Der Traum des Highlanders
Robbie es nicht schaffen könnte; er hatte eher vor den weiteren Auswirkungen dieses Auftrags Angst.
Cùram de Gairn war ein junger, dunkler, mächtiger Druide und eher für seine Verschlagenheit als für seine Freundlichkeit bekannt. Es würde ihn bestimmt nicht freuen, wenn sich jemand sein Zauberbuch auslieh, und es würde ihm noch weniger gefallen, dass ausgerechnet Pendaär der Entleiher war.
Über die Jahrhunderte hinweg hatten ihre Wege sich gelegentlich gekreuzt, wobei keines dieser Treffen jemals angenehm gewesen war. Bei ihrer letzten Auseinandersetzung vor fast hundert Jahren war es um eine Frau gegangen. Um Greylen MacKeages Mutter, die sie beide mit dem rechten Mann zusammenbringen sollten, damit sie den Vater ihrer Nachfolgerin gebar. Pendaär war zwar stark geschwächt, aber siegreich aus dem Kampf hervorgegangen, Judy MacKinnon hatte Duncan MacKeage zum Mann bekommen und neun Monate und zwei Wochen später Greylen, den versprochenen Erzeuger seiner Erbin, auf die Welt gebracht.
Cùram war nach seiner Niederlage wie vom Erdboden verschwunden und erst vor sechs Jahren wieder aufgetaucht. Der Schurke lebte jetzt bei den MacKeages im dreizehnten Jahrhundert, denn wahrscheinlich hatte er die Hoffnung, dass sich dort eine für seine Zwecke passende Verbindung schaffen ließ. Er brauchte einen Erben. Schließlich hatte ein Druide in den letzten paar Jahrhunderten vor seinem Tod nur noch dieses eine Ziel.
Dass Cùram schon an solche Dinge dachte, obwohl er mit fünfhundert beinah noch ein Jungspund war, rief in Pendaär ein Gefühl des Unbehagens wach. Der trickreiche Schurke führte irgendwas im Schilde. Aber was?
»Wenn du deinen Kopf noch mehr anstrengst, explodiert er sicher gleich.«
»Du bist zu spät!« Daar bedachte Robbie mit einem bösen Blick.
»Nein, das bin ich nicht. Also, bringen wir diesen Wahnsinn hinter uns.« Er schwang sich aus dem Sattel seines Pferdes und sah den Priester an. »Schließlich habe ich auch noch anderes zu tun.«
»Du brauchst mich nicht anzuschnauzen, Junge. Es ist nicht meine Schuld, dass du dich von dieser Frau hast austricksen lassen.«
»Du weißt, dass ich auf der Suche nach einer jungen Dame bin?«, fragte Robbie überrascht.
Daar sah ihn mit einem selbstzufriedenen Lächeln an. »Wenn du nicht zu stur wärst, andere um Hilfe zu bitten, hätte ich dir schon vor drei Tagen sagen können, dass sie in der alten Hütte auf dem westlichen Bergkamm lebt.«
Robbie stieg wieder auf sein Pferd. »In vier Stunden bin ich wieder da.«
»Nein!« Daar hielt das Pferd am Zügel fest. »Du bist bei Sonnenaufgang wieder da. Dann kannst du dich auf die Suche nach ihr machen.«
»Sie kann nicht noch eine Nacht hier oben auf dem Berg verbringen. Es braut sich ein Unwetter zusammen.«
»Sie und ihre Bälger haben es sich in der Hütte recht bequem gemacht und kommen ganz bestimmt noch eine Nacht zurecht. Aber unser Problem duldet keinen Aufschub. In weniger als zwanzig Minuten haben die Planeten die richtige Position.«
»Dann sag mir, wie dein verdammtes Buch aussieht.« Resigniert stieg Robbie wieder ab. »Und wo ich es finde.«
Daar trat vorsichtig einen Schritt zurück. »Es geht nicht einfach darum, kurz im alten Schottland aufzutauchen, sich das Buch zu schnappen und dann wieder zu verschwinden.«
»Worum geht es dann?« Robbie kreuzte die Arme vor der Brust. »Wo ist dieses vermaledeite Buch?«
»Es ist auf dem Land der MacKeages versteckt, aber es gehört einem anderen Druiden«, erklärte Daar nervös. »Und es ist nicht wirklich ein Buch, sondern ein Baum.«
»Ein Baum.«
»Genau.« Daar nickte mit dem Kopf. »Eine große Eiche. Sie wächst ungefähr fünf Kilometer vom Dorf der MacKeages entfernt im Wald.«
»Du erwartest, dass ich einen Baum für dich besorge?«
Daar hielt seine Hände vielleicht fünfundzwanzig Zentimeter auseinander.
»Nur einen kleinen Teil davon«, versicherte er Robbie. »Und zwar von der Wurzel.«
»Und was hat ein Baum mit einem Zauberbuch zu tun?«
Daar winkte ungeduldig ab. »Es ist ein so genannter Lebensbaum, MacBain. Sie sind auf der ganzen Welt verstreut und können nur mit Hilfe ihrer Wurzeln, nicht mit Samen, vermehrt werden. Jeder dieser Bäume wird von einem Druiden gepflegt, der sein Wissen hütet, damit die Kontinuität des Lebens niemals unterbrochen wird.«
»Und wenn ich dir ein Stück von dieser Wurzel bringe, hast du das Wissen, um deinen Zauber rückgängig zu machen?«
»Ja. Ich züchte einfach einen neuen
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