Der Traum des Satyrs
Lichtblitzen. Er duckte sich, wich den nächsten Schlägen aus, um im nächsten Moment selbst zuzuschlagen und zwei weitere Angreifer mit einem Streich tödlich zu verwunden.
Sie hatten ein leichtes Ziel abgegeben. Dämonen waren tödlich, doch sie ließen sich von purer Blutlust treiben und nahmen sich fast nie die Zeit, nachzudenken, bevor sie zuschlugen. Für gewöhnlich überwältigten sie ihre Opfer durch reine zahlenmäßige Überlegenheit.
Dominic drehte sich zu dem letzten Angreifer, der noch übrig war, doch von diesem war nur ein gelegentliches Aufblitzen zu sehen, als er sich zurückzog. Der weibliche Dämon. Diese waren immer am schnellsten und gerissensten. Während er den letzten Gefährten der Dämonin aufgespießt hatte, hatte sie angefangen, um ihr Leben zu laufen.
Schwer atmend richtete Dominic sich auf, noch immer kampfbereit. Das Blut pochte heftig in seinen Adern.
Vier Körper lagen zu seinen Füßen, silbrige Flüssigkeit sickerte aus ihnen auf die Erde. Vorsichtig näherte er sich dem ersten der Angreifer und kniete neben ihm auf dem schmutzigen Boden nieder. Der Dämon rührte sich und zuckte angstvoll.
Diese vier hatte Dominic zwar tödlich verwundet, aber noch am Leben gelassen. Es war das Beste, sie nicht zu töten, bevor die Extraktion stattgefunden hatte.
Er legte den Handschuh ab und streckte die Hand aus, die im Vergleich zum Rest seines Körpers blass war, da sie nur selten mit dem Sonnenlicht in Berührung kam. Er drehte sie nach oben, dem Mond zu, und die silbrige Handfläche, die wie ein Spiegel glänzte, fing das Mondlicht ein und verstärkte es, bis sie hell wie die Sonne leuchtete.
Die Haut dieser Hand war so empfindsam, dass sogar der leichte Hauch, mit dem die Luft über ihre Nervenenden strich, verstörend intensiv anmutete, als er die Hand nach seinem Opfer ausstreckte und die Kreatur an ihrem silbergrünen Halsansatz in den Würgegriff nahm.
Der Dämon fauchte und versuchte, sich loszumachen, doch der Dolch, der ihn gefällt hatte, hielt ihn wie ein Insekt auf den Boden geheftet.
»Woher wusstet ihr, dass ich hier sein würde?«, wollte Dominic wissen. »Ich werde es kurz machen, wenn du antwortest. Wenn nicht …«
Ein wütender Schwall von Flüchen war die Antwort.
Dominic legte seine Handfläche auf den schuppigen Nacken des Dämons und peilte den stockenden Puls an seinem Halsansatz an, denn genau dort ruhte dessen Seele. Seine Hand erwärmte sich, erhitzte sich und begann zu pochen. Sie brodelte förmlich unter dem beständigen wütenden Toben der Seelen, die er und seine Vorgänger hier bereits eingefangen hatten.
Die Augen der Kreatur weiteten sich, und ihre Pupillen quollen hervor. Ihr Körper krümmte sich und zitterte, und ihre silberne Zunge schoss heraus, als der Dämon Dominic mit seinem letzten Atemzug verfluchte.
Ein quälender Schmerz wie hundert Wespenstiche umgab seine Handfläche. Er stöhnte auf, als eine weitere Seele hineinschlüpfte. Sein Schwanz unter der Uniform war angeschwollen, doch er nahm kaum Notiz davon. Er war längst abgehärtet gegen die beschämende sexuelle Erregung, die ihn jedes Mal durchfuhr, wenn er eine Seele aufnahm. Das verspiegelte Licht seiner Handfläche leuchtete noch ein paar Sekunden lang hell auf, bevor es sich wieder verdunkelte.
Mit der blitzenden Klinge in seiner linken Hand hackte er dem Dämon den Kopf direkt unter dem Kinn ab und trennte so Verstand und Körper. Zurück blieb eine leblose, seelenlose Hülle.
Dominic stand auf und verzog das Gesicht.
Dann ging er weiter zu den anderen drei.
Augenblicke später zog er den Handschuh wieder über seine rechte Hand. Keiner von ihnen hatte irgendwelche Informationen darüber preisgegeben, woher sie gewusst hatten, dass er hier zu finden war.
Doch irgendwie hatten sie ihn aufgespürt.
13
Anderwelt
Dominic kam schwankend auf die Füße und stolperte beinahe über den letzten der Dämonen, die er gerade getötet hatte. Er verlor Blut. Er presste die linke Hand gegen seine Seite und fühlte es blutrot und klebrig durch seine Finger sickern.
Er stieg über einen der enthaupteten Leichname und machte sich auf den Rückweg zum Tempel. Nach Hause, wo er sich in Sicherheit erholen konnte. Mit schwerfälligen, entschlossenen Schritten zwang er sich, weiterzugehen, doch seine Gedanken rasten.
Ganz gleich, wie viele Dämonen er auch tötete, es kamen immer mehr. Immer wieder mehr. Frustration und das Gefühl, versagt zu haben, waren seine ständigen Begleiter,
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