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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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mit ihnen. Ebenso Thomas, der ohne Claras Wissen während seines Aufenthaltes auf der Wartburg mehrere Zweikämpfe mit thüringischen Rittern herausgefordert und gewonnen hatte, die sich seiner Ansicht nach nicht respektvoll genug über seine Schwester äußerten. Danach war Ruhe eingekehrt.
    Um Clara in Weißenfels nicht vor aller Augen zurückzusetzen, hatte Dietrich bereits vor dem Aufbruch nach Thüringen angewiesen, für sie und ihre Kinder die prachtvollste und größte Gästekammer auf seiner Burg herzurichten. Denn die Kammer neben der seinen, in der sie bis dahin gelebt hatte, stand nun Jutta von Thüringen zu.
    Die reiche und noch sehr junge neue Herrin von Weißenfels wurde von der Burgbesatzung und den Bewohnern des Ortes mit Neugier und Misstrauen beäugt und für noch zu mager befunden. Immerhin, sie kommandierte nicht herum, wie es zu erwarten gewesen wäre, und legte Wert darauf zu zeigen, dass sie bei ihren Aufgaben mit Clara zusammenarbeitete.
    Das verwunderte die Weißenfelser, führte aber rasch zu allgemeinem Aufatmen. Die meisten von ihnen schätzten Clara und hatten befürchtet, es käme zu Streit. Das wäre für alle Seiten schlecht. Außerdem war fraglich, ob so eine junge Herrin ihre Aufgaben allein wohl erfüllen konnte.
    Doch natürlich wurde insgeheim lebhaft erörtert, wie lange das wohl gutginge und wen der Graf in sein Bett holen würde, solange seine Geliebte noch nicht wieder eingesegnet und seine Gemahlin noch keine richtige Frau war. Ob Dietrich Clara erneut zu sich nehmen oder sie mit einem seiner Gefolgsleute verheiraten würde, wenn sie sich von der Entbindung wieder erholt hatte. Am Ende gar beides? Das alles kam vor, und die lebhaft betriebenen Mutmaßungen darüber verdrängten auf dem weißen Felsen beinahe die Frage, ob nun der angriffslustige Markgraf Albrecht seine Eroberungspläne tatsächlich aufgegeben hatte.

Familienrat
    A uf der Leipziger Burg glaubte Albrecht seinen Augen nicht zu trauen, als er die beiden unerwarteten Besucher sah, die von seinen Leibwachen zu ihm durchgelassen worden waren: sein Vetter Konrad, der Markgraf der Ostmark, und sein Oheim Bernhard von Anhalt, der Herzog von Sachsen.
    Wieso kamen sie zusammen hierher – und wie hatten sie überhaupt erfahren, dass er hier war?
    Nur knapp war er vom Schlachtfeld bei Röblingen entkommen und hatte sich mit Rutgers Hilfe zum Kloster auf dem Petersberg durchgeschlagen, dem Hauskloster der Wettiner aus der Zeit, bevor sein Vater das Zisterzienserkloster bei Nossen gestiftet hatte. Der alte Abt Walther selbst lieh ihm eine Kutte, damit er unerkannt nach Leipzig fliehen konnte, mit nur wenigen Getreuen, darunter auch Elmar, der ihnen bald gefolgt war. Und hier auf der Leipziger Burg war es zum Zerwürfnis mit seinem Truchsess gekommen. Denn während Albrecht fieberhaft nach Wegen suchte, neue Truppen aufzustellen, riet ihm Elmar eindringlich, sich nach Meißen zurückzuziehen und alles zu unternehmen, um die Gnade des Kaisers nicht zu verlieren. In einem seiner gefürchteten Wutausbrüche hatte er Elmar fortgejagt.
    Nun hockte er in Leipzig, brütete vor sich hin, während Unmengen von Mücken aus dem Sumpfland aufstiegen, und wartete darauf, dass ihm das Glück irgendetwas zuspielte, um das Schicksal wieder zu wenden.
    Mit einer herrischen Handbewegung scheuchte der massige Bernhard von Anhalt alle Anwesenden hinaus. Ohne ein Wort der Begrüßung ging er zum Tisch und ließ sich daran nieder. Konrad setzte sich neben ihn.
    »Gib es zu, Neffe, du hast dich da furchtbar in etwas hineingeritten«, stellte der Herzog von Sachsen fest und hob abwehrend die Hand, als Albrecht etwas erwidern wollte.
    »Ich will keine Rechtfertigungen hören!«, meinte er brüsk. »Setz dich zu uns und lass uns überlegen, wie du den schlimmsten Schaden abwenden kannst!«
    Er legte einen prallen Weinschlauch auf den Tisch. »Hier, aus meinen persönlichen Vorräten. Ich habe gehört, du hast deinen Schenken verloren. Das hier können wir beruhigt trinken, auch ohne Vorkoster. Schenk uns ein!«
    Wortlos gehorchte Albrecht seinem Oheim und überlegte, was der wohl vorschlagen wollte. Bernhard von Anhalt galt nicht gerade als ein Mann mit großem Schlachtenglück. Aber er war eben Herzog, und ein Herzog zählte mehr als ein Markgraf.
    »Mit deinem Leichtsinn bringst du das ganze Haus Wettin in Verruf, in Gefahr sogar!«, hieb nun auch Konrad in diese Kerbe.
    Das brachte Albrechts Blut schon wieder zum Kochen.
    »
Ich
schade unserer

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