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Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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und zog Hosen und Hemd an.
    Im Lager war es dunkel, aber für seine Augen reichte das Licht. Er nickte Kenly Maerin und Jaim Dawtry zu, den beiden Männern von den Zwei Flüssen, die heute Nacht sein Zelt bewachten.
    »Wie spät ist es?«, fragte er.
    »Nach Mitternacht, Lord Perrin«, sagte Jaim.
    Perrin grunzte. In der Ferne erhellten Blitze die Landschaft. Er ging ein paar Schritte, und die Männer schlossen sich ihm an. »Ich brauche keine Wächter«, sagte er. »Passt auf mein Zelt auf - Lady Faile schläft noch.«
    Sein Zelt stand in der Nähe des Lagerrandes. Ihm gefiel das; die Nähe des Hügels an der westlichen Lagerseite verstärkte das Gefühl der Abgeschiedenheit. Trotz der späten Stunde schärfte Gaul neben einem umgestürzten Baumstamm seine Speere. Der hochgewachsene Steinhund stand auf und folgte ihm, und Perrin schickte ihn nicht weg. Gaul war der Ansicht, seiner selbstauferlegten Pflicht, auf Perrin aufzupassen, in letzter Zeit nicht ausreichend nachgekommen zu sein, und hatte seine Bemühungen verstärkt. Perrin glaubte, dass er eigentlich nur einen Vorwand suchte, um von seinem Zelt und den beiden Gai’schain-Frauen wegzubleiben, die sich dort eingenistet hatten.
    Gaul hielt Abstand, worüber Perrin froh war. Empfanden alle Anführer so? Kein Wunder, dass so viele Nationen irgendwann miteinander Krieg führten - ihre Führer hatten niemals Gelegenheit, in Ruhe nachzudenken, und griffen vermutlich an, damit ihre Leute endlich aufhörten, sie zu bedrängen!
    Ein kurzes Stück entfernt betrat er eine kleine Baumgruppe, in der aufgeschichtetes Holz lag. Sein Diener Denton, der Lamgwin bis zu dessen Rückkehr vertrat, hatte die Stirn gerunzelt, als Perrin darum gebeten hatte. Denton war einst ein unbedeutender Lord in Cairhien gewesen, der sich geweigert hatte, seine Stellung wieder einzunehmen. Er betrachtete sich jetzt als Diener, und niemand konnte ihn vom Gegenteil überzeugen.
    Dort lag eine Axt. Nicht die tödliche halbmondförmige Klinge, die er in der Schlacht getragen hatte, sondern eine stabile Holzfälleraxt mit einem prächtigen Stahlkopf und einem von verschwitzten Arbeiterhänden geglätteten Schaft. Perrin rollte die Ärmel auf, dann spuckte er in die Hände und nahm die Axt. Es fühlte sich gut an, das abgenutzte Holz in den Händen zu halten. Er legte sie sich auf die Schulter, stellte das erste Scheit auf, trat dann einen Schritt zurück und schwang die Axt.
    Er traf das Scheit beim ersten Mal. Splitter flogen in die dunkle Nachtluft, das Holz teilte sich. Als Nächstes spaltete er eine der Hälften. Gaul setzte sich neben einen Baum, zog einen Speer und machte damit weiter, die Klinge zu schärfen. Das Scharren aufeinandertreffenden Metalls begleitete das dumpfe Dröhnen von Perrins Axt auf dem Holz.
    Es fühlte sich gut an. Warum funktionierte sein Verstand so viel besser, wenn er sich beschäftigte? Loial sprach oft vom Sitzen und Denken. Perrin glaubte nicht, auf diese Weise jemals etwas ergründen zu können.
    Er spaltete das nächste Scheit. Stimmte das wirklich? Konnte er seine eigene Natur für seine Handlungen verantwortlich machen und nicht die Wölfe? Daheim in den Zwei Flüssen hatte er sich nie so verhalten.
    Er spaltete das nächste Scheit. Ich war immer gut darin, mich auf eine Sache zu konzentrieren. Das hatte zu den Dingen gehört, die Meister Luhhan beeindruckt hatten. Man übertrug ihm eine Aufgabe, und er arbeitete daran, bis sie erledigt war.
    Er spaltete die Hälften des Scheits.
    Vielleicht lag es ja an seiner Begegnung mit der Welt, dass er sich so verändert hatte. Er machte die Wölfe für vieles verantwortlich, und er hatte Springer unmöglich zu erfüllende Dinge abverlangt. Wölfe waren weder dumm noch einfältig, aber sie betrachteten die Dinge auf eine andere Weise als die Menschen. Es musste Springer sehr schwergefallen sein, ihn auf eine Weise zu unterrichten, die er verstand.
    Was schuldete der Wolf ihm? Springer war während dieser schicksalhaften Nacht vor so langer Zeit gestorben. Die Nacht, in der er seinen ersten Mann getötet hatte, die Nacht, in der er im Kampf das erste Mal die Kontrolle über sich verloren hatte. Springer schuldete ihm nicht das Geringste, hatte ihn aber bei mehreren Gelegenheiten gerettet - tatsächlich wurde ihm klar, dass Springers Eingreifen ihm dabei geholfen hatte, sich nicht im Wolf zu verlieren.
    Er schlug auf das Holz ein, ein schlecht gezielter Schlag, der an der Seite abglitt und es umstieß. Er stellte das

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