Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie
Hitzewallung an ihre träge Berührung und den Geschmack zu erinnern, diese wunderbare, schreckliche Nervosität zu verspüren, die wieder über sie hinwegwusch.
»Ich verspreche, dass Sie Ihre Chance bekommen werden«, fügte der Graf in mildem Ton hinzu.
Maricara spürte, wie ihr Mund trocken wurde. »Ein weiteres Versprechen.«
»Richtig. Und wenn ich es breche … vielleicht werden Sie dann Gnade walten lassen. Ein Mann besitzt nur ein gewisses Maß an Stärke.«
Sie hatte von Chamäleons gehört, seltsamen kleinen Beinahe-Drachen, die ihre Hautfarbe veränderten, um sich beinahe jeder Umgebung anzupassen. In der stuckverzierten, vergoldeten Zivilisation des Kurorts von Seaham tat Kimber Langford nichts anderes. In nahezu der gleichen kurzen Zeitspanne, die sie brauchte, um sich mit einer Bürste durch die Haare zu fahren und in ein Kleid zu schlüpfen - sie würde die Wandlung vollziehen, ganz gleich, was er sagte -, hatte er sich in jemand Neuen verändert. Sein Kinn war glatt rasiert, das Haar zu einem sauberen Zopf zusammengebunden,
sein Rock aus geprägter Seide roch dezent nach etwas Moschusartigem, Angenehmem, das an Myrrhe erinnerte. Selbst die Nähte seiner Strümpfe saßen gerade. Seine äußere Erscheinung ließ auf Reichtum schließen, und er hatte wieder jedes Recht, als Edelmann des Reichs zu gelten mit seinen Silberknöpfen und Strumpfbändern.
Nur seine Augen verrieten, was in seinem Inneren wohnte. Vor der Pracht des Zimmers glühten sie kalt und in Phosphorgrün.
Es war eine Gabe, eine seltene noch dazu. Und sie zeigte sich nicht, wenn die Drákon ihre menschliche Gestalt angenommen hatten, solange man das Tier nicht reizte.
Sie blickte ihn unverwandt an. »Sie wollten auf jeden Fall fliegen. Ich habe belauscht, wie Sie das Ihrem Bruder erzählten.«
Sein Mund zuckte, während er seinen Rock über einen kleinen Tisch drapierte. »Recht einfallsreich. Aber haben Ihre Eltern Ihnen nicht beigebracht, dass Lauschen nicht sehr höflich ist?«
»Meine Eltern gaben die Hoffnung bald auf, denn ich höre alles.« Maricara zuckte die Achseln. »Ich kann nicht anders. Und ich kann mich nur wundern, weshalb Sie ein solches Risiko eingehen wollen, wenn man bedenkt, wie sehr es Ihnen widerstrebt, im Tageslicht als Drákon in welcher Gestalt auch immer gesichtet zu werden.«
»Es erscheint mir klug zu sein, während der Reise einen Wächter in der Luft zu haben.«
»Rhys könnte das tun. Oder einer Ihrer Männer.«
»Ja«, sagte er. »Aber die sind nicht ich.«
Maricara ging zu dem Ohrensessel neben dem kalten, ausgefegten Kamin, arrangierte sorgfältig die Falten ihres rotbraunen Satinkleides und setzte sich. Als habe sie keine Eile,
irgendwohin zu reisen, ließ sie sich zurücksinken, lehnte den Kopf gegen die Sesselpolsterung. »Sie planen, die Sanf höchstpersönlich zu jagen, nicht wahr?«
»Jetzt noch nicht.«
»Gut. Denn genau das werden sie erwarten. Sie warten bestimmt.«
»Das habe ich mir gedacht.«
»Wenn sie herausfinden, wo genau Sie sich aufhalte…«
»Maricara. Gerade jetzt versuche ich, Sie davon zu überzeugen, dass der sicherste Reiseweg zurück nach Chasen Manor der in der Kutsche ist, säuberlich im Inneren untergebracht mit meinen Wächtern und meinen Geschwistern. Das ist alles. Und weil ich bei der Hölle schlichtweg nicht die geringste Chance habe, Sie davon zu überzeugen, überlege ich mir gleichzeitig den sichersten Flugweg nachhause. Einen Weg, der uns weit an der Stelle vorbeiführen wird, an der wir zum letzten Mal die Jäger gespürt haben. Ich verspüre keinerlei Bedürfnis, ihnen heute zu begegnen. Ganz gewiss nicht, wenn dabei Ihr Hals auf dem Spiel steht.«
»Es ist besser, sie hier zurückzulassen«, sagte sie wenig überzeugt. »Es ist besser, wenn wir sie schwitzen und sich wundern lassen.«
»Ja.« Er zog sich mit plötzlicher, bedrohlicher Grazie von ihr zurück, ging zum Fenster und klopfte mit zwei Fingern fest auf das Glas. Er sprach mit gedämpfter Stimme, und sein Klopfen betonte die Silben seiner Worte. »Sie können sicher sein, wir lassen sie schwitzen.«
»Kehren Sie später zu ihnen zurück, wenn Sie besser vorbereitet sind. Sie werden nicht so schnell aufgeben. Sie werden mindestens noch ein paar Tage hierbleiben. Tatsächlich werde ich dann mit Ihnen kommen«, bot sie an, als er nicht antwortete. »Wir werden sie gemeinsam jagen.«
»Zwei Könige«, murmelte er - wandte sich aber nicht von dem Fenster ab. Seine Augen spiegelten die
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