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Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Titel: Der Traummann aus der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merelie Weit
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Fehlermeldung auf dem Bildschirm. Es war erleichternd und enttäuschend zugleich. Die Enttäuschung war allerdings um einiges größer. Emilia fuhr den Rechner herunter und lehnte sich zurück. Kein Treffen im Park und auch kein Mailwechsel. Okay, das war definitiv noch nicht DER TAG für sie und Miguel gewesen. Alles hatte sich dagegen gestellt. Sie würde es gleich morgen früh noch mal versuchen.
     
    Die Straßen sind verstopft bis über die Kellerfenster. Emilia watet durch eine elfenbeinfarbene Masse. Sie ist warm, klebt und erschwert das Vorankommen ungeheuerlich. Sie hört die Stimme von Miguel. Er liest das Märchen vom süßen Brei vor. Emilia sucht die oberen Fenster ab. Woher kommt seine Stimme? Dann entdeckt sie Miguel, nur einige Meter vor sich. Mühelos bewegt er sich mit seiner kleinen Tochter an der Hand auf dem Brei, als würde er über Wasser gehen. Emilia muss die beiden einholen. Sie muss ihm sagen, dass er aufhören soll, diese Geschichte zu erzählen, damit der Brei aufhört überzukochen. Sonst könnte bald niemand mehr in der Straße das Haus verlassen. Die ganze Stadt würde versinken, wie in einem Ascheregen. Emilia watet durch den Brei, ruft seinen Namen, doch Miguel dreht sich nicht um. Er entfernt sich immer weiter. Seine Stimme wird leiser. Der Pegel des Breis steigt. Jetzt geht er Emilia schon bis zu den Hüften. Emilia kämpft sich voran. Sie darf nicht aufgeben. Miguel einzuholen ist überlebenswichtig, nicht nur für sie, für alle! Sie schreit und fuchtelt mit den Armen. Sie muss die Stadt vor dem Untergang retten. Dann macht sie eine böse Entdeckung: sie ist die Einzige, die sich an dem Brei stört. Alle anderen Passanten, denen sie begegnet, laufen darüber hinweg, als wäre es normales Straßenpflaster. Der Brei reicht ihr jetzt bis unter die Achseln. Emilia kann sich nicht mehr fortbewegen. Sie hängt fest in einer warmen trägen Masse. Niemand beachtet sie. Gleich biegt Miguel in eine Seitenstraße ab, gleich. Emilia nimmt noch einmal alle Kräfte zusammen und brüllt: HALT!
     
    Das verschwommene Gesicht vor Emilia stellte sich langsam klar.
    „Man, das holt ja einen Elefanten aus dem Tiefschlaf. Warum brüllst du denn so?“
    Es war Bernhard, der sie entgeistert ansah und dabei ihr linkes Handgelenk zusammendrückte. Emilia saß aufrecht im Bett. Die Nachttischlampe auf Bernhards Seite brannte. Der Wecker zeigte kurz nach zwei, mitten in der Nacht.
    Emilia befreite sich aus Bernhards Griff und strich sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Ihr Herz raste. Die Stille im Zimmer tat gut. Bernhard legte sich mit einem entnervten Seufzen wieder hin.
    „Hab irgendwie schlecht geträumt.“
    „Das war nicht zu überhören. Kann ich das Licht jetzt wieder ausmachen? Ich brauch meinen Schlaf. Ich hab morgen viel zu tun. Ich schreibe ein Buch.“
    Bernhard wartete Emilias Antwort nicht ab, knipste das Licht aus und drehte ihr den Rücken zu. Emilia saß noch eine Weile im Dunkeln. Sie war froh, dass ihre Decke eine Decke war und nicht der Brei. Oder doch? Emilia knautschte das Füllmaterial unter dem Stoff zusammen. Nein, es war eine Decke, antiallergisch und ohne Federn. Man konnte es fühlen. Sie sank zurück in ihr Kissen. Ihr Herz klopfte immer noch nervös gegen ihre Rippen. Sie musste mit Miguel Kontakt aufnehmen, so schnell wie möglich.
     
    Der Regen peitschte gegen die Fensterscheibe. Emilia schaute ungläubig auf den Bildschirm. Auch die fünfte Nachricht war zurückgekommen. Das Handy wog schwer in ihrer Hand. Einem ersten Impuls folgend hatte sie sich das Festnetztelefon geholt. Doch dann fiel ihr ein, dass sie etwas Heimliches tat. Sie wollte jemanden anrufen, von dem Bernhard nichts erfahren sollte. Bernhard kontrollierte akribisch jede Abrechnung. Die fremde Nummer würde Fragen aufwerfen. War Emilia dabei, Bernhard zu hintergehen? Konnte man das jetzt schon sagen? Irgendwie schon, aber irgendwie auch nicht. Emilia lauschte in die Stille der Wohnung hinein. Bernhard würde wegen seinem Projekt jetzt öfter nicht zuhause sein. Das fühlte sich irgendwie befreiend an. Emilia verglich noch einmal die Emailadressen in ihrem Postfach mit denen auf der Homepage. Sie musste anrufen. Es gab keinen Weg daran vorbei. Und wenn er dran war? Dann konnte sie einfach auflegen. Und dann… Emilia drückte auf den grünen Knopf. Die Nummer hatte sie bereits eingetippt und mehrere Male mit der Nummer auf der Homepage verglichen. Alles stimmte. Schon nach dem ersten Klingeln hob

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