Der Traum
istam sanctam unctionem, et suam piissimam misericordiam, indulgeat tibi Dominus quidquid per odoratum deliquisti – (lat.) Durch diese heilige Salbung und seine mildreiche Barmherzigkeit vergebe dir der Herr alle Sünden, die du mit der Nase begangen hast.
117 Per istam sanctam unctionem, et suam piissimam misericordiam, indulgeat tibi Dominus quidquid per gustum deliquisti – (lat.) Durch diese heilige Salbung und seine mildreiche Barmherzigkeit vergebe dir der Herr alle Sünden, die du mit dem Munde begangen hast.
118 Per istam sanctam unctionem, et suam piissimam misericordiam, indulgeat tibi Dominus quidquid per tactum deliquisti – (lat.) Durch diese heilige Salbung und seine mildreiche Barmherzigkeit vergebe dir der Herr alle Sünden, die du mit den Händen begangen hast.
119 Accipe lampadem ardentem, custodi unctionem tuam, ut cum Dominus ad judicandum venerit, possis occurrere ei cum omnibus sanctis, et vivas in saecula saeculorum – (lat.) Empfange die brennende Kerze, bewahre den Adel deiner Salbung, auf daß du dem Herrn, wenn er mit allen Heiligen zum Gerichte erscheint, entgegengehen kannst, und du lebest in Ewigkeit.
120 Ego conjungo vos in matrimonium, in nomine Patris, et Filii, et Spiritus sancti – (lat.) Ich verbinde euch zur Ehe, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
121 Benedic, Domine, annulum hunc – (lat.) Segne du, o Herr, diesen Ring.
122 Celebrans – (lat.) die Messe lesender Geistlicher.
»Der Traum« – Zolas »AntiRoman«
»Der Traum«, der 1888 nach einem Vorabdruck in der »Revue illustrée« als Buchausgabe bei Charpentier erschien, ist in der »RougonMacquart«Reihe zweifelsohne der künstlerisch schwächste Roman. In seiner Thematik und in der Atmosphäre der Darstellung unterscheidet er sich offensichtlich von Zolas üblicher Art. So liegt die Frage nahe, was Zola zur Abfassung dieses Buches bewogen hat, das ein Jahr nach dem Skandalerfolg seines Bauernromans »Die Erde« erschien und dem 1889 ein weiterer »echter« Zola, der Eisenbahnerroman, »Das Tier im Menschen«, folgte.
Ein Teil der Kritiker wollte in diesem Roman einen wenn auch mißlungenen Versuch Zolas sehen, durch ein »zahmes« Werk die Herren der Akademie seiner eventuellen Wahl geneigter zu stimmen. Aber diese Erklärung ist doch wohl zu simpel. Sicher hat Zola mehrmals seine Kandidatur angemeldet, doch ebenso vergeblich wie Henri Becque, sein Kollege von der Sparte der naturalistischen Dramatik, und wie vor ihm oft die bedeutendsten Schriftsteller ihrer Zeit, so ein Balzac, ein Molière. Es wäre naiv gewesen, anzunehmen, daß ein Buch, für den braven Geschmack der Kleinbürgerinnen und höheren Töchter geschrieben, die unangenehmen Wahrheiten der übrigen Bände bei den »40 Unsterblichen« vergessen machen würde.
Zum anderen steht jedoch fest, daß »Der Traum« in den Planentwürfen nicht vorgesehen und die Zentralgestalt dieses Romans, die in die Genealogie der »RougonMacquart« gehört, Angélique, die ausgesetzte Tochter Sidonies, auf dem Stammbaum der Familie aus dem Jahre 1878 nicht eingetragen war. Aber dieser Stammbaum sah ausdrücklich mit seinen leer gelassenen Zweigen die Möglichkeit vor, entsprechend den späteren Erfordernissen der Gesamtreihe weitere Familienmitglieder hinzuzufügen, und ebenso enthielt auch die Gesamtplanung mit der Festlegung der großen Themenkomplexe noch einige freie »Kästchen«, in die bei Bedarf neue Sujets eingesetzt werden konnten.
Wenn man bedenkt, daß Zola in seiner Reihe, die zweifelsohne einen echten architektonischen Willen in der Gesamtkomposition erkennen läßt, schon öfters »starke« Bücher mit »sanften« kontrastiert hatte, so wird man in der Annahme wohl nicht fehlgehen, daß auch bei diesem Roman nicht nur der Wunsch ausschlaggebend war, sich selbst nach dem Parforce Stück der »Erde« auszuruhen, sondern das Bestreben, mit diesem ganz auf zarte Liebe, Träumen und mystisches Entrücktsein abgestimmten Roman einen völlig anderen Ton in das Gemälde zu bringen.
Zumindest hat Zola selbst den »Traum« mit dieser Begründung gerechtfertigt. In der ersten Grobskizze, die – nach der neuesten Kommentierung von Henri Mitterand in der Bibliothèque de la Pléiade – im November 1887 entstand, betont Zola, daß er etwas schreiben wolle, was man von ihm keineswegs erwarte, ein Buch, das man »jedem jungen Mädchen« ohne Besorgnis in die Hände geben könne, am besten eine Geschichte im Tone von »Paul und
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