Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
Vor-sich-selbst-Rettungsdienst
Aber wenn du tatsächlich zur Stalkerin werden solltest, darf ich dich dann vor Anderen und vor allem vor dir selbst retten? Kannst du mir das schriftlich geben, solange du noch ein wenig bei Verstand bist? Ich meine, da geht’s auch um Frauen und Kinder bei diesem Spiel!
Betreff: überflüssig
Wenn das mit dem Beweis nicht klappt, kriegst du eine notariell beglaubigte Behandlungs-Erlaubnis, okay?! Halte dir den Samstag frei, ich krieg raus, wo wir ihn „treffen“ können.
„Also, ich sag es gleich, mit Rausfahren die nächsten Wochenenden wird nichts. Nicht, dass du falsche Erwartungen…“, fing Bernhard beim Frühstück an und Emilia unterbrach ihn:
„Aber Berni, das ist mir doch völlig klar. Du schreibst jetzt ein Buch, ein wichtiges, großes, dickes. Natürlich brauchst du da Zeit.“
Bernhard zog die Augenbraue hoch: „Verspottest du mich?“
„Ich? Dich verspotten? Kein bisschen … Ich glaub, mir lag nur ein Stück Brötchen quer im Mund.“ Emilia gluckste und schluckte.
„Entschuldige, ich finde das echt großartig mit Euerm Projekt. Ich bin stolz auf dich!“ Emilia lächelte ihn an. Bernhard schaute immer noch skeptisch.
„Warum bist du so gut drauf?“
„Ich? Wieso sollte ich denn nicht gut drauf sein? Es ist Sommer … Ich treffe mich heute übrigens mit Hilda und den Kindern.“
„Das heißt, du bist unterwegs? Prima. Wo bleibt eigentlich Jo?“
„Übers Wochenende rausgefahren mit Anton auf dessen Datsche. Hat dir doch gestern noch Tschüss zugerufen.“
„Ach so, ja, ja. Dieses blaue Shirt steht dir übrigens nicht. Hab ich schon mal gesagt. Es macht dich total blass. Ich mein ja nur…“
Hilda hatte recht. Bernhard war ein arroganter Hund. Warum hatte sie das nur so lange abgestritten? Noch vor kurzem hätte sie ihm brav beigepflichtet und sich entschuldigt. Doch jetzt stieg wieder die ungewohnte Wut hoch. Hatte sie nicht ein bisschen mehr Achtung verdient? Emilia fühlte sich heute gut, irgendwie in freudiger Erwartung, auch wenn es nur darum ging, Hilda zu zeigen, dass es keine Möglichkeit gab, Miguel kennenzulernen. Trotzdem machte sie das mutig. Mut – wie lange war dieses Wort eigentlich nicht mehr in ihrem Wortschatz aufgetaucht? Emilia sprang vom Küchentisch auf, zog ihr blaues Shirt über den Kopf und warf es auf den Frühstückstisch, mitten in die Reste von Marmelade, Ei und Kaffee.
„Kann gleich mit in den Müll. Du hast recht.“ Bernhard starrte auf ihren BH. Der war auch blau. Aber sein Blick wirkte nicht so, als ob er sich bei diesem Kleidungsstück an der Farbe störte. Emilia ignorierte seinen Versuch, sie gierig am Arm festzuhalten und ließ ihn mit dem Frühstückstisch allein.
„Blöde Kuh“, hörte sie ihn murmeln, und dass die Tassen schepperten, als er versuchte, das Shirt aus dem Frühstück zu fischen. Schnell zog sich Emilia das Kapuzensweatshirt von Jo an, das im Flur an der Garderobe hing und verließ fluchtartig die Wohnung. Jetzt bloß keine Diskussion mit Bernhard. Hilda würde schon noch ein Shirt für sie haben.
Hilda öffnete die Tür. Sie umarmten sich.
„Hey, ist das Teil von Jo? Sieht ja schnittig aus. Steht dir!“
„Ha, wenn du erst wüsstest, was ich drunter habe!“
Emilia zog den Reißverschluss ein Stück runter und Emilia prustete los.
„Die ausbrechende Hausfrau! Okay, wenn Mr. Right dabei nicht aufmerksam wird, dann glaub ich‘s dir!“
Emilia erzählte Hilda die T-Shirt-Anekdote vom Morgen. Hilda schüttelte nur den Kopf, aber ihre Freude, dass Emilia sich endlich mal gewehrt hatte, war nicht zu übersehen. Vielleicht war sie ja doch kein hoffnungsloser Fall. Nein, das war sie nicht. Das Leben schien bei ihr endlich weiter zu gehen.
Zu ihrem coolen Kapuzenshirt bekam Emilia von Hilda ein oranges Shirt mit einer Zitrone drauf, die ein Basecap trug. Sie staunte über die Unordnung im Kleiderschrank von Hilda und Marco. Und überhaupt, in der ganzen Wohnung. Hier wurde definitiv nicht dauernd aufgeräumt. Hier wurde gelebt.
„Wo sind denn die Mädels?“
„Mit Marco im Zoo. Sie haben ihn so lange bearbeitet, bis er nachgegeben hat. Wir haben also richtig frei, einen ganzen Tag für uns! Jetzt müssen wir nur noch dein Versuchsobjekt auftreiben. Ich hoffe, du hast bereits einen Plan, wie wir das anstellen.“
Emilia stand vor dem Spiegel und steckte sich mit einigen von Hildas Haarklammern die blonden Locken hoch. Hilda stand hinter ihr und sah dabei
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