Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
zu.
„Nicht so streng. Ein paar Strähnen müssen raus. Sonst siehst du ja aus wie eine Studienrätin.“
Emilia betrachtete sich: Jetzt hatte sie auch ein paar Strähnen, die ihr wie bei Miguel vom Wind ins Gesicht gepustet werden konnten.
„Boah, so ein Schonprogramm wie deine Ehe ohne Kleinkinder, hält jung! Der schätzt dich jetzt höchstens auf dreißig!“
„Liebsten Dank, aber der schätzt gar nichts. Der sieht mich ja nicht. Du wirst sehen. Also, wo ist dein Telefon?“
Hilda gab es ihr und Emilia wählte Miguels Privatnummer.
„Du kannst die Nummer ja schon auswendig!“
Emilia machte eine Handbewegung, die Hilda bedeuten sollte, den Mund zu halten.
„Ja, hallo, ich versuche, ihren Mann schon seit zwei Tagen im Büro zu erreichen. Es ist wie verhext, nie hab ich Glück. Aber es ist wichtig. Ist er denn da? … Nein? …Wann kommt er denn zurück? … Ach, so, okay… die Handynummer, gerne … 01787961796 …. Danke, ich versuche es! ... Auf Wiederhören.“
Emilia legte auf.
„Er war nicht zuhause“, verkündete sie siegesgewiss.
„Na, das ist nicht so schwer am Samstagvormittag. Und jetzt, rufst du ihn an und fragst, wo er steckt?“
„Nein, weiß ich längst. Im Einkaufscenter. Gerade los gegangen. Los, komm, wir müssen uns beeilen. Können wir dein Auto nehmen?“
Emilia stürmte in den Flur und schlüpfte in ihre Sandalen.
Hilde zog sich eine Jacke über.
„Aber, Du weißt doch gar nicht, welches Einkaufscenter.“
„Na, das in Pankow. Es gibt doch da nur eins.“
„Aber er könnte auch…“
„Unwahrscheinlich.“
Hilda schloss die Wohnungstür ab. Emilia nahm zwei Stufen auf einmal. Hilda beeilte sich, hinterher zu kommen. Eine Minute später saßen sie in Hildas altem Kleinwagen und fuhren los.
„Aber, wenn du jetzt seine Handynummer hast, dann ruf ihn doch mal an!“
„Gut! Kann ich machen. Extra für Dich! Aber du wirst sehen, es bringt nichts!“
Hilda fuhr über eine fast rote Ampel. Emilia wählte, die Mailbox ging ran. Sie legte auf.
„Warum hast du nichts raufgesprochen?“
„Was soll ich denn raufsprechen?“
„Na, irgendwas: Hallo, hier ist Emilia, ich bin die Frau Deines Lebens, ruf zurück. Wenn ihr grad eh nicht zueinanderfinden könnt, dann dürfte das ja wohl auch nichts machen, oder?“
Emilia vernahm den Triumph in Hildas Stimme. Sie war sich augenscheinlich sicher, dass Emilia nicht so weit gehen würde. Aber da hatte sie sich getäuscht.
„Da hast du recht.“
Hilda nahm schwungvoll die Auffahrt ins Parkhaus. Emilia wählte noch mal. Diesmal klingelte es lange, keine Mailbox sprang an.
„Da, hör selbst, es hört nicht auf zu klingeln.“
Hilda stellte den Motor ab und schnappte sich das Telefon.
„Aber, das ist doch unmöglich, normalerweise geht immer eine Mailbox ran, egal, ob das Handy abgeschaltet ist oder jemand telefoniert…“
„Normalerweise!“, triumphierte Emilia und legte auf.
„Wir können es nachher gern noch mal versuchen. Aber jetzt gehen wir erst mal rein, oder?“
Hilda nickte nur. Dass sie um eine Antwort verlegen war, war bei ihr selten.
Wie am Samstag zu erwarten, was das Einkaufscenter rammelvoll. Der ganze Bezirk schien sein Wochenende hier zu verbringen. Niemand hatte was Besseres vor, als sein in der Woche sauer verdientes Geld in einem dieser Konsumtempel unterzubringen. Kinder hampelten auf Bänken unter künstlichen Palmen herum und schmierten ihr Eis hin, wo sie nur konnten. Leute versuchten, mit ihren dicken Einkaufstaschen an den dicken Einkaufstaschen anderer Leute vorbeizukommen. Die Atmosphäre war angeschwollen von Stimmen, Schreien und Espresso-Maschinen und brachte es mindestens auf die Dezibel-Zahl eines großen elektrischen Rasenmähers. Für einen Moment fühlte sich Emilia ratlos. Wie sollten sie ihn hier finden?
„Also, ich tippe auf Wochenendeinkauf. Allerdings kenne ich keinen Mann, der nicht vorher noch schnell in den Mediamarkt schleicht.“ Hilda blieb stehen und sah Emilia an.
„Oder danach“, überlegte Emilia.
„Mit den schweren Einkaufstaschen?“
„Bernhard bringt sie immer vorher ins Auto.“
„Also, was meinst du? Auf Deine Intuition kommt es schließlich an.“
„Ich weiß nicht….Kaufland.“
„Dann los…“
Sie gingen an den Palmeninseln vorbei. Emilia forschte in den Gesichtern der Kinder, ob sie Miguels Tochter zufällig wiedererkannte. Sie war nicht dabei. Emilia atmete tief durch. Jetzt bloß nicht anfangen, darüber nachzudenken, was sie
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