Der Traum des Highlanders
ab, trat vor ihren Schrank, suchte ihren Rucksack und stopfte einen dicken Pulli, ein Paar Socken, ihre Mütze, ihre Handschuhe, eine Taschenlampe und ihr kleines, noch aus Arkansas stammendes Taschenmesser hinein.
Die Menschen taten, was sie tun mussten, hatte er selbst zu ihr gesagt. Nun, bei Gott, sie musste auf ihn aufpassen, denn dazu schien er selbst nicht fähig zu sein.
Denn das bedeutete Vertrauen, verdammt noch mal.
Catherine stellte den gepackten Rucksack neben die Tür, trat vor den Spiegeltisch und bürstete ihr Haar, während sie überlegte, wie sie ihm folgen könnte, ohne dass er etwas davon mitbekam.
Die Jungen könnten ihre Kinder hüten, dachte sie. Sie könnten wie geplant mit ihnen die Eisdiele besuchen und auch nach ihrer Rückkehr nach den beiden sehen. Ja. Die sechs kämen sicher wunderbar zurecht, und wenn sie morgen früh erwachten, wäre sie längst wieder zurück.
Catherine wartete noch zehn Minuten, bis sie hörte, dass Robbie das Haus verließ. Sie öffnete die Tür des Schlafzimmers, spähte in die Küche und trat gerade noch rechtzeitig ans Fenster, um zu sehen, dass Robbie im Stall verschwand.
Mary hockte auf dem Weidezaun.
Catherine sah auf die Uhr. Es war kurz vor zwei. Gleich kämen ihre Kinder aus der Schule, und die Jungen trudelten normalerweise nicht viel später als die beiden ein.
Während sie noch ein paar Kräuter an den Eintopf gab, den sie in dem riesigen Steinguttopf aufgesetzt hatte, einen Salat mischte und in den Kühlschrank stellte, blickte sie die ganze Zeit durchs Fenster in den Hof hinaus.
Endlich kam Robbie, sein Pferd am Zügel, wieder aus dem Stall, blieb noch einmal stehen und blickte Richtung Haus. Catherine wollte zu ihm laufen, blieb dann aber wieder stehen und verfolgte aus der Küche, wie sich Robbie in den Sattel schwang. Statt sofort loszureiten, blickte er noch einmal Richtung Haus und wendete erst dann sein Pferd.
Jetzt stürzte Catherine durch die Tür in den Hof hinunter. »Robbie!«
Er hielt noch einmal an, sie rannte zu ihm und berührte ihn am Knie. »Sei … sei bloß vorsichtig«, füsterte sie.
Er ließ die Zügel fallen, beugte sich zu ihr herab, packte sie unter den Armen, zog sie, ehe sie auch nur Gelegenheit bekam, nach Luft zu ringen, schwungvoll in seinen Schoß und drückte sie an seine Brust. »Ah, kleine Cat«, wisperte er und küsste sie aufs Haar. »Das werde ich ganz sicher sein. Und ich werde alles unternehmen, damit dies meine letzte Reise ist.« Er drehte ihr Gesicht zu sich herum. »Danke, dass du mich nicht im Streit wegreiten lässt. Es ist schlecht, wenn man sich so was erst mal angewöhnt.«
»Genauso, wie wenn ich dich immer wieder zusammenficken muss.«
Er strich mit einer Hand über ihr Haar und löste vorsichtig das Stoffband, mit dem es zusammengebunden war.
»Es ist eine alte Tradition, dass der in den Kampf ziehende Ritter ein Pfand der Dame seines Herzens bei sich trägt«, erklärte er, während er das Band in die Hemdtasche unter seiner Jacke schob. »Gibst du mir auch noch einen Kuss, wenn ich dir verspreche, kurz nach Sonnenaufgang wieder da zu sein?«
»Ich würde dir lieber ein Gewehr mitgeben«, meinte sie, schlang ihm aber trotzdem die Arme um den Hals. »Damit du deinem Gegner gar nicht erst nahe genug kommst, dass ich dich wieder zusammennähen muss.«
»Ja. Aber wo bliebe dann der Spaß?« Als sie ihm ihr Gesicht entgegenreckte, neigte er sich zu ihr herab.
Die Begegnung ihrer Lippen war weniger von Leidenschaft als von Süße und Zärtlichkeit geprägt. Während Catherine noch den warmen, köstlichen Geschmack von seinem Mund genoss, wurde ihr bewusst, dass inzwischen auch das Küssen ihres Bosses eine richtige Gewohnheit war.
Doch im Gegensatz zu der Gewohnheit, ihn nach seinen Touren zu verarzten, war sie rundum angenehm.
Der Mann fühlte sich an wie mit Flanell bedeckter Stein, wie in sinnliche Hitze gehüllter harter Fels. Sie verstärkte ihren Griff um seinen Hals, legte ihren Kopf ein wenig schräg, um noch mehr von ihm zu kosten, und schmiegte sich so eng an seine Brust, dass sich das starke, gleichmäßige Schlagen seines Herzens auf sie übertrug.
Es passierte schon wieder. Die Magie seiner Berührung rief erneut Verlangen in ihr wach. Es war Jahre her, seit sie zum letzten Mal die Nähe eines Mannes hatte spüren wollen, dass sie ihre Finger tief in seinem harten, warmen Fleisch vergraben hatte, bis sie eine Reaktion von ihm bekam. Bei der Vorstellung von ihnen beiden nackt
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