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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Familie?«, fuhr er seinen Cousin an. »Ich will sie stärker machen, mächtiger, aus diesem zerrissenen Flickenteppich ein einheitliches Land, von starker Hand regiert! Erinnere dich, über welch riesiges Gebiet einst unser Großvater herrschte, dessen Namen du trägst! Und jetzt? Wir müssen uns gegen das Pleißenland wehren, das der alte Kaiser Friedrich Rotbart errichtet hat, und gegen den Thüringer. Dazu brauche ich Weißenfels. Mein Bruder ist ein Schwächling, er kann es nicht regieren.«
    »Beruhigt euch!«, sagte Bernhard von Anhalt scharf, der sah, dass der Markgraf der Ostmark seinem Vetter am liebsten an die Gurgel gehen würde.
    »Wenn ich auch deine Beweggründe verstehen kann, Neffe, der Karren steckt nun mal im Dreck, und dummerweise hast du jetzt nicht nur den Thüringer als Gegner, sondern auch noch sämtliche hiesigen Reichsministerialen. Sei froh, dass wenigstens dein kluger Truchsess zu dir steht und uns zu Hilfe geholt hat. Er wartet draußen; du solltest ihn wieder in deine Dienste nehmen.« Dass er schon durch einen Vertrauten Dietrichs über die Lage ins Bild gesetzt worden war, verschwieg Bernhard lieber.
    »Was hat dich geritten, einen Mann des Kaisers blenden zu lassen, du Narr?«, fauchte Konrad. »Jetzt bleibt dir nichts anderes, als den Kaiser aufzusuchen und zu hoffen, dass er dich wieder in Gnaden aufnimmt! Ich rate dir dringend, ihm jedes Pfand zu bieten, das er von dir fordert – selbst Meißen, sollte es so weit kommen. Wir werden so lange deinen Besitz hüten. Und wir stehen dem Kaiser gegenüber dafür ein, dass du jegliche seiner Forderungen erfüllst.«
    »Tu es!«, riet auch Bernhard mit der Autorität seines Alters und seines Titels, bevor Albrecht widersprechen konnte. »Wir alle beten, dass du Erfolg hast und uns nicht noch mit in den Abgrund reißt. Heinrich traut uns nach den Streitigkeiten vor ein paar Jahren ohnehin nicht. Dieser Kaiser ist jetzt zu mächtig, als dass wir uns noch offen gegen ihn stellen könnten.«
     
    Albrecht brauchte zwei Tage und zwei Nächte, um über die Mahnung seiner Verwandten nachzugrübeln. Genauer gesagt: um sich einzugestehen, dass sie recht hatten und er ihren Rat befolgen musste, wollte er nicht alles verlieren.
    Er ließ Elmar rufen und schickte ihn nach wortloser Aussöhnung mit genauen Befehlen nach Meißen. Elmar sollte dort die Stellung für ihn halten, Rutger in Freiberg. Fürstin Sophia jedoch und entsprechendes Geleit sollten sich unverzüglich hierherbegeben, um ihn auf einer Reise zum Kaiser zu begleiten.
    Vielleicht, so hoffte Albrecht, würden ihr hübsches Gesicht und ihre Gesellschaft den Kaiser milder stimmen.
    Er selbst wagte es nicht, die Leipziger Burg zu verlassen, bevor er ausreichend Bewaffnete um sich wusste. Wem sollte er überhaupt noch trauen?
    Sophie stellte keine Fragen, als sie in Leipzig eintraf. Sie hatte genug gehört, um den Zorn ihres Mannes nicht noch mehr schüren zu wollen. Also lächelte sie, wenn auch etwas gezwungen, sprach in seinem Beisein lediglich, wenn sie dazu aufgefordert wurde, und tat so, als stünde ihr und ihrem Gemahl eine ganz gewöhnliche Reise zu einem ganz gewöhnlichen Hoftag bevor, nur etwas weiter eben, nach Sizilien. Sie hatte ihre schönsten Kleider mitgenommen und verwendete viel Zeit darauf, sich herausputzen zu lassen und ihr schönes rotblondes Haar mit golddurchwirkten Bändern zu schmücken.
     
    Nach Wochen beschwerlicher Reise und einer Überfahrt bei rauher See erreichten das markgräfliche Paar und sein Gefolge Palermo. Doch als Albrecht in Begleitung seiner Gemahlin – beide prachtvoll ausstaffiert – den königlichen Palast von Favara östlich der Stadt betrat, in dem der Kaiser bis zu seiner Krönung zum König von Sizilien residierte, erlebte er eine böse Überraschung.
    Ein Kammerdiener stellte sich ihm in den Weg, noch ehe er den Vorraum des Audienzsaales erreicht hatte. »Seine Majestät empfängt heute nicht«, beschied ihm der dürre Lakai.
    »Beiseite, du Wicht!«, fuhr Albrecht ihn an. »Weißt du nicht, wer vor dir steht?! Albrecht von Wettin, Markgraf von Meißen!«
    Der Dürre zuckte ein wenig zurück, wiederholte dann aber tapfer: »Seine Majestät empfängt heute nicht.«
    Albrecht hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst. Nur der Gedanke, dass dies seinem Vorhaben nicht gerade förderlich war, hielt ihn zurück.
    Einer der Bewaffneten, die vor der Tür Wache hielten, trat auf sie zu, als Albrecht versuchte, den dürren Kammerdiener

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