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Der Traum des Schattens

Der Traum des Schattens

Titel: Der Traum des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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Suche und siehst dich um. Er wird gar nicht von dir erfahren. Du hast mir ein Stück deiner Seele gegeben, Hanna. Ein Teil von mir wird immer wie du sein, ob ich das nun will oder nicht. Deine Gefühle… Manchmal überlagern sie beinahe meine eigenen. Ich muss dafür sorgen, dass es dir gut geht, damit ich selbst glücklich sein kann. Sonst würde ich deine ganze Trauer abbekommen, und darauf kann ich echt verzichten. Dein Glück war das einzige Glück, das ich hatte in den vergangenen Monaten.«
    Réka stand auf und spähte durch die Fensterscheiben. » Mein Vater kommt heim. Das ist nicht selbstverständlich, viele Leute gehen weg und werden nie wieder gesehen. Du bist ein halbes Jahr nicht in dieser Stadt gewesen. Du hast ja keine Ahnung… Budapest ist nicht mehr, was es früher war. Die Schatten sind überall. Sie sind gierig. Sie bedienen sich ziemlich unverschämt. Wenn man darauf achtet, kann man nachts Dinge bemerken, die«, sie senkte die Stimme, » seltsam sind. Die Menschen gehen mit Schatten mit, ohne zu merken, dass es Schatten sind. Sie schreiten durch Pforten, ohne zu wissen, dass sie diese Welt verlassen.«
    » Was?«, fragte Hanna entsetzt.
    » Auf Kununs Partys tummeln sich immer auch Menschen, Hanna«, sagte Réka ungewöhnlich ernst. » Viele Menschen. Da werden die Schatten dich nicht sofort bemerken, wenn wir dein Aussehen etwas verändern. Dort können wir versuchen, etwas über Mattim rauszubekommen.«
    » Du willst auf eine Party gehen?« Ferenc Szigethy stand in der Wohnzimmertür und funkelte seine Tochter ungehalten an. » Ohne mich zu fragen?«
    Réka schmolz zu einem kleinen Mädchen zusammen. » Aber Papa, ich will doch bloß mit Hanna…«
    » Und Sie, was tun Sie hier? Sind Sie nicht längst wieder in Deutschland?«
    Ihr ehemaliger Au-pair-Vater war nicht gut auf sie zu sprechen, das wusste Hanna. Er gab ihr die Schuld an Rékas Nervenzusammenbruch im letzten Jahr, womit er nicht ganz unrecht hatte.
    » Ihr geht auf keine Party«, bestimmte Ferenc. » Du musst für die Schule lernen.«
    Mit einem Satz war Réka bei ihm. Hanna sah nur, wie sie seine Hand packte, und hörte, wie er einen kurzen Schrei ausstieß. Als seine Tochter ihn wieder losließ, blinzelte er verwirrt.
    » Oh, ich… mir geht es nicht so gut.« Er ließ sich schwer in einen Sessel fallen.
    » Hallo, Papa«, sagte Réka, als wäre er eben erst eingetroffen. » Schau mal, wer zu Besuch gekommen ist.«
    Oben in Rékas Zimmer stemmte Hanna die Hände in die Hüften. » Réka, du kannst doch nicht…«
    Ein harter Ausdruck trat in die Augen der Sechzehnjährigen. » Und ob ich kann«, sagte sie. » Ich bin kein normaler Teenager, ich lasse mir nichts befehlen. Ich bin ein Schatten.«
    Wie kann ein Biss mein Herz verändern?, hatte Mattim immer gefragt. Wie soll das gehen, wenn ich es nicht will?
    Réka hatte sich definitiv verändert– oder war sie etwa schon immer so gewesen? Alle Freundlichkeit wich aus ihrem Gesicht, als sie über Hannas Entsetzen spottete.
    » Tu doch nicht so. Irgendetwas Gutes muss diese Verwandlung schließlich haben. Außerdem beiße ich ihn echt nicht oft. Nur wenn wir uns gestritten haben und so.«
    » Du beißt deinen Vater jedes Mal, wenn ihr euch streitet?«
    » Willst du Mattim jetzt suchen oder nicht?« Sie breitete
    mehrere Kleider auf dem Bett aus. » Nun sag schon. Eins davon wird dir ja wohl gefallen.«
    » Wo hast du die her?«, fragte Hanna misstrauisch. Sie konnte sich zwar vorstellen, dass Ferenc relativ großzügig war, damit Réka nicht zu ihrer Mutter zog, aber so spendabel nun auch wieder nicht. Außerdem hätten die Klamotten Réka gar nicht gepasst. » Das ist ja meine Größe. Die stammen gar nicht aus deinem Kleiderschrank, stimmt’s?«
    » Frag nicht so viel. Welches Kleid magst du am liebsten? Wetten, du nimmst das dunkelgraue, um nicht aufzufallen?«
    Hanna zog ihre Hände, die sich automatisch nach dem schwarzen Stoff ausgestreckt hatten, schnell zurück. » Das cremefarbene ist auch nicht übel.« Sie hielt sich den Stoff vor die Brust und betrachtete sich im Spiegel. Zu ihrem dunklen Haar passte es wunderbar, aber je besser sie aussah, umso mehr würden die Leute sie anstarren, und irgendjemand könnte sie erkennen. Hanna legte das Kleid wieder aufs Bett und griff nach dem dunklen. » Du hast die Sachen hoffentlich nicht geklaut?«
    » Ich hab ein paar Mal auf eigene Faust versucht rüberzugehen, deshalb bin ich ganz gut ausgerüstet.« Das Mädchen schüttete

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