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Der Traumkicker - Roman

Der Traumkicker - Roman

Titel: Der Traumkicker - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Insel Verlag
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Köter der kleinen Krawallbrüder Bellaco, ein struppiges und versifftes Tier, nicht weniger auf Krawall gebürstet als seine Besitzer und soeben zusammen mit einem halben Dutzend anderen analschnüffelnden Tölen hinter der Hündin mit der Fellfarbe »Kinderkot« her, die den Goldfischs gehört, einer Familie, die (ihr Kosename verrät es uns) Fisch aus Tocopilla bringt, um ihn hier zu Goldpreisen zu verkaufen; auf der anderen Seite, offenbar von den Häusern des Arbeitertrupps, sehen wir im Sonnenlicht schwitzend und ihre Steinschleudern schwenkend Oscarito und Marcianito nahen, die beiden goldigsten Wonnebärchen von Coya Sur, in der gesamten Wüste berühmt für ihre Treffsicherheit und weil sie aus reinem Sportsgeist allem Lebendigen, das ihrer Wege kommt, den Schädel spalten, sei es Tier, Mensch oder Außerirdischer; beim großen Einlauf, schießt eure Steine woandershin, ihr venerischen Kondylome! Nun, was ich sagen wollte, ehe diese Spermatozoen des Teufels ihre Steine auf mich niederregnen ließen, hier von der anderen Seite sieht man die Verkäuferin von Pfirsichsaft mit Graupen ihren Karren nahe an die südwestliche Ecke des Spielfelds ziehen, die Dürre mit dem Pferdegesicht und dem Hängehintern, die geht, als steckte ihr der eustachische Röhrenkatheder im Gesäß, ein Knochengestell, das tut wie ein Kräutlein Rührmichnichtan, aber läufiger ist als die Hündin der Goldfischs, und weil wir außerdem wissen, dass mit ihr vortrefflich Plaudern ist, gehen wir hin zu ihrem Karren und senden mit ihr einen ersten Kommentar vom Spielfeldrand; ja, liebe Hörerinnen und Hörer, wir treten zur Verkäuferin von Pfirsichsaft mit Graupen, einem Erfrischungsgetränk, das nicht nur die Kehle kühlt, sondern obendrein bestens den Schließmuskel lockert und Verstopfungen lindert, und wir bitten sie, ihren Namen für das Radio zu sagen, Eulalia ist Ihr Name, nicht wahr, gute Frau?, und sie sagt, ja, ihr Name sei Eulalia, und da sie soeben aus der Siedlung kommt, fragen wir sie, ob man schon etwas gehört hat von dem Bus, der die Staubfresser bringt, ist der Bus wohl schon da, gute Frau?, und die gute Frau lässt uns sehr freundlich wissen, ganz Dame von Welt und in dem kultivierten Ton, dessen sich die Zunft der fliegenden Händler gemeinhin befleißigt, dass »der scheiß Bus, der die scheiß Staubfresser bringt«, noch nicht eingetroffen sei, und dann führt sie wortreich aus, am Eingang zur Siedlung stehe gleich neben dem Polizeiposten eine Abordnung von Schafsnasen in Anzug und Krawatte, um die Gastmannschaft in Empfang zu nehmen und ins Rancho Grande zu geleiten, wo man sie mit Empanadas und Rotwein erwartet, genug, die gesamte Wüste damit zu begießen; ja, liebe Hörerinnen und Hörer, und natürlich mit guter mexikanischer Musik, lauthals gebrüllt und tief gefühlt, und das alles zu Ehren der knauserigen Staubfresser, dieser amphiphilen Phospholipiden, dieser Ausflüsse vom großen Dünndarmeinlauf!

IV
    Am Donnerstagmorgen (Zahltag in der Wüste) machte eine ungeheuerliche Nachricht in der Siedlung die Runde: Der Traumkicker und die Rothaarige waren von der Ortspolizei festgenommen worden und saßen auf der Wache hinter Gittern.
    Im Minenladen war die Neuigkeit der Leckerbissen des Tages, und jede Verkaufsschlange besaß ihre eigene Version des Geschehenen. Hier hieß es, die zwei seien Hochstapler, ein Betrügerpärchen, das den Leuten das Blaue vom Himmel herunterlog und im ganzen Land gesucht werde. Dort wurde versichert, gegen die Frau liege Anzeige wegen schuldhaften Verlassens ihrer Familie vor; rücksichtslos habe sie ihren Ehemann, eine Seele von Mensch, denken Sie nur, meine Liebe, im Stich gelassen und dazu sieben kleine Kinder, und das alles, um hinter diesem Fußballer herzulaufen, der in Wahrheit ein abgehalfterter Zuhälter war. Daneben gab es, leise getuschelt, die politischen Erklärungen, wonach es sich um zwei gefährliche Subversive handelte, Mitglieder eines Guerrilla-Kommandos, dessen Kürzel in den großen Städten an die Mauern gemalt wurde, und sie würden tot oder lebendig vom Geheimdienst des Regimes gesucht.
    Allerdings war in Wahrheit alles viel einfacher. Die beiden hatten sich am Morgen im ersten Dämmerlichtaus der Siedlung davonstehlen wollen, der Nachtwächter im Büro für Soziales hatte gesehen, wie sie den Fußweg nach María Elena einschlugen, und hatte Concha den Dorfsheriff angerufen (Ersatztorwart unserer Elf), der war zu Pferd ausgerückt und hatte die beiden gegen

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