Der Traum des Highlanders
eingeladen? Wird das nicht zu viel?«
»Natürlich sind sie eingeladen«, antwortete Libby, schwang sich auf ihren Sitz und wandte sich dann abermals an Cat. »Wir essen um zwölf, und dann machen wir alle einen Spaziergang. Bringen Sie also bitte Stiefel mit.«
Catherine nickte und sagte auf Wiedersehen zu Kate, die sich, obwohl sie noch äußerst beweglich war, von Michael auf den Rücksitz helfen ließ.
Michael blickte über das Wagendach auf seinen Sohn. »Irgendetwas ist mit deinem Onkel los. Er ist in den letzten Tagen derart unruhig, dass Winter sich richtiggehend Sorgen um ihn macht. Guck, ob du ihn dazu bringen kannst, dir zu erzählen, was er hat, wenn du ihn nach Hause bringst.«
Robbie nickte. »Ja. Ich werde mit ihm reden.«
»Gut«, antwortete Michael und stieg ein.
Robbie beugte sich in den Fahrgastraum, küsste seine Mutter nochmals auf die Wange, drückte die Tür ins Schloss und blickte lächelnd auf die leuchtend roten Lettern auf dem dunkelgrünen Lack. »Bigelows Weihnachtsbaumschule, Pine Creek, Maine.«
Vor sechsundfünfzig Jahren hatten John und Ellen Bigelow ihren ersten Weihnachtsbaum gepflanzt. Obwohl sein Vater den Betrieb seit über dreißig Jahren übernommen hatte, behielt er der alten Namen bei. Er behauptete, er nenne seine Baumschule nur deshalb weiter Bigelow, weil der Name bekannt und angesehen war; Robbie aber war sich sicher, dass vor allem Michaels enge Bindung an die beiden wunderbaren Menschen der Grund für die Entscheidung war.
Ellen Bigelow war gestorben, als Robbie acht gewesen war, und John war ihr sieben Jahre später gefolgt. Beide waren auf einem kleinen Hügel oberhalb der Baumschule begraben, und sein Vater hatte eine ihrer wunderbaren Balsamtannen dort gepflanzt.
»Ian ist bestimmt noch in der Küche und stopft sich mit Blaubeerpudding voll, nicht wahr?«, fragte Robbie Cat, während der Wagen wieder Richtung Straße fuhr.
»Es liegt sicher an der Luft hier in der Gegend, dass jeder eine Vorliebe für süße Sachen hat«, antwortete sie und ging ins Haus zurück.
Robbie lief ihr hinterher. »Wie hat dir die Stunde heute Vormittag gefallen?«
Sie blieb auf der Verandatreppe stehen und sah ihn an. »Es tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe.«
»Mir nicht.« Robbie reichte ihr den Stock. »Du hast es genau richtig gemacht und etwas völlig Unerwartetes getan. Dass du mich dadurch getroffen hast, war meine eigene Schuld. Du warst einfach wirklich gut.«
»Du bist nicht einfach in den Wald gegangen und hast dort irgendeinen Stock für mich gesucht.« Sie hielt den Knüppel hoch. »Du hast dir richtig Arbeit mit dem Ding gemacht.«
Er hatte wirklich stundenlang nach dem richtigen Ahornast gesucht, sorgfältig die dünne Rinde abgeschält, ihn auf die für Catherine passende Größe zurechtgeschnitten, und das Holz dann mühsam glatt geschmirgelt und gewachst, damit er seine Schönheit beibehielt.
»Es gibt keinen Grund, warum eine Waffe nicht gut aussehen soll. Du erinnerst dich doch sicher an mein Schwert. Es hat meinem Namensgeber, meinem Großonkel Robert MacBain, gehört. Er hat es An Cluaran genannt, das ist Gälisch und bedeutet die Distel. Mein Vater hat mir erzählt, Robert hätte immer damit angegeben, dass sein Schwert die anderen Männer in Angst und Schrecken versetzt hat.«
Cat sah ihn lächelnd an. »Es ist eine Männersache, den Dingen immer irgendwelche Namen zu geben, oder? Wie zum Beispiel deinem Truck.«
Sie nickte in Richtung des Stickers auf der Windschutzscheibe des Suburban.
»Ja. Wir sind eben besitzergreifend.« Er beugte sich zu ihr herab. »Deshalb habe ich ja auch meine Haushälterin nach einer Bergkatze benannt.«
Sie wurde puterrot, machte auf dem Absatz kehrt und marschierte schnurstracks in die Küche, wo Ian saß, eine Tasse Kaffee in der Hand und mit mehr Blaubeerpudding in seinem Bart als auf seinem Teller.
»Wenn du nicht nach Hause rollen willst, lässt du besser den Rest des Puddings stehen«, meinte Robbie, während Catherine ihren Stock neben die Standuhr stellte, wie er ihr geraten hatte.
»Ich komme ja schon«, murmelte Ian und schob seinen Stuhl zurück. Dann ging er zu Catherine, wollte etwas sagen, nahm sie dann aber einfach in den Arm und drückte sie so fest, dass sie vor Überraschung schrie.
»Danke für … nun, für alles, Mädchen«, sagte er, trat einen Schritt zurück und nahm grinsend seinen Mantel vom Haken an der Tür. »Ich hoffe, dass du mit mir Schritt halten kannst, Robbie«,
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