einem. Morgen … werden wir wieder königlich sein.«
Der Graf neigte den Kopf. Das spöttische Kräuseln seiner Lippen überspielte seine Kapitulation. »Großartig. Ich bin gespannt, was meine Schwestern dazu sagen werden.«
»Und Ihr Rat.«
»Selbstverständlich, ja, der Rat. Sie werden uns zuhause mit Fahnen und Balladensängern willkommen heißen.« Er warf einen Blick auf Maricara. Ein kleines bisschen des Drachenglanzes begann aus seinen Augen zu verschwinden. »Sie sind verteufelt störrisch.«
Maricara legte das linke Bein über das rechte, wobei sie züchtig darauf achtete, dass ihr Kleid ihren Schoß verdeckte. »Ich weiß nicht, was das Wort bedeutet. Aber ich weiß, dass ich genau das mache, was Sie in meiner Lage tun würden.«
»Dickköpfig«, sagte er.
»Genau.«
Also flogen sie. Seite an Seite, zwei spinnwebgraue Wolken, die hoch oben gegen den Wind dahintrieben und sich oft an den Rändern berührten, bis sie zusammengeschmolzen zu sein schienen.
13
In dem weisen und gereiften Alter von dreizehn Jahren hatte sich Rhys zum ersten Mal verliebt.
Sie hieß Zoe und war die Tochter der Dorfnäherin. Das Mädchen hatte exotische schwarze Augen und Haare von dem weichsten, reinsten Elfenbeinweiß. Obwohl sie sich seit ihrer Kindheit kannten, sich die gleiche Amme geteilt hatten und gemeinsam zur Tagesschule gegangen waren, erkannte er an einem Frühlingstag, dass er sich wahrhaft und vollkommen verliebt hatte.
Sie wollte nichts mit ihm zu tun haben.
Rhys fühlte sich nicht unansehnlich. Selbst damals hatte es schon Anzeichen für den Mann gegeben, zu dem er einst heranwachsen würde, und im Tal Mädchen zu finden, die ihn anhimmelten, war nie zuvor eine Herausforderung gewesen, außer vielleicht, wenn man ihn mit seinem Bruder verglich. Aber Zoe Lane widerstand jedem seiner Kniffe. Wenn er ihr Rosen brachte, sagte sie, sie zöge Wildblumen vor. Wenn er ihr Wildblumen brachte, meinte sie, sie hätte es lieber, wenn er sie in den Bergen hätte stehen lassen.
Wenn er ihr Zucker brachte, wollte sie Salz. Wenn er anbot, ihr Gedichte vorzulesen - Gedichte! -, dann behauptete sie, lieber im Teich schwimmen zu wollen.
Mit den anderen Jungen.
Er quälte sich den ganzen Sommer über und schmorte im eigenen Saft, kochte im Schweiß seiner unerfüllten jugendlichen Begierden. Er probierte alles aus, was ihm einfallen wollte, war freundlich oder gemein, ließ sie in Ruhe oder folgte ihr. Eines Nachts zu später Stunde saß er vor ihrem Schlafzimmerfenster und saugte an seinen Fingern, während er versuchte, sich seinen nächsten Schritt auszudenken, als ihr Gesicht zwischen den Vorhängen erschien, ein blasses Oval, von noch blasserem Haar umrahmt.
Sie starrten einander an; nach wie vor war sie das schönste Mädchen, das er je gesehen hatte. Sein Magen verkrampfte sich, wenn er sie nur anblickte.
»Du gibst wirklich nicht auf, nicht wahr?« Sie sprach leise, denn ihre Mutter schlief, wie er wusste, ganz in der Nähe.
»Nein«, sagte Rhys.
Sie nickte, verschwand und kam dann wieder zurück. Sie winkte ihn heran, und er lief zum Fensterbrett wie ein eifriger Welpe.
»Stecke dir die hier durchs Ohrläppchen«, verlangte sie kalt und hielt die Nadel hoch, die sie zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. »Ganz durch. Dann glaube ich dir, dass du mich liebst.«
Die Konsequenzen hatten sich augenblicklich gezeigt, noch dazu recht heftig. Man hatte seinen Ausgang eigentlich dahingehend beschränkt, dass er die Zeit zwischen acht Uhr abends und um acht am nächsten Morgen in seinen Gemächern bleiben musste; Zoes Mutter hatte sich mehr als einmal über sein Benehmen ihrer Tochter gegenüber beschwert, und es war ihm von dem Marquis verboten worden, für einen ganzen Monat auch nur mit ihr zu sprechen. Aber all das Blut konnte er nicht verbergen. Es hatte seine Kleidung durchnässt, und der Geruch stieg in Wellen, die
sich wie die schlimmste Art von Alarm ausbreiteten, von ihm auf.
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