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Der Traumhändler

Der Traumhändler

Titel: Der Traumhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Augusto Cury
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Tagtäglich betrog er sich mit zerstörerischen Gedanken um sich selbst. Seine Aggressivität war nur die Spitze des Eisbergs.
    Als er sah, dass der Mann die Waffen gesenkt hatte, begann der Meister, ihm stärker zuzusetzen: »Ist Ihre Ehefrau etwa Ihr Eigentum? Wenn nicht, warum dann diese Zerstörungswut? Auch wenn sie Sie betrogen hat, ist ihre Frau doch ebenso ein Mensch wie Sie, der geweint und geliebt, Zorn und Enttäuschung verspürt hat! Wenn Sie nicht in der Lage sind, ihr zu verzeihen und sie zurückzuerobern, warum sagen Sie ihr nicht einfach: ›Es tut mir leid, aber es ist aus?‹«
    Fassungslos verließ der Mann den Schauplatz. Es war zwar offen, ob er nun versuchen würde, seine Frau zurückzuerobern, aber er wollte sie zumindest nicht mehr umbringen. Ich war beeindruckt. Ob der Traumhändler seinen Faustschlag absichtlich herausgefordert hatte, um dadurch ein Fenster aufzustoßen, das die Sicht auf Alternativen freigab? Unglaublich! Die Leute ringsherum starrten ihn gespannt an, so als wäre das Ganze ein Actionfilm.
    Und als hätte dieser Zwischenfall nicht schon ausgereicht, fragte der Meister nun auch Bartholomäus nach seinem größten Traum. Meiner Ansicht nach war das keine gute Idee. Unser Honigmäulchen konnte nämlich keiner Respektlosigkeit widerstehen.
    Er schaute also den Traumhändler an und sagte begeistert, wobei er wieder fast zu Boden fiel: »Mein größter Traum, Chef? Russischer Wodka! Und … ein Bad …« Die Erleichterung der Umstehenden über die Tatsache, dass Bartholomäus sich ein Bad wünschte, konterkarierte er mit folgenden Worten: »… ein Bad in einer Tonne voll mit schottischem Whiskey!« Und plumpste direkt auf sein Hinterteil. Da er immer abgebrannt war, versetzte ihn der Gedanke an ein derartiges Bad in Ekstase.
    Ich konnte nicht an mich halten – dieses Elend brachte mich ebenso zum Lachen wie der Gesichtsausdruck des weisen Mannes. Ich dachte: »Diesmal hat er sich auf ein sinkendes Schiff begeben.« Doch plötzlich kam mir mein Sarkasmus zu Bewusstsein, und ich war überrascht darüber, dass in mir solch eine verdrängte Lust am fremden Unglück schlummerte.
    Bevor der Meister antworten konnte, tauchte Dona Jurema wieder auf und drohte damit, Bartholomäus ein weiteres Mal ihren Stock überzuziehen. Sie hatte seinen größten Traum gehört und war außer sich. Diesmal bezeichnete sie ihn nicht als Lustmolch, sondern belegte ihn mit anderen Adjektiven: »Sie anmaßendes, arrogantes Subjekt! Sie abscheulicher Trunkenbold! Sie Abschaum, Sie!«
    Honigschnauze, dessen geistiger Horizont offensichtlich eher begrenzt war, freute sich über die Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwurde, und er fügte hinzu: »Danke sehr für das Kompliment! Zur Not tut’s auch ein Fass Zuckerrohrschnaps oder Tequila!«
    Er war einfach unverbesserlich. Schon über zwanzig Jahre hatte er die Kontrolle über seinen Alkoholkonsum verloren. Und seit zehn Jahren wankte er betrunken durch die Straßen, von einer Kneipe zur anderen. Ich war überzeugt, dass der Traumhändler dieses stinkende Häufchen Elend nicht würde belehren können, schon allein deshalb nicht, weil kein klarer Gedanke den Weg in sein von Außerirdischen bevölkertes Gehirn finden würde. Vielleicht würde mein Meister ihm auch ohne große erzieherische Hoffnungen die Leviten lesen, um seinem Ärger Luft zu machen, oder er würde ihn zu den Anonymen Alkoholikern schicken, um ihn schnell wieder los zu sein. Stattdessen musste ich erstaunt mit anhören, wie er ihm zu seiner Ehrlichkeit gratulierte!
    Ich traute meinen Ohren nicht, konnte einfach nicht glauben, dass er dem Trunkenbold auf diese Weise neuen Zündstoff lieferte. Bei dem Alkoholpegel würde ein solches Lob dessen Euphorie doch erst recht anheizen! Und tatsächlich schraubte es Bartholomäus’ Selbstbewusstsein auf ungeahnte Höhen, da er nun mit stolzgeschwellter Brust auf diejenigen herabblickte, die ihn gerade noch weggestoßen hatten. Er stieß einen markerschütternden Kampfesschrei aus und verkündete keck: »Schaut her, wie umweltfreundlich ich bin! Ich laufe mit Alkoholantrieb!« Anschließend deutete er auf den Traumhändler und rief: »Mit dem Mann bin ich per du! Er ist es! Darf ich in deinem Raumschiff eine Spritztour machen, Chef?« Er torkelte auf ihn zu, stieß gegen zwei der Umstehenden und wäre fast wieder gestürzt.
    Ich, der ich noch nie besonders tolerant gewesen war, dachte bei mir: »Der Kerl gehört ins Irrenhaus!«
    Da der Meister den Blick auf

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