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Der Traumkicker - Roman

Der Traumkicker - Roman

Titel: Der Traumkicker - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Insel Verlag
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Vorständen der Fußballvereinigung, die umgehend in sein Büro kommen sollten. »Zu einem höchst dringlichen und überaus wichtigen Treffen«, wie uns der Bote wissen ließ.
    Uns schwante nichts Gutes. Ausgerechnet jetzt, wo unsere Stimmung wegen des Traumkickers sowieso auf dem Tiefpunkt war.
    Der Leiter der Abteilung für Soziales empfing uns in seinem Büro zusammen mit dem Chef der Polizeiwache. Er ließ uns wissen, das Spiel am Sonntag habe für das Unternehmen an Bedeutung gewonnen und daher sei beschlossen, vereinbart und entschieden worden, ihm einen offiziellen Rahmen zu geben. Es werde also nicht ein einfaches Freundschaftsspiel, sondern die erste öffentliche Veranstaltung (weitere würden in den nächsten Tagen folgen) zur Verabschiedung der Bewohner der Siedlung sein; ein Ereignis, zu dem neben der Leitungsebene des Unternehmens auch Vertreter von Zivilregierung und Militärbehörden der Region erwartet würden. Daher werde das Spiel am Sonntag streng nach Protokoll und mit den in solchen Fällen üblichen Formalitäten stattfinden: Singen der Nationalhymne, Hissen der Staatsflagge und Verlesen offizieller Reden. Überdies habe er das Vergnügen, uns mitteilen zu dürfen, dass mit dem Besuch von Oberst Adriano Mortiz, Verwaltungsoffizier der Region, gerechnet werden dürfe. Wenngleich das, selbstverständlich, noch nicht endgültig bestätigtsei. Deshalb werde ab sofort von Spielern, technischem Team, von der Vereinsleitung und vom Publikum im Allgemeinen, im Besonderen jedoch von den Fans erwartet, dass sie sich patriotisch (wir hatten uns schon gewundert, wo das Wörtchen blieb) verhielten und sich auf dem Feld sowie außerhalb angemessen und ordentlich benahmen, damit diese sportliche und gesellschaftliche Begegnung tipptopp über die Bühne ging.
    »Die Verantwortung dafür liegt bei Ihnen, meine Herren.«
    Das Unternehmen werde nicht nur die Anreise der Delegation aus María Elena bezahlen, sondern ebenfalls die Kosten für den Empfang von Spielern und Offiziellen übernehmen. Ehe er uns entließ, teilte er noch mit, sofern sich die Anwesenheit des Verwaltungsoffiziers bestätige, werde man aus Gründen der inneren Sicherheit wie gewohnt die vier üblichen Verdächtigen einbuchten. Und leider müsse dann auch der verrückte Radiosprecher wieder hinter Gitter. »Letzterer wegen dieses bedauerlichen Ausrutschers, Sie wissen schon.«
    »Gut, meine Herren!«, sagte der Polizeioffizier, stand auf und strich sich den Schnäuzer glatt. »Das ist alles, Sie können gehen!«
    Zu dem »bedauerlichen Ausrutscher« von Cachimoco Farfán war es beim letzten Besuch des Militärvertreters gekommen, als der in einem Anfall von Volksnähe meinte, einem der deprimierenden Spiele um den Belegschaftspokal beiwohnen zu müssen, und zwar in Kavallerieuniform (in Reitstiefeln, Peitsche in der Hand). Es spielte die Jodfabrik gegen die Mechanikerunion,und Cachimoco Farfán hatte für seine Übertragung im Schatten der Tribüne Stellung bezogen, nicht weit vom Platz des Militärvertreters. Bei einem Konter zur Mitte der ersten Halbzeit grätschte jemand Chiquitín, dem flinken Außenstürmer der Mechanikermannschaft, an der Strafraumgrenze in den Lauf, der ließ von seiner entfesselten Raserei aber nicht ab, sondern legte die sechzehneinhalb Meter zwischen Strafraumgrenze und Torlinie strauchelnd zurück. Während er über die eigenen Füße fiel und auf allen vieren das Gleichgewicht wiederzufinden versuchte, sprang Cachimoco Farfán hoch und schrie aus vollem Hals (zum Vergnügen der Fans und zur Empörung des Offiziers, der ihn daraufhin, sich den Seehundschnäuzer raufend, für drei Tage bei Wasser und Brot einsperren ließ): »Und ob er stürzt! Und ob er stürzt! Und ob er stürzt!«
    Bis heute weiß kein Mensch, ob das eine bedauerliche Narretei des Verrückten mit der Blechbüchse war oder der Kerl nur zu gut wusste, dass es sich um den Schlachtruf der Regimegegner handelte, er also gezielt und persönlich gegen den Diktator protestieren wollte.
    Es war schon Abend, und wir verputzten gerade im Haus von Juan Charrasqueado eine anständige Portion Grillfleisch, als Don Silvestre Pareto die großartige und einzige Idee seines Lebens hatte. Eine Idee, die mit dem Traumkicker und dem Spiel am Sonntag zu tun hatte.
    Juan Charrasqueado, der feierwütigste Bewohner der Siedlung, wohnte gleich neben dem Rancho Huachipato. Wie immer, wenn es Geld gegeben hatte, lud eruns ein zu einem »kleinen Ferkelchen, ganz frisch

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