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Der Traum des Highlanders

Der Traum des Highlanders

Titel: Der Traum des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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beim Anblick der klaffenden Wunde direkt oberhalb des Knochens hörbar ein. Aus dem vielleicht fünfzehn Zentimeter langen, tiefen Schnitt quoll dunkelrotes Blut.
    »Nun, Mister, wahrscheinlich haben wir Sie gerade noch rechtzeitig entdeckt«, wisperte sie, während sie die Wunde auseinanderzog, um sich zu vergewissern, dass nicht noch etwas anderes als Blut herausgequollen kam. Als sie weder irgendwelche inneren Organe noch Gedärme sah, atmete sie erleichtert auf.
    Sie war keine Chirurgin, doch sie hatte häufig genug in der Tierarztpraxis ihres Vaters ausgeholfen, um zu wissen, wie sich eine derartige Wunde nähen ließ.
    »Was willst du mit dem Ding?«, wollte Nathan von ihr wissen, während er die Schubkarre über die holperigen Wurzeln des großen Baumes schob.
    »Ich will ihn damit in die Hütte schaffen«, antwortete Catherine, schirmte den Verletzten gegen Nathans neugierige Blicke ab und hob vorsichtig die Decke an, um sich zu vergewissern, dass die Wunde an der Hüfte die einzige gravierende Verletzung war. Dann ließ sie die Decke wieder fallen, als hätte sie sich an dem Stoff verbrannt, und wandte ihrem Sohn den Rücken zu, damit er nicht bemerkte, dass sie plötzlich puterrot geworden war. Die Tierarztpraxis ihres Vaters hatte sie auf einen solchen Anblick nicht gefasst gemacht. Wahrscheinlich war der Kerl nur deshalb noch am Leben, weil mehr Testosteron als Blut durch seine Adern lief. Bestimmt glich einzig seine ungeheure körperliche Fitness die enormen Blutverluste aus.
    »Wie kriegen wir ihn da rein?«, wollte Nathan von ihr wissen. Er trat neben sie, sah auf den Mann herab und riss mit einem Mal die Augen auf. »Das ist ja ein Schwert!«
    Als er nach der Waffe greifen wollte, hielt Catherine ihn zurück. »Nicht berühren.«
    Nathan machte einen Schritt zurück und sah sie blinzelnd an. »Was macht der Mann mit einem Schwert? Und warum ist er so komisch angezogen?«
    »Ich habe keine Ahnung«, gestand Catherine ein. »Vielleicht ist hier gerade ein Fest, bei dem die Leute sich verkleiden. Du weißt schon, wie bei der Feier zum Gedenken an den Bürgerkrieg, auf der ich letzten Sommer mit dir und Nora war. Dieser Mann sieht aus wie ein alter Krieger. Vielleicht findet hier ja gerade ein schottisches Festival statt.«
    »Hier ist das Handtuch, Mami. Wofür sind die Strümpfe?«
    Catherine nahm Nora das Handtuch ab, schob es unter die Decke und band es mit dem breiten Ledergürtel auf der Wunde fest. »Er hat einen Schock, Schätzchen, und deshalb hat er eine zu geringe Körpertemperatur. Hier.« Sie hielt Nathan ein Paar Strümpfe hin. »Zieh ihm die an die Füße, ja?«
    Vorsichtig löste sie das Schwert aus der linken Hand des Mannes und schob eine Socke über seine Faust.
    »Er hat sechs Zehen!« Nathan machte einen Satz zurück. »An beiden Füßen!«
    Catherine starrte auf die Füße des Verletzten, und obwohl der Anblick wirklich etwas seltsam war, sah sie ihren Sohn mit einem beruhigenden Lächeln an. »Ich habe schon davon gehört, dass es Leute mit sechs Zehen gibt.«
    »Ist er vielleicht ein Monster?« Nora klammerte sich wieder Hilfe suchend an den Baum. »Er hat furchtbar viele Haare, er ist riesengroß und er sieht wirklich Furcht einflößend aus.«
    »Er ist bestimmt kein Monster«, erklärte Catherine nachdrücklich, nahm ihrem Sohn die Strümpfe aus der Hand und zog sie dem Verletzten selber an. »Los, helft mir, ihn in die Schubkarre zu verfrachten.« Sie stand entschlossen auf. »Je eher er in der Hütte ist und ich die Blutung stoppe, umso besser für uns alle.«
    »Wir ham bestimmt nicht genug Muckis, um den Mann da reinzuheben«, stellte Nathan fest.
    Ohne auf die Ausdrucksweise ihres Sohnes einzugehen, hockte sich Catherine neben den Kopf des Mannes und packte seine Schultern. »Ich hebe ihn hoch und du versuchst, den Karren unter ihn zu schieben«, wies sie Nathan an. »Okay, los geht’s.«
    Kaum hatte sie den Mann gepackt, als er ihr bereits wieder entglitt. Gütiger Himmel. Der Kerl war schwer wie Blei.
    »Noch mal«, sagte sie und spannte alle Muskeln an. »Schieb die Karre unter ihn, Nathan.«
    Mühsam manövrierte Nathan das Gefährt zwischen die Schulterblätter des Verletzten, Catherine zerrte ihn in eine halb sitzende Position, trat zwischen die Griffe der Schubkarre und zog ihn an den Armen noch ein Stückchen höher.
    »Okay, Nathan«, stellte sie keuchend fest. »Ich ziehe noch ein letztes Mal, während du an seinen Beinen schiebst.«
    »Ich traue mich nicht, ihn

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