Der Traum des Highlanders
Baum, mit dessen Hilfe ich die Highlander weiter in der Gegenwart halten kann.«
Robbie bedachte ihn mit einem argwöhnischen Blick. »Es dauert eine halbe Ewigkeit, einen Baum zu züchten.«
»Bis zur Sommersonnenwende ist er groß genug.«
»Das wird aber ganz schön knapp.«
»Ja«, räumte Daar kleinmütig ein. »Aber ich habe keine andere Wahl. In spätestens zwei Wochen muss ich die Wurzel haben, damit der Baum rechtzeitig wachsen kann.«
»Zwei Wochen?«
Der Druide nickte. »Du wirst die Wurzel sicher nicht gleich bei der ersten Reise finden. Heute verschaffst du dir erst mal einen Überblick, damit du dein Vorgehen planen kannst. Zieh die modernen Kleider aus«, wies er Robbie an, trat vor den Felsen und zog ein Stück Stoff und einen breiten Ledergürtel darunter hervor.
»Das ist mein MacKeage’sches Plaid.« Er hielt Robbie die Decke hin. »Aus der Zeit, als ich noch bei ihnen lebte. Es müsste dir helfen, dich unauffällig zu bewegen. An dein Gälisch erinnerst du dich ja wohl noch.«
Robbie erstarrte. »Kommst du denn nicht mit?«
»Nein. Sie wüssten sofort, wenn ich plötzlich wieder da wäre.«
Nach kurzem Zögern nahm Robbie die Tasche und das Schwert von seinen Schultern, streifte seinen Mantel ab und öffnete die Knöpfe seines Hemds. »Und wie soll ich diesen Baum erkennen?«, fragte er und zog seinen Gürtel auf.
»Du kannst ihn nicht verpassen«, versicherte ihm Daar. »Er ist größer als die anderen Bäume, durch jahrhundertealte Weisheiten vollkommen verknotet, und sein Druide Cùram hat ihm sein Zeichen eingeritzt.«
Robbie verharrte völlig reglos. »Der Druide ist ein Wächter?«, wisperte er erstickt, da dies die Bedeutung des gälischen Wortes Cùram war.
Daar schnaubte verächtlich auf. »Er ist alles Mögliche, vor allem aber ein trickreicher Bastard und ein elendiger Schuft. Deshalb darfst du nichts überstürzen und musst erst die Lage sondieren, bevor du irgendetwas unternimmst.«
»Wie alt ist dieser Cùram?«
»Ein junger Mann wie du«, antwortete Daar, während Robbie aus seinen Stiefeln und der Hose stieg.
Beim Anblick des imposanten nackten Kriegers atmete der Druide zischend ein. »Es könnte wirklich funktionieren«, flüsterte er leise und reichte ihm das Plaid.
Robbie wickelte sich in die Decke und zog eine Augenbraue hoch. »Bezweifelst du das etwa?«
»Nein«, beeilte sich Daar ihm zu versichern und hielt ihm auch den Gürtel hin. »Ich habe keine Zweifel, sondern nur gewisse Ängste. Ich weiß, du bist gut ausgebildet und hoch motiviert.«
Er trat ein wenig näher an den jungen Mann heran und senkte seine Stimme zu einem leisen Flüstern, bevor er ihm erklärte: »Du kannst Mary mitnehmen, wenn du willst.«
Der junge Krieger blickte auf die weiße Eule, die keine hundert Meter rechts von ihm auf einem der Felsen saß.
»Sie kann dich nicht ausstehen«, antwortete er und schüttelte den Kopf. »Und ich bringe sie bestimmt nicht unnötig in Gefahr.«
Wieder stieß Daar ein Schnauben aus. »Der verdammte Vogel kann problemlos selber auf sich aufpassen.« Er nickte himmelwärts. »Vielleicht würde er sich ja sogar freuen, wenn er die Gelegenheit bekäme, sich die alte Heimat deines Vaters anzusehen.«
Robbie lief zu der Eule, streckte eine Hand aus, und Mary breitete die Flügel aus und sprang auf seinen Arm.
Dann kam Robbie wieder zurück, zog das Schwert aus seiner Scheide und wollte von dem Alten wissen: »Wie komme ich hierher zurück? Und wann? Du hast etwas vom Sonnenaufgang gesagt. Heißt das, ich habe nur zwölf Stunden Zeit?«
»Nein. Vielleicht verbringst du Tage in der alten Zeit. Aber«, fuhr Daar fort, bevor ihm Robbie widersprechen konnte, »in dieser Zeit ist es auf jeden Fall nur eine Nacht. Egal, wie lange du verschwunden bist, bist du immer bei Sonnenaufgang wieder hier.«
Robbie blickte in Richtung der untergehenden Sonne. »Wie sieht die Formation deiner Planeten aus, Priester?«
»Wir können beginnen. Hier«, fügte der alte Mann hinzu. »Nimm dieses Stück von meinem Kirschholzstab. Wenn du wiederkommen willst, nimm es in die Faust und wünsch dich einfach hierher zurück.«
Roobie nahm das Stückchen Holz, sah an sich herab und fing an zu lachen. »Ich habe keine Taschen.«
»Steck es einfach in deinen Gürtel. Bist du bereit?«
»Noch nicht ganz«, wisperte Robbie und sah dem Priester ins Gesicht. »Falls irgendetwas schiefäuft … falls ich nicht mehr wiederkomme, versprich mir, dass du meinem Vater und Greylen
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