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Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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Aufenthaltsort Eurer Nachfolgerin für alle bekanntzumachen.«
    Dieser Gedanke erfüllte Dominic mit einem schockierenden Gefühl des Verrats. Er war bereit, zu glauben, dass Carlo so hinterlistig handeln konnte. Aber nicht sie. Bitte, nicht sie!
    Als er Dominics niedergeschlagene Miene bemerkte, versuchte der Bewahrer, zu beschwichtigen. »Vergebt mir! Das alles sind nur Vermutungen. Wir müssen nicht annehmen …«
    »Als ich letzte Nacht aus dem Tunnel kam, lagen fünf unserer Feinde schon auf der Lauer«, erzählte Dominic.
    »Ihr wurdet angegriffen?«
    Als Antwort deutete Dominic auf seine frische Wunde. »Sie haben mich erwartet. Sie wussten, dass ich durch das Tor kommen würde.«
    Der Bewahrer und die anderen schüttelten die Köpfe. »Es war ungewöhnlich ruhig hier letzte Nacht. Wir hatten schon angefangen zu hoffen, dass sie sich unter die Erde zurückgezogen hätten.«
    »Sie werden sich erst unter die Erde zurückziehen, wenn wir sie alle begraben haben.« Dominic drehte sich auf dem Absatz um.
    »Was ist mit Eurem Frühstück? Wohin geht Ihr?«, rief der Bewahrer ihm nach.
    »Ich versuche, Carlo zu finden. Ich vermute, er hat das Amulett, oder er weiß, wo es ist.«
    »Zuerst brauche ich Eure Zustimmung – zur Heirat.«
    »Ihr habt sie. Wann?«, fragte Dominic, ohne stehen zu bleiben.
    »Nächsten Vollmond.«
    In einem Monat sollte er heiraten. Mit einem knappen Nicken stimmte Dominic zu. Er ging durch die Reihe der Torbögen und fand seine Jacke und sein Hemd. Dann hatte er den Hauptraum des Tempels durchquert und war draußen. An dem leeren Sockel vorbei, auf dem einst die Bacchusstatue gestanden hatte, eilte er die neun marmornen Stufen hinunter.
    Am Fuß der Treppe fiel ihm etwas ins Auge. Die juwelenbesetzte Haube seiner Mutter lag weggeworfen im Schmutz. Sie hatte keine Zeit verloren, etwas loszuwerden, das er berührt hatte. Etwas, das er mit seiner Berührung besudelt hatte.
    Er zerdrückte sie unter seinen Stiefeln und ging weiter.

14
    S ieben Tage später kniete Dominic neben Carlos verwesender Leiche. Ein Dutzend Soldaten standen in der Nähe Wache, direkt außerhalb der Schlucht, und warfen ihm Seitenblicke zu.
    Zwei Stunden nachdem Dominic den Tempel verlassen hatte, machte er das Regiment ausfindig, in dem er zusammen mit Carlo gedient hatte, nur um zu erfahren, dass sein Kamerad sich bei seiner Rückkehr aus der Erdenwelt nicht dort gemeldet hatte.
    Von da aus hatte seine Suche ihn zu Carlos verlassenem Heim geführt, wo ihm ein Nachbar die Neuigkeit verraten hatte, dass er dort nicht allein gelebt hatte. Anscheinend hatte Emmas Ehemann sich hier in der Anderwelt insgeheim selbst mit einem Mann verheiratet. Dass er bei den
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diente und sich zu Männern hingezogen fühlte, war allgemein bekannt gewesen. Die meisten
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banden sich an eine Mischung aus Ehefrauen, Ehemännern und Konkubinen. In der Anderwelt war das kein Skandal. Warum also hatte Carlo die Beziehung geheim gehalten?
    Eine Reihe von Hinweisen hatte Dominic hierher zu dieser Schlucht geführt. Und zu diesem Leichnam.
    Mit seinen Fingern drehte er den leblosen Kopf und bemerkte die verräterischen Furchen am Hals, denen ein Hauch von rostrotem Puder entwich, als er sie berührte. Das Blut in Carlos Adern war zu Staub geworden.
    Damit hatte sein Verdacht sich bestätigt: das Werk von Dämonen. Er stieß den nackten Körper leicht an, so dass er auf den Bauch rollte. Wie er erwartet hatte, war die Leiche brutal sexuell missbraucht worden.
    Und soweit Dominic es beurteilen konnte, war sie vor einer Woche hier abgelegt worden, wies jedoch keinerlei Spuren von Geiern oder Insekten auf. Ein weiteres Anzeichen dafür, dass Dämonen dafür verantwortlich waren, denn ihr Gestank hielt Raubtiere fern.
    »Das Werk von Dämonen, wahrscheinlich ein Anführer«, verkündete er so laut, dass der ranghöchste Offizier es hören konnte. Ein paar Gaffer hatten sich jenseits der Schlucht versammelt, wo die Soldaten sie zurückhielten. Wohin er auch ging, überall erkannte man ihn jetzt. Da es auf Dauer zu erschöpfend war, sich ständig mit einem Zauber zu tarnen, hatte der Bewahrer darauf bestanden, dass er mit diesem Gefolge zweibeiniger Wachhunde reisen sollte.
    Mit seiner linken Hand griff er in die klaffenden Wunden des Leichnams. Die Soldaten erbleichten und wandten den Blick ab, als er methodisch Brusthöhle und Gedärme nach dem Amulett durchsuchte.
    »Nichts«, ließ er schließlich verlauten.
    Er stand auf und trat zu dem

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