Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Traumhändler

Der Traumhändler

Titel: Der Traumhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Augusto Cury
Vom Netzwerk:
doch das Beste, was es gibt auf dieser Welt!« Sie genossen ihre Freundschaft und hatten verstanden, dass ein Leben außerhalb der Puppe zwar seine Risiken, aber auch wunderschöne Seiten hat.
    Der Arzt nahm Bartholomäus und Dimas mit zu sich nach Hause und quartierte sie in seinem Gästezimmer ein. Seine Frau, die bereits vom Traumhändler gehört hatte, servierte ihnen noch köstliche Spaghetti mit Tomatensauce. Und am nächsten Morgen bedankte sie sich bei ihnen dafür, dass ihr Mann nach einem halben Jahr völliger Mutlosigkeit endlich wieder die Energie zu haben schien, sich den Herausforderungen in seinem Leben zu stellen.
    Honigschnauze und Engelskralle setzten ihre Reise fort. Am späten Nachmittag des zweiten Tages fiel ihnen ein weiterer Trunkenbold auf, der in bejammernswertem Zustand an einer Theke hing. Bartholomäus glaubte, ihn zu kennen, was sich auch bestätigte, als er ihnen das Gesicht zuwandte. Es war Barnabas, sein bester Saufkumpan aus früheren Zeiten. Barnabas war nur eins siebzig groß, wog aber hundertzehn Kilo. Er aß und trank eigentlich immer – der Alkohol hatte ihm noch nicht den Appetit verdorben. Sein Spitzname war »Präsident«, denn er liebte es, Reden zu schwingen, über Politik zu diskutieren und Zauberformeln zur Lösung gesellschaftlicher Probleme zu präsentieren. Mit seiner großen Klappe stand er Bartholomäus in nichts nach.
    »Honigschnauze, du hier?«, nuschelte er mit schwerer Zunge, und Bartholomäus umarmte ihn freudig: »Präsident! Wie schön, dich zu sehen!«
    Da sein Freund völlig betrunken war, zerrte er ihn anschließend mit Dimas’ Hilfe aus der Kneipe, führte ihn auf einen kleinen Platz in der Nähe und setzte ihn auf eine Bank. Dort wich er stundenlang nicht von seiner Seite. Als Barnabas endlich wieder etwas klarer denken konnte, sagte er immer noch lallend: »Hey, Honigschnauze, ich hab dich in der Zeitung gesehen! Du bist jetzt berühmt! Du schmuggelst Schnaps! Nein, nein, entschuldige, du spielst den Weihnachtsmann und verteilst Geschenke. Klasse!«
    Und er schloss: »Jetzt bist du ein Gentleman! Du gehörst nicht mehr zu uns Schnapsdrosseln!«
    Bartholomäus antwortete, er sei derselbe geblieben, nur sein Blick auf die Dinge habe sich verändert. Dann ergriff er die Gelegenheit und erzählte seine Geschichte, wie es zuvor Dr. Lukas und dann Dimas getan hatten. Genau wie dieser hatte er seine Jugend in einem Waisenhaus verbracht, wenn auch aus anderen Gründen: »Als ich sieben war, ist mein Vater gestorben, und zwei Jahre später auch meine Mutter. Sie hatte Krebs. Da wurde ich in ein Waisenhaus am Stadtrand gebracht, wo ich blieb, bis ich sechzehn war. Dann bin ich weggelaufen.«
    Überrascht schaute Dimas ihn an und rief: »Hey, sag bloß nicht, du bist der Goldfuß!«
    Das war Bartholomäus’ Spitzname im Waisenhaus gewesen, denn damals galt er als ein begnadeter Fußballer. Da erkannte Bartholomäus Dimas auch. Die beiden hatten schon immer den Eindruck gehabt, sich zu kennen, wussten aber nicht, woher, weil sie als Jugendliche nur kurz befreundet gewesen waren. Und jetzt hatten sie sich nach zwanzig Jahren wiedergetroffen!
    »Großartig! Dann ist die Familie ja wieder beisammen! Nur ich habe niemanden!«, maulte Barnabas. Dann wurde ihm schwindelig, und er musste sich hinlegen.
    Bartholomäus tat sein Freund leid. Er wollte sich mit ihm noch länger unterhalten, schaute dann aber auf die Uhr und merkte, dass Dimas und er sich beeilen mussten, um noch pünktlich zur festgesetzten Zeit wieder beim Meister zu sein. Daher bat er Dimas, vorauszugehen.
    Professora Jurema und ich hatten uns unterdessen für das Handeln mit Träumen eine Hochschule ausgesucht, die sich in der Nähe der Universität befand, an der ich gelehrt hatte. Auf einem zentralen Innenhof rief Jurema resolut, wie sie war, die Studenten herbei, und wir regten sie dann nach dem Vorbild des Meisters mittels der sokratischen Fragetechnik an, über ihr Leben nachzudenken und ihren Horizont zu erweitern, zu träumen und an ihre Träume zu glauben und eigene existenzielle Projekte zu entwerfen. Juremas Eloquenz machte großen Eindruck, denn die alte Dame hatte mehr Schwung und Elan als die jungen Studenten, die müde, niedergeschlagen und entmutigt waren.
    Plötzlich hob ich den Blick und sah weiter weg ein Grüppchen Dozenten stehen, die auf mich deuteten und miteinander tuschelten. Ich lief rot an wie eine Tomate – es waren Kollegen von mir! Sie hatten mich erkannt und kamen lachend

Weitere Kostenlose Bücher