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Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Titel: Der Traummann aus der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merelie Weit
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er jetzt schon so groß war.
    „Okay, okay…“ Emilia ging zu Jo und umarmte ihn. Erst wehrte er ab, aber dann ließ er es geschehen.
    „Man, wusste ich doch gar nicht, was in dir so abgeht.“
    Jo befreite sich wieder aus Emilias Umarmung.
    „Tut mir leid.“
    „Nein, mir tut das leid!“
    „Na, ist ja dein Leben. Ich will da auch gar nicht reinpfuschen.“
    „Jo! Du bist mein Sohn und das ist UNSER Leben! Und jetzt sag ich dir mal was. Natürlich hast du recht. Und klar hab ich auch schon über Trennung nachgedacht. Aber ich hab auch Angst, weißt du.“
    „Das du dann alleine bist?“
    „Zum Beispiel.“
    „Aber du hast doch mich!“
    „Ja, hab ich, aber wer weiß, wie lange noch. Du willst ja jetzt schon zu Marleen ziehen.“
    „Marleen ist die Richtige.“
     „Die Richtige. So ein Urteil würde ich aber nicht zu schnell fällen.“ „Ja, ja. Bla, bla. Möchte nicht wissen, wie oft du das gedacht hast in deinem Leben.“
    „Schon gut, Jo, ich mein ja nur…“
    „Außerdem ist es viel schlimmer, mit jemandem zusammen zu sein, von dem man weiß, dass er nicht der Richtige ist, als mit Jemandem, den man für den Richtigen hält, so!“
    Jo hatte recht. Emilia wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Woher hatte er diese Erkenntnisse? Emilia kam es so vor, als wäre ihr mit sechzehn sowas alles noch lange nicht klar gewesen. Jo trat von einem Bein aufs Andere.
     „Und man braucht doch nicht unbedingt erst n Neuen, um den Alten zu verlassen, oder?!“
    Emilia wusste schon wieder nicht, was sie sagen sollte. Natürlich nicht. Oder doch? Sie stotterte irgendwas zusammen, was gar nicht zur Frage passte:
    „Naja … irgendwann geht’s nicht mehr nur um Liebe…“
    „Die Leier kenn ich schon. Die mag ich nicht. Ich finde, es sollte immer um Liebe gehen.“
    „Ja, eigentlich schon, aber…“
    „Du hast doch jetzt ne eigene Arbeit und eigenes Geld.“
    „Aber nur eine verkürzte Assistentenstelle. Ich brauch das Auto, man kommt da sonst nur sehr umständlich hin und Wohnungen sind teuer.“
    „Aber wieso? Man bleibt doch nicht wegen einem Auto zusammen! Ich würd auch nach Marzahn ziehen. Da wohnt deine Kollegin und die sagt, es ist gut da und billig und dann brauchst du kein Auto. Von Ikea bis zu meinem Gymnasium in Weißensee sind nur zehn Minuten. Das geht genauso mit dem Fahrrad wie von hier.“
    Das war ein echtes Argument. Soweit hatte Emilia noch gar nicht gedacht. Jo hatte recht und Emilia keine Argumente dagegen. Das war etwas unheimlich.
     „Und? Gibt’s da nun nette Kollegen?“
    „Ja, ein sehr netter sogar.“
    „Einer reicht. Ich muss los. Wir grillen heut bei Marleen im Garten. Ich übernachte bei ihr, okay?!“
    Emilia nickte und Jo beeilte sich wegzukommen, als ergriffe er die Flucht. Scheinbar war er alles losgeworden, was er schon immer an Emilia loswerden wollte und das war ihm nicht leicht gefallen. Emilia schaute in den Spiegel. Ihr angeblich nicht altes Spiegelbild starrte zurück.
    Emilia drängte sich der Vergleich mit einem Ballon auf, der Sandsäckchen um Sandsäckchen abwarf und immer höher stieg. Ihre Tasche war voller Freibriefe: von Hilda, von Claudia, von Bernhard im gewissen Sinne und jetzt auch noch von Jo. Für einen Moment fühlte sie sich schwindlig, als würde sich der Boden unter ihr tatsächlich immer weiter entfernen. Gab es wirklich nichts, was dagegen sprach, ihr Leben radikal zu ändern? War sie so weit? Sollte sie das tun? Konnte man das überleben? Sie fühlte sich jedenfalls viel gefestigter als noch vor ein paar Monaten. Sie hatte eine von Bernhard unabhängige Arbeit, neue Kollegen, von denen eine zu einem echten Kumpel zu werden schien. Vielleicht wurde ja eine Wohnung in Claudias Haus frei. Dann hätte sie gleich eine nette Nachbarin. Jos Worte arbeiteten in ihrem Kopf. Sie fühlte sich unter Druck. Naja, aber das war kein Grund, etwas zu überstürzen. Ganz und gar nicht. Emilia durfte nicht den Überblick verlieren. Vieles an ihrem jetzigen Leben war bereits gut. Es gab auch die Kehrseite der Happy End-Geschichten in diesem Alter: Frauen, die zwischen fünfunddreißig und vierzig einen Rappel bekamen, alles in einem unbedachten Moment aufgaben, weil sie sich einbildeten, sie müssten noch mal wie eine Silvesterrakete in den Himmel steigen. Und die dann am Schluss ganz allein zurückblieben in einer verkohlten Sandwüste.
     
    Von weitem sah Emilia bunte Lichter auf der Spree glitzern. Dort musste es sein. Für die Veranstaltung war

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