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Der Traumhändler

Der Traumhändler

Titel: Der Traumhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Augusto Cury
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das hatte er genau gehört: »Habt ihr mitgekriegt, was der Chef sagt? Ich bin was wert!«, nuschelte er stolz und vernehmlich, womit er unserem Aufruhr neue Nahrung gab.
    Der Traumhändler fügte hinzu: »Es ist besser, zu tragen, als getragen zu werden. Es ist besser, zu erdulden, als geduldet zu werden.«
    Und zu mir sagte er wieder einmal etwas, das meinem Atheismus völlig widersprach: »Nur der vom Menschen erschaffene Gott, der Gott der Religionen, ist unbarmherzig, intolerant, selbstherrlich und voller Vorurteile. Aber der wahre Gott, der sich hinter den Kulissen unserer Existenz verbirgt, ist großzügig. Seine Fähigkeit, zu verzeihen, ist grenzenlos und soll uns als Beispiel dienen, diejenigen, die uns enttäuscht haben, so oft auf Händen zu tragen wie nötig.«
    Ich war mit dem, was der Meister da sagte, nicht einverstanden, denn ich hatte die Texte des Alten Testaments studiert, in denen von einem eifersüchtigen, grimmigen und erbarmungslosen Gott die Rede war. Wo hatte der Meister den von ihm beschriebenen großzügigen Gott her? Den Gott der Bibel, der einzig das Volk Israels auserwählt hatte, konnte er kaum meinen.
    Der Traumhändler schien meine Gedanken zu lesen und sagte: »Dieser großzügige Gott ist von Jesus Christus, dem Meister aller Meister, gepredigt worden. Er ist offenbart worden, als Jesus im Moment seines Verrats Judas als Freund bezeichnete. Er ist offenbart worden, als Jesus am Kreuz zitterte und flehte: ›Mein Gott, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.‹ Er hat diejenigen geschützt, die ihn hassten, seine Feinde geliebt und sich voller Liebe für seine Folterknechte verwendet.«
    Bei diesen Worten wurde mir mein eigener Mangel an Großmut schmerzlich bewusst. Ich war immer nachtragend gewesen und hatte meinem Sohn seine Drogensucht nie verziehen. Meiner Meinung nach hatte er die hervorragende Erziehung, die ich ihm geboten hatte, mit Füßen getreten. Auch meiner Frau hatte ich nie verziehen, dass sie mich verlassen hatte, denn ich war davon überzeugt, dass es keinen besseren Ehemann geben konnte als mich. Ich hatte meinem Vater nie verziehen, dass er sich umgebracht und mich einfach allein gelassen hatte, obwohl ich noch ein Kind war. Meiner Ansicht nach hatte er damit das schlimmste aller Verbrechen begangen.
    Auch meinen Hochschulkollegen, die mich trotz ihrer Versicherung, mir zu helfen, am Ende im Stich ließen, hatte ich nicht verziehen und hielt sie für einen Haufen missgünstiger Feiglinge.
    An der Seite des Meisters hatte ich nun Gelegenheit, mich in Nachsicht und Milde zu üben und einen unzurechnungsfähigen, verantwortungslosen und obendrein unverschämt dreisten Trunkenbold durch die Gegend zu schleppen. Wie sollte ich das hinkriegen, ohne mich zu beschweren? Für mich war das jedenfalls eine äußerst schwere Aufgabe. Aber irgendwie begann ich dann doch, diesen Spottvogel zu mögen. Bartholomäus hatte das, was ich mir immer gewünscht hatte: Er war völlig echt und unerschütterlich selbstbewusst. Soziologisch gesehen, sind die Verantwortungslosen im Allgemeinen zwar glücklicher als die Verantwortungsbewussten, aber das Problem ist, dass Erstere Letztere brauchen, um von ihnen getragen zu werden …
    Am nächsten Tag wurden die Folgen des Interviews deutlich, das Bartholomäus gegeben hatte. Auf der Titelseite der größten Tageszeitung der Stadt prangte ein Foto des Meisters mit der Schlagzeile: »Psychotiker bezeichnet die Gesellschaft als Irrenhaus«.
    Im Text hieß es, ein Verrückter würde behaupten, die Menschheit befände sich auf dem Weg in ein riesiges Irrenhaus, das jedoch mitnichten ein finsterer, kalter und übel riechender Ort sei wie die psychiatrischen Kliniken früherer Zeiten, sondern im Gegenteil eine angenehme, bunte, hell erleuchtete und mit raffinierter Technik ausgestattete Welt, in der jeder ungestört seinen Wahn ausleben könnte.
    Der Irre würde an allen möglichen öffentlichen Orten derart »bewusstseinsverändernde« Reden schwingen. Niemand wüsste, woher er käme, aber er würde sich, um die Leute einzuseifen, mit dem attraktiven Titel des »Traumhändlers« schmücken.
    Der Artikel, den Fotos gebannter Zuhörer zierten, beschrieb den Meister als völlig durchgeknallten, aber charismatischen Verführer mit einer Horde unbedarfter, ungebildeter Typen im Schlepptau. Seine Fähigkeit, die Menschen für sich einzunehmen, sei ohnegleichen. Sogar Geschäftsleute gerieten in seine Fänge. Er würde zwar keine Wunder

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