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Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Titel: Der Traummann aus der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merelie Weit
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räumte die Spülmaschine aus. Dann rief sie wieder an. Sie saugte Staub, putzte das Bad und die Küche, hängte Wäsche auf, füllte die Maschine mit einer zweiten Wäsche und rief zum dritten Mal an. Sie kritzelte ein bisschen in ihrem Skizzenbuch. Dann wählte sie zum vierten Mal. Jo kam nach Hause und hatte riesen Hunger. Sie kochten zusammen Spagetti. Als er in seinem Zimmer unter seinen Kopfhörern verschwunden war, rief sie zum fünften Mal an. Sie hatte inzwischen mit Herrn Wend, dem Chef, einem weiteren Mitarbeiter und einer chinesischen Studentin gesprochen. Jetzt war Frau Wohleit wieder am Apparat:
    „Ach, Frau Müller. Na, da haben Sie aber heute ein Pech. Herr Weingarten ist gerade zur Tür raus. Ich glaube, Sie müssen es Morgen noch mal versuchen. Oder lassen Sie doch einfach Ihre Nummer bei mir. Herr Weingarten ruft Sie dann zurück.
    „Oh, Okay, Danke, ich versuch es Morgen noch mal. Auf Wiederhören.“
    Emilia schaute auf die Uhr: halb sechs. All das bestätigte ihren Verdacht, aber irgendwie wollte sie einen weiteren Beweis. Einer, der noch deutlicher war. Hauptsächlich für Hilda. Ihr kam eine Idee. Wenn Miguel nicht noch etwas anderes vorhatte, würde er in einer halben Stunde zu Hause sein. Emilia zog kurz entschlossen ihre beste Jeans und die hohen roten Schuhe an, stopfte zwei kleine Einkaufsbeutel in eine große Einkaufstasche und schnappte sich ihr Portmonee. Sie rief in Jos Zimmer: „Ich geh einkaufen!“ Jo nickte und starrte weiter auf die Actionszene, die sich auf seinem Monitor abspielte.
     
    Emilia war sich ihrer Sache inzwischen sicher. Sie kam nicht heran an Miguel. Beim ersten Anruf war er in einer Besprechung, beim zweiten angeblich eine Etage tiefer (wahrscheinlich eher auf dem Klo), beim dritten war er in der Mittagspause, beim vierten hatte er ein anderes Telefongespräch, beim fünften war er auf dem Weg nach Hause. Die Email hatte sie auch nochmal hinterfragt und weitere zehnmal umsonst losgeschickt. Emilia fürchtete sich nicht mehr davor, plötzlich vor ihm zu stehen und keine Worte zu haben. Sie war vielmehr darauf gespannt, wie sie ihm NICHT begegnen würde.
    Emilia stellte das Fahrrad wieder am Lottoladen ab und ließ ihre Einkaufstaschen im Korb. Sie holte sich einen Kaffee, setzte sich auf die Bank vor dem Laden und beobachtete die Straße. Würde er zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto kommen? Sie musste nicht lange warten, um eine Antwort auf die Frage zu erhalten. Ein alter schwarzer Audi bog in die Straße ein und fuhr langsam an ihr vorbei. Emilia war sich relativ sicher, Miguel darin erkannt zu haben und sprang auf. Das Auto suchte eine Parklücke und fand eine kurz vor dem Eingang zum Park. Emilia beeilte sich. Der Fahrer stieg aus dem Auto und schloss es ab. Er war es. Sie bewegten sich aufeinander zu, Schritt für Schritt. Er trug eine schwarze Hose, eine schwarze Weste und ein weißes Hemd. Er strich sich ein paar blonde Strähnen zurück, die ihm ins Gesicht flogen. Er sah aus wie aus einer Modezeitschrift. Emilia fiel eine Zeile aus einem Buch ein, dass sie gerade gestern gelesen hatte: Einmal verliebt sich jeder in jemanden, der unerreichbar ist, das schien eine metaphysische Notwendigkeit zu sein.
    Jetzt waren sie nur noch zwanzig Meter voneinander entfernt. Mit jedem Schritt ging Emilias Sicherheit verloren, dass sich etwas zwischen sie schalten würde. Sollte sie einfach als Passantin an ihm vorbeigehen? ‚Nein‘, ermahnte sie sich. Mit dieser destruktiven Feigheit musste Schluss sein. Emilia besaß zwei Ziele, von denen sie eins erreichen musste: Entweder sie lernte ihn kennen oder sie holte einen weiteren Beweis, dass sie daran gehindert wurde. Also hielt sie den Blick weiter starr auf ihn gerichtet, während er überall hinschaute – in die Tasche nach seinem Schlüssel, noch mal zum Auto zurück, zum Hauseingang, den er gleich erreicht hatte - nur nicht zu Emilia. Emilia erreichte die Haustür zuerst und blieb einfach daneben stehen. In zehn Schritten war er bei ihr. Dann musste sie irgendwas sagen, Guten Tag oder so oder nach einer Adresse fragen oder… doch einfach umdrehen? Emilias Herz schlug bis in den Hals. Noch sieben Schritte, noch Fünf… und dann passierte es: Eine junge Frau mit glatten braunen Haaren sprang plötzlich zwischen den Autos hervor und hielt Miguel von hinten die Augen zu. Miguel erschrak und fuhr herum. Emilia erschrak genauso. Die junge Frau war gut ein Kopf kleiner als er und ziemlich dünn. Sie lachte und

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