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Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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selbst jene, die gegen Nynaeve gestimmt hatten. Niemand würde jemals erfahren, dass Nynaeve beinahe durchgefallen wäre. Vermutlich hatte man sie direkt auf das Baalsfeuer angesprochen - statt eine formelle Strafe zu verhängen -, weil die Tradition gebot, nicht von dem zu sprechen, was in dem Ter’angreal geschah.
    Rosil klatschte erneut. »Nynaeve al’Meara, Ihr werdet die Nacht im Gebet und in der Meditation über die Bürden verbringen, die Ihr morgen auf Euch nehmen werdet, wenn Ihr die Stola einer Aes Sedai anlegt. Es ist getan.« Sie klatschte ein drittes Mal in die Hände.
    »Danke«, sagte Nynaeve. »Aber ich habe bereits meine Stola und …«
    Sie unterbrach sich, als ihr Egwene einen finsteren Blick zuwarf. Einen abgeklärten Blick, aber finster war er auf jeden Fall. Vielleicht hatte sie ja die Dinge in dieser Nacht schon weit genug getrieben.
    »… freue mich, der Tradition zu folgen «, fuhr Nynaeve fort und vergaß ihren Einwand. »Solange es mir erlaubt ist, vorher noch eine wichtige Sache zu erledigen. Dann kehre ich zurück und erfülle die Tradition.«
     
    Nynaeve benötigte ein Wegetor, um dorthin zu gelangen, wohin sie wollte. Sie hatte darauf verzichtet, den anderen in allen Einzelheiten zu erklären, dass sie die Burg verlassen musste, wenn sie ihre Angelegenheit erledigen wollte. Allerdings hatte sie auch nicht gesagt, dass sie es nicht tun würde.
    Sie eilte durch das dunkle Zeltlager, das sich direkt vor einer zur Hälfte fertiggestellten Mauer befand. Der Nachthimmel war wolkenverhüllt und darum dunkel, und am Lagerrand brannten Feuer. Vielleicht zu viele Feuer. Diese Leute hier waren außerordentlich vorsichtig. Glücklicherweise hatten die Wächter ihr kommentarlos den Zutritt zum Lager gewährt. In den richtigen Gegenden konnte der Große Schlangenring wahre Wunder wirken. Sie hatten ihr sogar verraten, wo sich die von ihr gesuchte Frau befand.
    Tatsächlich hatte es Nynaeve überrascht, diese Zelte außerhalb der Mauern der Schwarzen Burg zu finden und nicht dahinter. Man hatte diese Frauen losgeschickt, um mit Asha’man den Bund einzugehen, genau wie es Rand angeboten hatte. Aber den Wächtern zufolge hatte man Egwenes Gesandte warten lassen. Die Asha’man hatten behauptet, dass die »anderen die erste Wahl hätten«, was auch immer das zu bedeuten hatte. Vermutlich wusste Egwene mehr darüber; sie hatte den Frauen hier Boten geschickt, vor allem um sie vor den möglicherweise in ihrer Mitte befindlichen Schwarzen Schwestern zu warnen. Jene, die ihnen bekannt gewesen waren, waren vor dem Eintreffen des ersten Boten bereits verschwunden gewesen.
    Nynaeve hatte keine Lust, sich nach den näheren Einzelheiten zu erkundigen. Sie hatte eine andere Aufgabe zu erledigen. Sie fand das gesuchte Zelt und verspürte dabei eine derartige Müdigkeit, dass sie das Gefühl hatte, jeden Augenblick umzukippen. In der Nähe streiften ein paar Behüter durch das Lager und musterten sie mit reglosen Mienen.
    Das Zelt vor ihr war grau und schlicht. Schatten bewegten sich im gedämpften Lampenschein. »Myrelle«, sagte Nynaeve laut, »ich möchte mit Euch sprechen.« Es überraschte sie, wie stark ihre Stimme klang. Sie hatte nicht den Eindruck gehabt, noch immer über so viel Kraft zu verfügen.
    Die Schatten verharrten, dann bewegten sie sich wieder. Der Zelteingang raschelte, ein verwirrtes Gesicht spähte hinaus. Myrelle trug ein beinahe durchsichtiges Nachthemd, und einer ihrer Behüter - ein Bär von einem Mann mit einem dichten schwarzen Bart nach illianischer Mode - saß ohne Hemd auf dem Boden.
    »Kind?« Myrelle klang überrascht. »Was tut Ihr denn hier?« Sie war eine Schönheit mit olivfarbener Haut, langen schwarzen Haaren und üppigen Rundungen. Nynaeve musste sich zusammenreißen, nicht nach ihrem Zopf zu greifen. Er war jetzt zu kurz, um daran ziehen zu können. Sich daran zu gewöhnen würde auf jeden Fall schwierig werden.
    »Ihr habt etwas, das mir gehört«, sagte Nynaeve.
    »Hmmm… das kommt auf den Blickpunkt an, Kind.« Myrelle runzelte die Stirn.
    »Man hat mich heute erhoben«, sagte Nynaeve. »Formell. Ich habe die Prüfung bestanden. Wir sind jetzt gleichgestellt, Myrelle.« Den zweiten Teil ließ sie unausgesprochen - dass Nynaeve die stärkere von ihnen beiden war. So gesehen waren sie doch nicht gleichgestellt.
    »Kommt morgen wieder«, sagte Myrelle. »Ich bin beschäftigt.« Sie wollte zurück ins Zelt.
    Nynaeve griff nach ihrem Arm. »Ich habe mich nie bei Euch

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