Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
klar. Nun verderb einem nicht immer schon jeden Spaß, bevor er begonnen hat. Außerdem dachte ich, du begrüßt es, dass ich mich nicht mehr an irgendeinen ungreifbaren Miguel verschwende, sondern in der Lage bin, an einen anderen Mann zu denken.
Hilda: Ob Miguel oder Erik oder Hinz oder Kunz, mir zeigt das nur, dass Bernhard vollkommen überholt ist.
Emilia: Da hast du wohl recht. Weißt du, woran ich das ganz deutlich gemerkt habe: Ich habe nicht das Gefühl, Bernhard zu hintergehen wegen Erik, sondern Miguel. Ist das nicht verrückt?!
Hilda: Eher ein Zeichen, dass du mit Miguel weniger durch bist als mit Bernhard.
Emilia: Meinst du? Naja, komisch finde ich schon, dass Miguel einfach so austauschbar ist.
Hilda: Das ist nicht komisch, sondern ganz normal. Miguel war die ganze Zeit nur ein Symbol für das, was dir fehlt. Deswegen war die angebliche Weissagerin gar nicht so schlecht. Sie hat dich durch diese Miguel-Geschichte mit der Nase drauf gestoßen. Und jetzt ist eben Erik das Symbol.
Emilia: Dachte ich mir, dass du das so siehst. Trotzdem wird’s für die Unmöglichkeit, mit Miguel in Kontakt zu treten, wohl nie eine vernünftige Erklärung geben.
Hilda: Vielleicht. Vielleicht aber auch alles nur Zufall. Manchmal gibt es eben viele solcher Zufälle. Manchmal verhindern auch die eigenen, unbewussten Energien dauernd, dass was Bestimmtes eintritt. An sowas glaube ich ja. Überhaupt: Ist das denn jetzt alles noch wichtig?
Emilia: Nein, eigentlich nicht, du hast recht. Jetzt ist erst mal Schluss mit Analysieren. Ich bin einfach gespannt auf Montag … und dann auf Samstag… und überhaupt, auf alles Neue. Danke, Hilda. Ohne dich wär ich echt nicht aus dieser Warteschleife gekommen.
Emilias erste Arbeitswoche verging wie im Flug. Sie schraubte sich die Finger wund an den vielen Möbeln, die gesamte erste Etage musste für die Neueröffnung eingerichtet werden. Abends kühlte sie ihre Hände und schlief am dritten Tag am Küchentisch ein. Bernhard schüttelte nur mit dem Kopf: „Das hältst du eh nicht lange durch.“
Mit Marion und Claudia hatte sie sich gleich auf „Du“ geeinigt und auch mit den anderen Kollegen. Das war völlig klar, schließlich duzte Ikea auch seine Kundschaft. Emilia arbeitete die ganze Woche mit Claudia zusammen. Claudia war absolut in Ordnung. Sie hatte gleich nach der Ausbildung bei Ikea angefangen, kam aus Stuttgart und war über Filialen in Frankfurt und Hamburg endlich nach Berlin gekommen. Sie wohnte zusammen mit ihrem Freund Mike in einem der Hochhäuser in Marzahn, gleich um die Ecke und fand das okay. Sie hatte es nicht weit zur Arbeit und von ihrem Balkon aus einen herrlichen Ausblick. Marzahn war nicht so schlimm, wie alle immer sagten. Es hatte viele Vorteile. Es war weitläufig. Es gab viel mehr Grün als in der Innenstadt, es gab die Gärten der Welt, in denen man schöne Spaziergänge unternehmen konnte und die Wohnungen waren hell und ruhig und hatten riesige Balkone. Claudia war nicht klar, warum sie das gegen eine Altbauwohnung in angeblich hippen Bezirken, ohne Balkon oder mit viel zu kleinem Balkon zu horrenden Mietpreisen und kaum Auslauf Drumherum tauschen sollte. Lieber sparten sie und Mike auf ein Wochenendgrundstück, dass sie später ausbauen konnten. Claudias Hobby war Motorrad fahren. Am Wochenende unternahm sie mit Mike Ausflüge ins Umland. Sie trafen sich mit ihrer Motorradclique an diversen Seen und unternahmen in den Sommerferien Touren durch Europa. Kinder wollte sie keine. Kinder kosteten einen Haufen Geld und machten nur Stress. Das fand Claudia kein bisschen attraktiv. Trotzdem mochte sie Kinder und half manchmal im Kinderparadies von Ikea aus. Claudia war gerade heraus, aber auf eine angenehme Art, so dass man ihr nichts übel nehmen konnte, sondern eher erleichtert war, weil sie die Dinge immer beim Namen nannte:
„Heiraten, Kind… sieht man doch an deinem Leben, wie einen sowas aufhalten kann“, sagte sie.
„Aber trotzdem finde ich es toll, Jo zu haben.“
„Klar, wenn die Kinder erst mal da sind, will man sie doch nicht wieder hergeben. Völlig verständlich, aber bei mir sind eben erst gar keine da, ganz einfach!“
Natürlich kamen sie auch auf Erik zu sprechen. Emilia hatte sich an ihrem ersten Arbeitstag extra schick gemacht, aber sie unterschrieb den Arbeitsvertrag gar nicht bei Erik, sondern bei dem Filialleiter Marco Meyer, einem runden Mann Anfang fünfzig, mit breitem Lächeln und
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