Der Traum des Highlanders
wenn du dich schon in einen Kampf begibst, warum nimmst du dann nicht eine bessere Waffe mit als das blödsinnige Schwert, das du bei dir hattest, als ich dich gefunden habe?«
Er lachte leise auf. »Das blödsinnige Schwert ist nun mal die Waffe meiner Wahl. Genau wie der Knüppel deine beste Waffe wird, wenn du erst mal gelernt hast, wie man ihn richtig schwingt. Geh ins Haus zurück, Catherine. Du hast für einen Tag genug erlebt. Irgendwann wirst du verstehen, warum ich tue, was ich tue, heute aber nicht.«
Sie starrte ihn im weichen Dämmerlicht der Scheune an. Er hatte die Beine leicht gespreizt, die Arme vor der Brust verschränkt und sah sie durchdringend aus seinen grauen Augen an.
Sie machte auf dem Absatz kehrt und trat, ohne noch etwas zu sagen, in den Hof hinaus.
15
W eshalb war er nur überrascht, weil Catherine Daniels plötzlich mit der Leidenschaft von einer Löwin kämpfte, die eine Gefahr für ihre Jungen sah? Als sie abermals versuchte, ihm den Kopf mit ihrem Knüppel einzuschlagen, überlegte er, ob sie vielleicht einfach nach sechs Jahren des Missbrauchs durch Ronald Daniels Dampf abließ oder ob er mit seinem Unterricht vielleicht ein Monster schuf.
Eilig duckte er sich unter einem ihrer beeindruckenden Stockschwünge hinweg. »Du lässt dich von deinen Gefühlen leiten«, meinte er und hob, als sie zum nächsten Schlag ausholen wollte, abwehrend eine Hand.
»Das habe ich vorhin schon versucht, dir zu erklären, Cat. Du hast mit kalkulierten Bewegungen begonnen, aber jetzt bist du frustriert und denkst deshalb nicht mehr nach. Du hast den Kampf von vornherein verloren, wenn du dich von deinem Gefühl beherrschen lässt.«
Sie lehnte den Stock gegen ihr Bein und fuhr sich mit einer zitternden Hand durch das Gesicht. »Wenn jemand versucht, einem die Zähne auszuschlagen, ruft das unweigerlich gewisse Empfindungen in einem wach«, erklärte sie mit vor Anstrengung hochrotem Gesicht.
Er trat auf sie zu, nahm ihr die Waffe ab und balancierte sie auf seinen Fingern. »Trotzdem geht es nicht um Gefühle, sondern darum, dass du die Kontrolle über dich und den anderen behältst. Deine Waffe ist dein Hebel, du selber bist der Drehpunkt, und deine Stärke wird vervielfacht, wenn du beim Ausholen die Kraft aus deinem Körper in den Knüppel fließen lässt.«
»Meine Schulphysik ist etwas eingerostet.«
»Trotzdem wendest du sie täglich an. Wenn du den Deckel eines Marmeladenglases öffnest, hilfst du dir notfalls mit einem Messer, und wenn du einen schweren Braten aus dem Ofen holst, verlagerst du automatisch dein Gewicht. Also setz diese Techniken am besten auch beim Kämpfen ein.« Er trat hinter sie und legte eine ihrer Hände mittig und die andere vielleicht vierzig Zentimeter tiefer um den Stock. »Schwing den Knüppel nicht wie einen Baseballschläger, sondern stoß ihn von dir weg«, wies er sie mit ruhiger Stimme an, während er ihre rechte Hand nach vorne schob.
»So«, erklärte er. »Erst schlägst du deinem Gegner auf die Schulter, und dann nutzt du seine Reaktion, die darin bestehen wird, dass er den Stock wegschieben will, und schlägst ihm unter das Kinn. Oder«, schlug er vor und schob erneut das kurze Ende ihres Stocks nach vorn, »du zielst auf sein Brustbein oder seinen Hals. Ein schneller, kraftvoller Schlag genügt, und dein Gegner ringt nach Luft.«
»Aber was ist, wenn der Mensch, mit dem ich kämpfe, auch kämpfen kann?«
Sie trat aus seinen Armen und drehte sich zu ihm um. »Was, wenn er all diese Tricks schon kennt, weil es jemand ist wie du?«
Robbie winkte Richtung Weide. »Dann nimmst du einfach die Beine in die Hand und läufst davon, so schnell es geht.«
»Und wenn ich in der Falle sitze? Wenn ich nicht weglaufen kann?«
Er nickte in Richtung des Knüppels, den sie in den Händen hielt. »Wenn wir mit dem Training fertig sind, wirst du es auf alle Fälle schaffen, dir einen Weg aus der Ecke heraus zu erkämpfen, damit du weglaufen kannst. Aber, Cat, die meisten Menschen, die man trifft, haben keine Ahnung, wie man richtig kämpft.«
»Und sie werden denken, dass ich ihnen aufgrund von meiner Größe und meinem Geschlecht nicht gefährlich werden kann«, wiederholte sie seine anfängliche Lektion.
»Ja. Deine beste Waffe ist die Überraschung.«
Sie blickte auf den Stock, dann wieder auf ihn und fing an zu lächeln. »Danke. Ich hätte nie gedacht, dass Gewalt auch eine positive Seite haben kann, aber es ist eindeutig besser, mich verteidigen zu
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