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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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Rhys hatte nie gewusst, ob es Glück oder Planung war, dass sein älterer Bruder kurz vor ihrem Vater die große Halle von Chasen Manor betrat.
    Er erinnerte sich noch gut an Kimbers Gesicht, wie sich seine Augen weiteten, als er um die Treppe herumkam und Rhys erblickte, der versuchte, unbemerkt durch die Halle zu schleichen. Wie er sofort stehen geblieben war und sich dann gleichzeitig mit Rhys umdrehte, als Christoff aus seinem Arbeitszimmer auftauchte.
    Rhys hatte eine Spur kleiner roter Punkte auf dem Boden hinterlassen. Er stand mit einer Hand am Ohr im Arbeitszimmer und versuchte, den Rest des Blutes aufzufangen, so dass der Teppich nicht verschmutzt würde.
    Sein Vater hatte ihn lange Zeit schweigend gemustert, groß und beinahe furchteinflößend in seiner Strenge, und das Kerzenlicht hatte höllisch hell hinter ihm geleuchtet. Zumindest war Rhys ihm lang vorgekommen, verdammt lang. Er konnte nur versuchen, nicht nervös herumzuzappeln, während das Blut von seinen Fingern tröpfelte und sein Verstand rasend schnell nach Entschuldigungen suchte.
    »Da gab es diese Nadel …« begann er.
    Christoff unterbrach ihn mit tödlich sanfter Stimme. »Ich dachte, ich hätte unmissverständlich klargemacht, dass du dich von diesem Mädchen fernhalten sollst.«
    Und dann holte Kimber tief Luft.
    »Bitte, Sir«, sagte er. »Ich bin schuld.«
    Der Blick des Marquis zuckte zu dem hinter Rhys stehenden Kimber.
    »Ich habe ihn herausgefordert, sein Ohr zu durchstechen«, log Kimber, das goldene Kind, der Alpha-Erbe. »Ich habe eigentlich nicht geglaubt, dass er es wirklich tun würde.«

    Rhys schloss den Mund und versuchte, unschuldig dreinzublicken.
    »Darf ich nach dem Grund fragen?«
    »Ich habe mich gelangweilt«, sagte Kimber. »Und ich wollte sehen, wie sehr es schmerzt.«
    Es schmerzte, wie sich herausstellte, sehr, sehr schlimm. Aber irgendwie nicht so sehr wie der Anblick von Kimber, der an Rhys’ Stelle bestraft und bei Wasser und Brot für drei ganze Tage in seine Gemächer verbannt wurde. Außerdem musste er wegen seines Anteils an der unglücklichen Angelegenheit eine förmliche Entschuldigung an seinen Bruder schreiben.
    Als Rhys versucht hatte, ihm heimlich Fleisch zu bringen, hatte Kimber es abgelehnt.
    »Sie würden es riechen, du Dummkopf«, hatte er durch die Tür gesagt.
    Und als Rhys leise fragte, weshalb er es getan hatte, hatte Kimber nur »Deshalb!« gesagt.
    Weil er Kimber war. Anführer, Beschützer unter allen Umständen. Denn wann auch immer Rhys gefallen war - in Liebe, auf die Knie, in die schlimmsten Verschwörungen und Pläne, selbst in der Schule - war Kimber da, um ihm wieder auf die Füße zu helfen.
    Kimber war immer da. Rhys gab sich alle Mühe, ihn deswegen zu bewundern.
    Von seinem Vorzugsplatz auf der Kutsche aus, die nachhause rollte, beobachtete er, wie die Prinzessin als Rauch über den Himmel schwebte. Ihre Anmut, ihre erregende Schönheit, alles, was das Beste ihrer Art definierte … und Kimber, immer wieder Kimber, schwebte direkt neben ihr.
    Rhys verspürte das vertraute, unglückliche Zusammenziehen seines Magens.

    Obwohl die Sonne sehr hell schien, stellte er fest, dass er den Blick nicht abwenden konnte.
     
    Kimber hatte einen Mann vorausgeschickt, um der Grafschaft ihre Rückkehr mitzuteilen und die Nachricht zu übermitteln, dass ganz in der Nähe Feinde lauerten - nicht mehr. Er hatte seinen Wachen kein Wort über den dünnblütigen Drákon und die Sanf inimicus gesagt. Er hatte keinen Riesenaufstand in Chasen Manor erzeugen wollen, bevor er dort war, um sie aufzuhalten.
    Spannungen hatten den ganzen Sommer über ihre Spuren hinterlassen. Davor. Bevor Maricara angekommen war, vor der Abreise von Rue und Christoff. Die perfekte Maske des Stammes hatte erste zerstörerische Risse bekommen mit dem Brief von Amalia, in dem sie eine Burg und Kieselsteine und Drachen beschrieb, die frei unter den Sternen lebten.
    Sie ist ebenfalls vollkommen eine unserer Art .
    Nichts war mehr so gewesen wie zuvor, weder so sicher noch so gut. Die Hitze und die Bedrückung dieses Sommers hatten nur jedermanns gereizte Stimmung verstärkt. Streitereien brachen leichter aus und endeten mehr als einmal mit Faustschlägen. Die Dorfkneipe platzte jede Nacht aus den Nähten. Wesen, die für herrlichen Flug und Schlachten gedacht waren, wendeten sich jetzt Gin und kleinlichen Kabbeleien zu. Die Zahl der Fehden, die Kimber in den letzten Jahren hatte schlichten müssen, waren ständig angewachsen,

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