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Der Traumhändler

Der Traumhändler

Titel: Der Traumhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Augusto Cury
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die den Höhepunkt des Individualismus erreicht hat. Hier den Traum zu verkaufen, ein Mensch ohne Grenzen zu sein, scheint völlig absurd. Es ist bereits außergewöhnlich, solidarisch, großzügig und hilfsbereit zu sein, wenn man darum gebeten wird, und erst recht, wenn niemand darum bittet. Ihr werdet als Fanatiker bezeichnet werden, als Geisteskranke, Wahnsinnige und Sektierer. Aber da sie mich empfangen haben, werden sie auch euch empfangen.«
    Weitere Regeln dafür, wie wir die Menschen ansprechen sollten und ob wir uns an Reiche, Arme, Gebildete, Ungebildete, Zentrums- oder Vorstadtbewohner wenden sollten, gab er uns nicht. Er gab uns auch keinen Stadtplan.
    Während sein Haar im Wind flatterte, tropfte uns der Schweiß von der Stirn. Wir hegten ziemliche Befürchtungen. Ich dachte: »Das wird nicht gut gehen. Man wird uns falsch verstehen und vielleicht wütend vertreiben. Und wenn ich einen meiner alten Kollegen treffe? Was wird er über mich verbreiten?«
    Anschließend fügte der Meister noch hinzu: »Man kann auf unterschiedliche Weise zum Wohle der Menschheit beitragen, doch keine davon ist bequem oder wird mit ständigem Beifall belohnt. Die Leute werden euch mit Misstrauen begegnen. Vielleicht seid ihr morgens noch berühmt, aber fallt nachmittags in Ungnade, vielleicht werdet ihr von den einen geschätzt und von den anderen wie Abschaum behandelt. Die Reaktionen sind nicht vorherzusehen. Aber eines verspreche ich euch: Wenn ihr die Stürme übersteht, seid ihr sehr viel menschlicher und sehr viel stärker und nebenbei werdet ihr Dinge gelernt haben, die euch kein Buch jemals vermitteln kann. Ihr werdet ein wenig nachfühlen können, wie es Millionen von Juden unter den Nazis, den Christen im Kolosseum, den Muslimen in Palästina sowie all den im Laufe der Geschichte wegen ihres Glaubens, ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung verfolgten Menschen ergangen ist.«
    Ich befürchtete allerdings ein Desaster, wenn Bartholomäus und Dimas ohne Aufsicht losgelassen wurden, um im Namen des Meisters zu handeln. Das war ja vergleichbar mit einem Medizinstudenten, der eine Operation allein durchführen sollte! Der Meister forderte von uns ein Sozialexperiment, das ganz anders war als alles, was ich in der Soziologie studiert hatte. Es ging weder darum, mit finanzieller Unterstützung im Rücken als Helfer nach Afrika zu gehen, noch darum, in irgendeinem Wohltätigkeitsverein mitzuarbeiten, noch darum, eine religiöse Überzeugung zu predigen oder für eine politische Partei zu agitieren. Stattdessen sollten wir zu dem zurückfinden, was uns als Menschen ausmachte. Wir konnten nichts mitnehmen, nicht einmal unseren Ruf. Wir sollten als einfache menschliche Wesen anderen menschlichen Wesen begegnen.
    Abschließend ließ uns der Traumhändler die Wahl: »Ich will euch zwar dazu ermutigen, aus eurer Puppe zu schlüpfen, auch wenn es nur ein einziges Mal ist, aber ich zwinge euch nicht dazu. Dafür ist das Risiko zu groß, und die Folgen sind unabsehbar. Die Entscheidung liegt bei euch, einzig und allein bei euch.«
    Trotz der Befürchtungen, die wir alle hegten, machte keiner einen Rückzieher, nicht einmal die zwei Jugendlichen, die sich zu uns gesellt hatten. Schließlich sucht die Jugend nach Abenteuern, und so wünschten auch sie sich ein bisschen Nervenkitzel.

Aussendung der Jünger
    N un legte der Meister fest, um wie viel Uhr wir uns nach zwei Tagen wieder zusammenfinden sollten, und schickte uns paarweise auf den Weg. Obwohl er den Frauen noch die Möglichkeit gab, zu Hause zu übernachten, wollten diese davon nichts wissen. Sie waren mit seinem Protektionismus nicht einverstanden, und Jurema sagte im Namen aller: »Wir wollen das Sozialexperiment nicht anders machen als die Männer. Deshalb werden wir für zwei Tage aus unserer Puppe schlüpfen!«
    Von allen Anwesenden entschieden sich nur vier Personen dagegen, mitzumachen, wollten aber am verabredeten Tag wieder zu uns stoßen, um zu erfahren, was wir erlebt hatten.
    Und das, was wir schließlich berichteten, war erstaunlich. Wir wurden für Diebe und Entführer gehalten, wurden abgelehnt, ausgelacht und bedroht. Mehrere von uns wurden festgenommen und mussten sich auf dem Polizeirevier erklären. Doch trotz aller Widrigkeiten war es für alle eine wunderbare Erfahrung. Wir hatten Spaß und lernten viel, denn wir hatten das Gefühl, nicht einfach die uns bekannte Gesellschaft zu durchstreifen, sondern in eine völlig neue

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