Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
hin und her und konnte nicht einschlafen. Sie musste immerzu an das Bewerbungsgespräch denken. Und vor allem an Erik. Seltsam, auf einmal schien die Welt voller interessanter Männer. Erik verdrängte völlig die Gedanken an Miguel und das war ein befreiendes Gefühl. Miguel war auf einmal in weiter Ferne. Oder vielleicht war es auch so, dass Emilia endlich merkte, wie fern er schon immer gewesen war… Und blieb… Oder wie er vielleicht immer ferner rückte, weil Emilia inzwischen nicht mehr nur eine Frau von ihm kannte, sondern gleich drei. Mit Erik dagegen konnte sie sprechen. Er schaute sie an, interessierte sich für sie. Oder war das nur Einbildung? Immer wieder war Emilia alle Worte und Sätze und den entsprechenden Tonfall durchgegangen, dazu seine Gesten und seine Mimik. Immer wieder war sie zu dem Schluss gekommen, dass Erik sich wirklich freuen würde, wenn sie bei ihm anfing. Wie groß war sein Einfluss bei so einer Bewerbungsrunde? Meist überließen die Chefs den jeweiligen Abteilungsleitern die Endauswahl. War das nicht so? Aber er hatte auch ein Wörtchen mitzureden.
Ob sie ihn überhaupt ernstnahmen, so einen jungen Chef? Allein aus dem Gespräch war das nicht ganz ersichtlich. Sie hatten zwar herumgealbert, aber Emilia hatte trotzdem das Gefühl, dass Herr Reinbeck auch ganz andere Saiten aufziehen konnte. Trotzdem, sie wollte dort wieder hin! Sie wollte dort arbeiten. Sie wollte Erik näher kennenlernen. Sie hatte gleich im Internet geforscht und ihn bei StayFriends gefunden. Er war sogar sechs Jahre jünger. Na und? Miguel war auch einige Jahre jünger als Sabine. Jetzt verstand sie Sabine sogar. Warum sollten sich attraktive Frauen keine jüngeren Männer nehmen, statt bei den angegrauten auf den ersten Herzinfarkt zu warten? Emilia war attraktiv. Sie hatte sich noch mal genau im Spiegel angeschaut. Sie sah gar nicht aus wie 36. Man konnte sie auch für Anfang dreißig halten. Man sollte mit sich selbst nie zu streng sein. Das tat wirklich nicht gut.
Hilda hatte sie noch nichts von Erik erzählt, zumindest nicht, dass er ihre Gedanken nicht mehr los ließ. Hilda würde sich gleich darauf stürzen, dass Emilia viel zu schnell Ersatz für ihre Miguel-Phantasie aufgetrieben hatte. Und dass es deshalb nichts bedeuten konnte, nur Einbildung war, Emilia sich den nächstbesten vorknöpfte, aus Rachegefühlen. Aber solche Beurteilungen brauchte Emilia jetzt nicht. Erst wieder, wenn die Absage für den Job kam. Davor hatte sie ein bisschen Angst.
„Für Dich!“, brüllte Bernhard gegen den Lärm an, den der Staubsauger machte und hielt ihr das Telefon hin. „Ein Herr Reinbeck will dich sprechen.“ Emilias Herz bekam einen Stich. Den ganzen Vormittag hatte sie nicht gesaugt, um den Anruf nicht zu verpassen. Der Mittag verstrich und nichts passierte. Dann war es drei Uhr, dann vier. Um halb fünf hatte Emilia die Hoffnung aufgegeben und doch noch mit dem Saugen angefangen. Niemand würde sich Freitag halb fünf noch um Bewerbungen kümmern. Und bei Leuten, die man ablehnen würde, brauchte man sich schließlich nicht zu beeilen. Und jetzt kam doch noch der Anruf. Emilia stellte hastig den Staubsauger ab, riss den Hörer an sich, ging in ihr Zimmer und schloss die Tür. Bernhard schaute ihr verwundert hinterher.
„Ja, hallo, Liebig?!“
„Ah, schön, Emilia, dass ich Sie noch erreiche. Ich mein, ich darf doch Emilia sagen, wenn Sie ab Montag in unserem Team arbeiten werden?“
Ein Strahlen breitete sich über Emilias ganzes Gesicht aus und sie konnte rein gar nichts dagegen tun.
„Heißt das, Sie haben sich für mich entschieden?“
„Für sie entschieden? Na, ich hab das schon lange. Aber die Anderen wollten erst noch die Anderen sehen, natürlich nur der Form halber.“
Es klang nach einem Scherz. Aber irgendwie war das kein Scherz. Oder wollte Emilia nur, dass es kein Scherz war?“
„Emilia?“
„Ja, ich bin noch dran. Also, das ist toll, ich freu mich …. Wirklich.“
„Wunderbar. Allerdings würden wir sie erst mal als Assistentin im Dekorations-Bereich einstellen, für Ausführung, Aufbau und Umbau. Und dann sehen, wie sich Ihre Talente und Fähigkeiten zeigen. Dann können Sie natürlich auch aufsteigen.“
Die Assistenz also, okay. Da verdiente man erst mal weniger. Aber immerhin. Und am Anfang vielleicht ganz gut, nicht gleich so viel Verantwortung zu haben.
„Die Entscheidung geht auf Frau Meinkes Konto, nicht auf meins“, schob Erik schnell hinterher, weil Emilia
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