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Der Trafikant / ebook (German Edition)

Der Trafikant / ebook (German Edition)

Titel: Der Trafikant / ebook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Seethaler
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Zähne zu erkennen: klein und weiß schimmernd wie Perlen, mit einer ungewöhnlich großen Lücke genau in der Mitte.
    Anezka überquerte die Straße und blieb stehen. Ein Kohlefuhrwerk kam ihr entgegen. Vorne schnauften zwei Haflinger ihren Atemdampf vor sich her, und auf dem Bock saß der Kohler. Seine Augen blickten dumpf und müde über die Köpfe der Pferde hinweg, zwei helle Flecken in dem schwarzen Gesicht. Mit polterndem Lärm fuhr der Wagen vorüber, und Anezka blickte ihm nach, bis er in die Boltzmanngasse einbog und verschwand. Sie ging am Installationsbüro Veithammer vorbei und gelangte ein paar Schritte weiter vor die Ladenfront der ehemaligen Tabaktrafik Trsnjek. Vom Rahmen der Eingangstür blätterte die Farbe, und die Auslagenscheibe war mit einer feinen Staubschicht bedeckt. Anezka legte ihre Stirn an das Glas und spähte ins Innere. Der Verkaufsraum war leer bis auf die alte Theke, die Wandregale und den Hocker, der wie ein totes Tier mit den Beinen nach oben in der Mitte des Raumes lag. Die Tür an der Hinterseite stand einen Spalt offen, dahinter war es dunkel. Anezka legte ihre Hände und die Wange gegen die Scheibe und schloss die Augen. Für einen kurzen Moment hatte sie das Gefühl, dass die Auslage, der Raum, der Boden, die Luft vibrierten. Sie hauchte gegen das Glas und strich mit dem Zeigefinger langsam zwei Linien durch die beschlagene Stelle. Als sie sich zum Gehen wandte, sah sie den Zettel neben der Tür. Eigentlich war es nur mehr ein Fetzen Papier, von der Sonne ausgegilbt und fast schwarz an den Rändern. Die untere Hälfte fehlte, war weggerissen worden oder hatte sich im Lauf der Jahre einfach gelöst. Der Rest hatte sich nur gehalten, weil er kreuz und quer von mehreren Streifen Klebeband überzogen war. Anezka erkannte die Schrift, ohne sie je zuvor gesehen zu haben. Sie war verblasst und unter der Staubschicht kaum noch zu lesen, die Buchstaben waren klein und wackelig, fast wie von einer Kinderhand hingekritzelt. Sie beugte sich nah heran und las:

    7. Juni 1938
    Der See hat auch schon bessere Zeiten gesehen, die Geranien leuchten in der Nacht, aber es ist ja ein Feuer, und getanzt wird sowieso immer, das Licht ver
    Der Riss ging mitten durch das letzte Wort. Anezka atmete tief ein, dann löste sie behutsam das Klebeband, faltete den Zettel zusammen und steckte ihn in ihre Manteltasche. Noch einmal blickte sie ins Innere der Trafik, doch da war nichts. Sie tippte mit dem Finger sanft gegen die Scheibe und ging. Als sie an der ehemaligen Fleischerei Roßhuber vorbeikam, hatte sie wieder das Gefühl, dass die Luft um sie herum vibrierte. Doch diesmal war es keine Täuschung, und als sie auf Höhe der Votivkirche ihre Schritte beschleunigte und schließlich, so schnell sie konnte, zu laufen begann, war der Himmel längst erfüllt vom rasch anschwellenden Motorengeräusch der alliierten Bomberverbände, die sich wie ein riesiger, dunkler Schwarm von Westen her näherten und die Stadt in Schatten legten.

Alle Rechte vorbehalten
Copyright © 2012 by Kein & Aber AG Zürich – Berlin
Coverbild: Rudolf Spiegel © Bezirksmuseum Ottakring
Autorenfoto: Sinissey Photography
eBook ISBN 978-3-0369-9201-3

www.keinundaber.ch

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Jetzt wirds ernst
    Roman
    304 Seiten (geb. Ausgabe)
    eBook ISBN 978-3-0369-9114-6
    Mit ungestümer Zärtlichkeit, entwaffnendem Humor und ganz dicht dran an seinen Figuren schildert Robert Seethaler den Werdegang eines Jungen aus einer kleinen Provinzstadt, der es auf Umwegen schafft, seinen Traum zu verwirklichen.
    »Es ist die Zeit der großen und zarten und wehen Geheimnisse, die dieser Roman feiert – eine Coming-of-Age Geschichte, leicht, melancholisch, berührend und witzig. Ein inniger und komischer Roman, eine Ode an das Leben, das Theater und die Liebe.«
    Neon

Die weiteren Aussichten
    Roman
    318 Seiten (geb. Ausgabe)
    eBook ISBN 978-3-0369-9180-1
    Inmitten der Provinzleere führt Herbert Szevko gemeinsam mit seiner resoluten Mutter und dem Zierfisch Georg eine alte Tankstelle. Die Tage fließen öde dahin, bis eine lebenshungrige junge Frau auftaucht. Sie heißt Hilde, spricht wenig, hat eine Stelle als Putzfrau im

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