Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Traum des Kelten

Der Traum des Kelten

Titel: Der Traum des Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vargas Mario LLosa
Vom Netzwerk:
noch erregt und in dem knappen, vulgären Stil, mit dem er sein Intimleben festhielt: »Öffentliche Bäder. Sohn eines Pastors. Wunderschön. Langer, zarter Penis, der in meinen Händen steif wurde. Ich habe ihn in meinem Mund empfangen. Zwei Minuten des Glücks.« Er masturbierte und badete erneut, seifte sich lange ein und bemühte sich, das Gefühl von Traurigkeit und Einsamkeit zu verdrängen, das ihn bei solchen Gelegenheiten befiel.
    Am nächsten Tag aß er auf der Terrasse eines Hafenrestaurants zu Mittag, als er Andrés O’Donnell erblickte. Er rief ihn zu sich. Der ehemalige Vorsteher von Aranas Station Entre Ríos erkannte Roger sofort. Ein paar Sekunden lang sah er Roger argwöhnisch und leicht erschrocken an. Doch schließlich kam er näher, schüttelte ihm die Hand und setzte sich zu ihm. Sie unterhielten sich bei Kaffee und Brandy. O’Donnell gestand Roger, dessen Reise nach Putumayo habe auf die Kautschukleute die Wirkung eines Huitoto-Fluchs gehabt. Kaumsei er wieder weg gewesen, sei das Gerücht umgegangen, bald würden Polizei und Richter mit Haftbefehlen kommen und alle Verwalter, Vorsteher und Aufseher der Stationen festnehmen, und da die Gesellschaft Arana englisch sei, würden sie alle nach England überführt und dort vor Gericht gestellt werden. Deshalb hätten sich viele lieber aus dem Staub gemacht, seien nach Brasilien, Kolumbien oder Ecuador geflohen. Er selbst sei wegen einer möglichen Anstellung auf einer Zuckerrohrplantage hierhergekommen, das habe jedoch nicht geklappt. Jetzt versuche er, in die Vereinigten Staaten zu gelangen, dort gäbe es offenbar Arbeit bei der Eisenbahn. Sah man ihn in seiner alten Latzhose und dem fadenscheinigen Hemd auf der Restaurantterrasse sitzen, ohne Stiefel, Pistole und Peitsche, wirkte er nur noch wie ein armer Teufel, der um seine Zukunft bangte.
    »Sie wissen es nicht, aber Sie haben mir Ihr Leben zu verdanken, Mr. Casement«, sagte er zum Abschied mit einem bitteren Lächeln. »Aber das werden Sie mir wahrscheinlich nicht glauben.«
    »Erzählen Sie es trotzdem«, ermunterte ihn Roger.
    »Armando Normand war überzeugt, wir Vorsteher würden alle im Gefängnis landen, wenn Sie lebendig aus Putumayo herauskämen. Dass Sie besser im Fluss ertrinken oder von einem Puma oder Kaiman gefressen werden sollten. Sie verstehen mich. Wie dieser französische Forscher Eugène Robuchon, der die Leute mit seinen Fragen nervös gemacht hat und deshalb irgendwann verschwand.«
    »Und warum habt ihr mich nicht aus dem Weg geräumt? Das wäre für euch doch ein Leichtes gewesen.«
    »Ich habe die anderen auf die möglichen Folgen aufmerksam gemacht«, betonte Andrés O’Donnell. »Víctor Macedo hat das genauso gesehen. Dass uns dafür in England der Prozess gemacht werden könnte, weil Sie englisch sind und Don Julios Gesellschaft auch. Und dass wir nach englischen Gesetzen dafür gehängt werden könnten.«
    »Ich bin kein Engländer, sondern Ire«, korrigierte Roger.»Und wahrscheinlich wäre es nicht so gekommen, wie Sie dachten, trotzdem vielen Dank. Aber reisen Sie lieber so schnell wie möglich ab und sagen Sie mir nicht, wohin. Ich bin verpflichtet, die englische Regierung darüber zu informieren, dass ich Sie gesehen habe, und sicherlich wird man bald einen Haftbefehl gegen Sie ausstellen.«
    Nachmittags ging Roger wieder in die öffentlichen Bäder. Diesmal hatte er mehr Glück als am Vortag. Ein fröhlicher kräftiger Schwarzer, den er im Geräteraum Gewichte hatte stemmen sehen, lächelte ihm zu, hakte sich bei ihm unter und führte ihn zur Erfrischungsbar. Bei Ananas- und Bananensaft stellte er sich als Stanley Weeks vor und rückte dabei so nahe, dass sein Bein Rogers berührte. Dann hakte er sich wieder bei ihm unter, lächelte vielsagend und nahm ihn in eine kleine Kabine mit, die er von innen verschloss. Sie küssten sich, bissen sich in Hals und Ohren, während sie sich gegenseitig die Hosen abstreiften. Voller Verlangen starrte Roger auf Stanleys tiefschwarzes Glied mit der rosigen feuchten Eichel. »Für zwei Pfund kannst du ihn mir wichsen«, hörte er Stanley sagen. »Dann steck ich ihn dir in den Arsch.« Nickend ging Roger in die Knie. Später in seinem Hotelzimmer schrieb er in sein Tagebuch: »Öffentliche Bäder. Stanley Weeks: junger Athlet, 27 Jahre. Riesig, stählern, mindestens 22 Zentimeter. Küsse, Bisse, Penetration mit Schrei. Zwei Pfund.«
    Roger, Omarino und Arédomi verließen Barbados mit Kurs auf Pará am 5. September auf

Weitere Kostenlose Bücher