Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
hier gerade taten. Sie bogen zum Eingang des Kauflandes ab. Von links und rechts strömten Gerüche vom Bäcker, Fleischer, Asiaten und Dönerstand auf sie ein. Menschen drängelten, um mit einem Euro oder Chip einen riesigen Einkaufswagen zu ergattern. Weitere Menschen quollen ihnen von den hunderttausend Kassen entgegen. Emilia ging nie ins Kaufland, weil sie diesen Laden einfach hoffnungslos überdimensioniert fand. Als Hilda gerade das Drehkreuz passieren wollte, hielt sie sie am Arm fest:
„Nein, hier ist er nicht.“
„Intuition?“
„Der Laden ist viel zu groß. Da finden wir ihn nie.“
„Wir können ja am Ausgang warten.“
„Nein, er ist da nicht. Ich gehe auch nie in diesen Laden.“
„Ach so. Da seid ihr Euch also schon mal einig!?“
Hilda grinste.
„Lass uns vielleicht doch erst mal in den Mediamarkt.“
„Hm, der ist zwar nochmal doppelt so groß. Aber meinetwegen.“
Emilia und Hilda machten sich auf den Rückweg und fuhren die Rolltreppe hoch. Emilia suchte nach irgendeiner Ahnung, die sie richtig entscheiden ließ, aber da war nichts. Sie liefen als erstes die Computerabteilung ab. Fehlanzeige.
Sie zerrte Hilda wieder nach draußen.
„Und was jetzt?“, fragte Hilda ein wenig belustigt.
„Ich glaube, er ist doch irgendwie unten.“
Emilia sprang auf die Rolltreppe.
„Er könnte bereits wieder im Parkhaus sein“, gab Hilda zu bedenken.
Emilia konnte es kaum erwarten, von der Rolltreppe zu kommen, nahm die letzten Stufen in einem Schritt und rannte mit ihrem Schwung fast eine Oma um. Emilia wollte es Hilda beweisen. Jetzt. Wenn Hilda erst bewusst wurde, wie kindisch sie sich eigentlich benahmen, war die Chance für immer vertan. Sie ging zielstrebig auf den Drogerie-Markt am Ende der Passage zu. Da musste man am Wochenende doch immer einkaufen, wenn man eine Familie hatte. Hilda stolperte hinterher und blieb an den Kosmetiksachen hängen.
„Ich brauch einen neuen Lippenstift. Meiner ist seit zwei Wochen alle, stell dir mal vor. Man kommt ja zu nichts.“ Emilia trieb sie ungeduldig weiter.
„Hier ist er nicht. Komm, darum kannst du dich später kümmern. Sonst entwischt er uns.“
Emilia ließ Hildas Arm nicht mehr los und zerrte sie an ein paar Leuten vorbei, die an der Kasse anstanden. Es musste klappen. Hilda würde ihr sonst nur wieder alles ausreden wollen, Beweise hin oder her. Hilda riss sich ruckartig los, als sie an einem Stand mit frisch gepressten Fruchtsäften vorbei kamen.
„Ich brauch wenigstens mal was zu trinken. Im Tatort dürfen die auch dauernd an einer Würstchenbude Pause machen.“
Emilia seufzte. Hilda zückte ihr Portmonee und steuerte auf die Theke zu.
„Willst du auch einen? Ich lad dich ein.“
„Nein, danke.“ Emilia wippte ungeduldig mit dem linken Fuß.
Hilda verdrehte die Augen und bestellte einen Kiwi- Bananen Saft. Emilia sah sich nervös um. Massen von Menschen. Es war einfach sinnlos. Sie könnten an einem der vier Ausgänge warten – drei zur Straße, einer zum Parkhaus. Dann standen die Chancen immerhin eins zu vier. Hilda hatte endlich ihren Saft und schlürfte durch den Strohhalm.
„Probieren?“
Emilia schüttelte den Kopf.
„Wir müssen doch noch mal zum Kaufland“, überlegte Emilia und begann wieder, sich einen Weg durch die Leute bahnen. Hilda verdrehte die Augen, trottete aber an ihrem Strohhalm nuckelnd hinterher. Und schrie plötzlich so laut, dass sie die Rasenmäher-Atmosphäre übertönte und Emilia sich erschrocken umdrehte:
„HEY. Verdammt. Können Sie nicht aufpassen!!!“
Ein Typ mit zwei riesigen Kauflandtüten war rechts vom Gemüsestand gekommen, Hilda in die Seite gerannt und schüttelte sich den Arm, der voller grüner Kiwi-Pampe war, während Hilda der Saft von ihrer Jacke auf den Boden tropfte.
„Sorry. Das tut mir leid. Echt.“
Er stellte die Taschen ab, fingerte erfolglos in seiner Hosentasche nach einem Taschentuch. Dann fiel sein Blick auf die Küchenrollen, die aus einer der Tüten lugten.
„Ha, hab ich ja das richtige gekauft.“ Er lächelte. Hilda starrte ihn einfach nur an. Emilia auch. Es war Miguel.
Er befreite eine Küchenrolle aus der Plastikverpackung. Hilda machte Zeichen, dass Emilia näher kommen sollte. Emilia gehorchte. Miguel reichte Hilda ein paar Küchenrollentücher und riss sich dann selber zwei ab. Beide versuchten, dem Dilemma auf Jacke und Arm Herr zu werden.
„Hier ist auch noch was“, sagte Miguels Tochter und zeigte auf einen Spritzer, den er auf der
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