Der Traum des Highlanders
Hügel«, fuhr er fort und nickte in Richtung der Erhebung, die man durch das Fenster über der Spüle sah. »Meinen vier Onkeln gehört die Tar Stone Skistation. Die Lichter, die Sie abends sehen, beleuchten die Abfahrten.«
Angewidert von sich selbst und in der Hoffnung, dass sie nicht schon wieder leuchtend rote Wangen hatte, tauchte Catherine unter seinem Arm hindurch ins Wohnzimmer. Sie blieb stehen, als sich ein älterer, breitbrüstiger Mann mit wild zerzaustem weißem Haar von seinem Stuhl neben dem Kamin erhob.
»Ian«, sagte Robbie, während er vor seinen Onkel trat. »Das hier ist unsere neue Haushälterin, Cat Daniels. Cat.« Er lächelte über ihr Unbehagen, weil er von ihr noch nicht mal seinem Onkel gegenüber als von Catherine sprach. »Das hier ist mein Onkel, Ian MacKeage. Glauben Sie am besten nichts, was er Ihnen über mich erzählt.«
»Dabei kann ich Geschichten zum Besten geben, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen, Mädchen«, erklärte Ian fröhlich und reichte ihr die Hand.
Catherine trat auf ihn zu und sah, wie ihre Hand völlig in Ians fester, aber zugleich sanfter Pranke verschwand. »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr MacKeage. Ich glaube, meine Kinder, Nathan und Nora, kennen Sie bereits.«
Als sie ihn für Noras nettes Kompliment um Verzeihung bitten wollte, kam er ihr zuvor. »Die Kleine ist einfach herzerfrischend«, erklärte er ihr lachend und drückte noch einmal ihre Hand. »Unglaublich aufgeweckt. Und auch auf Ihren Jungen können Sie wirklich stolz sein. Er ist ein wunderbarer kleiner Kerl.«
»V…vielen Dank. Hätten Sie vielleicht gerne eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen? Die Kirschen kommen aus dem Glas, aber der Teig ist selbst gemacht.«
»Danke, nein«, antwortete Ian, ließ endlich ihre Hand los und wandte sich seinem Neffen zu. »Ich mache nur gerade meinen täglichen Spaziergang und hatte gehofft, dass ich diesen Jungen dazu überreden kann, dass er mich auf dem Nachhauseweg begleitet.«
»Vor den Bären brauchst du keine Angst zu haben, Onkel«, stellte Robbie fest und bedachte ihn mit einem warmen Blick. »Sie haben sicher keinen Appetit auf einen zähen alten Kerl wie dich.«
Ian stieß ein Schnauben aus. »Wahrscheinlich haben die Bären eher Angst davor, dass ich sie fresse, als andersherum.« Dann sah er wieder Catherine an. »Hat mich gefreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Cat.« Er wandte sich zum Gehen. »Ich hoffe, Ihnen ist bewusst, auf was Sie sich hier eingelassen haben«, fügte er über die Schulter gewandt hinzu, während er bereits nach seinem Mantel griff. »Wenn Sie wollen, suche ich Ihnen einen großen Knüppel«, bot er ihr freundlich an. Während er sich seinen Mantel anzog und die Knöpfe schloss, bedachte er sie mit einem breiten Lächeln, das sogar durch seinen dichten Bart hindurch zu sehen war. Er hatte wirklich unzählige Fältchen um die Augen, stellte Catherine fest. »Es geht doch nichts über einen ordentlichen Hieb mit einem Stock, wenn man seinen Argumenten Nachdruck verleihen will.«
»Ah … vielen Dank«, flüsterte Catherine, denn etwas anderes fiel ihr nicht ein. »Aber es ist Robbies Aufgabe, die Jungs zu disziplinieren. Ich bin nur die Haushälterin.«
»Ich habe nicht die Jungs gemeint«, erklärte Ian, während er bereits das Haus verließ. »Los, junger Robbie. Bei meinem Tempo ist es sicher dunkel, bis ich zu Hause bin.«
Catherine verfolgte durch das Fenster der geschlossenen Küchentür, wie das Duo langsam über den Hof marschierte und im Wald verschwand. Abgesehen von dem gleichmäßigen, beruhigenden Ticken der Standuhr in der Ecke und dem gelegentlichen Kichern ihrer Kinder war es ungewöhnlich ruhig.
Wann hatten ihre beiden Schätze eigentlich zum letzten Mal gelacht?
Es gefiel ihr hier, stellte sie plötzlich fest. Trotz der großen Männer und der Peinlichkeit des Einkaufs von Kondomen vermittelte ihr dieses wunderbare alte Haus ein Gefühl von Sicherheit – hier lebten vier heranwachsende Jungen und ein tatkräftiger Mann mit einer, wie es aussah, riesigen Familie, die das Ziel verband, jeden Tag mit neuer Hoffnung anzugehen.
Und hoffen wollte sie.
Nathan und Nora könnten hier gedeihen, und mit ein wenig Unterstützung könnten sie möglicherweise sogar lernen, anderen wieder zu vertrauen und geradeaus statt immer ängstlich über ihre schmalen Schultern hinter sich zu schauen.
Vielleicht könnte sie das auch. Am besten finge sie mit Robbie an. Wenn er sie das nächste
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