Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
spiegelglatter Glatze. Emilias Herz klopfte an jeder Ecke, weil sie damit rechnete, Erik über den Weg zu laufen, aber Erik war die ersten drei Tage gar nicht im Haus. Erst Donnerstag kam er plötzlich neben ihr aus dem Herrenklo, war sehr in Eile, schenkte ihr aber ein freudiges Lächeln und rief: „Emilia, läuft‘s !? Wir sehen uns Samstag!“ Emilia blieb gerade die Zeit, ein deutliches „Ja!“ zurückzurufen.
Sollte sie sich freuen oder enttäuscht sein? In dem Punkt hatte sie sich die erste Woche ganz anders vorgestellt. Aber das war mal wieder an der Realität vorbei. Natürlich arbeitete man als Assistentin nicht den ganzen Tag Seite an Seite mit dem stellvertretenden Filialleiter.
„Und der Reinbeck, hat der eigentlich die Flirtkrankheit? Kommt mir vor wie so‘n Typ, der sich an jeder Frau beweisen muss“, fragte sie Claudia.
„Erik? Der steht auf dich. Kann ich dir jetzt schon unterschreiben. Hättest ihn mal erleben sollen, als es um die Entscheidung für die Bewerber ging, wie er sich total ins Zeug gelegt hat für dich.“
Emilias Herz machte ein paar unkontrollierte Sprünge.
„Echt?“
„Na, ich war eigentlich dagegen. Du sahst aus, als würdest du dich in einem Bordell bewerben. Also, Tschuldigung. Jetzt bin ich froh, dass du da bist. Bist ja doch keine Tusse, nur ne frustrierte Ehefrau. Habs kapiert.“
Emilia schluckte.
„Man, sorry. Nee, jetzt find ichs cool, dass du dich kein bisschen um die Etikette geschert hast, echt, hab was gelernt, mach ich nächste Mal auch nicht mehr.“
„Aber der Reinbeck, also Erik, ist doch…“
„Viel zu gutaussehend? Stimmt, sieht aus wie‘n Elle- Softie. Also, ich steh auf sowas nicht. Is mir zu smart… Oder meinst du zu jung?“
„Wie…für mich? Also…“
„Eh komm, klar, biste am Überlegen wegen Reini. Mir machste nichts vor. Und gönn dir ruhig mal was, bist doch nicht von schlechten Eltern. Er hat grad keine Freundin, das weiß ich. Und der fährt auf dich ab, glaub mir.“
Emilia konnte nur dumm grinsen. Alles klang so einfach und greifbar, als würde ihr Claudia einen Freischein mit Garantie geben.
„Siehste, sag ich doch. Es steht auf deiner Stirn. Aber pass auch n bisschen auf bei dem. Reini ist in Ordnung, hab nur meine Zweifel, ob der wirklich so für Beziehungen taugt.“
„Wieso?“
„Weiß nicht, der würde mir zu dreist rangehen. Und Männer im Notstand haben doch meist ne Macke. Kenn mich da aus. Musste ja auch ne Weile suchen, bis ich Mike gefunden habe vor fünf Jahren.“
„Aber ich bin doch ver..., also ...“
„Verheiratet, meinste?“
Claudia prustete los.
„Wenn ich nicht dein rotes Kleid kennen würde, würd ich vielleicht klein beigeben. Aber so, ich glaub, es wird mal Zeit, dass mal n böser Hexer kommt.“
Emilia war erstaunt, wie wenig sie aus ihrem Privatleben erzählen musste, damit andere sofort die gleichen Schlüsse zogen wie Hilda. Es war erschreckend. Dabei kannte Claudia nicht mal die Miguel-Geschichte. Emilia wusste, dass Hilda mit allem recht hatte. Trotzdem war die Meinung von einem Menschen, den sie erst seit ein paar Tagen kannte, besonders gewichtig. Emilia stopfte zur Kaffeepause zu viel Ikea-Kuchen mit puddinggelber Buttercreme in sich hinein, um alles zu verarbeiten. Ihr war den ganzen Abend übel. Wahrscheinlich war es nicht nur vom Kuchen, sondern von allem, was da auf sie zukam.
Wieder fuhr Bernhard nach Kassel. Und wieder hatte Emilia am Samstagabend was Aufregendes vor. Wieder schien alles zu passen, so wie an dem unseligen Abend des Depeche Mode -Konzerts. Aber vielleicht passte es ja diesmal wirklich.
Außerdem hatte Bernhard einen Satz gesagt, der alles leichter machte:
„Du bist kaum noch da. Du willst nicht mehr an meinen Projekten arbeiten. Du boykottierst unsere Arbeitsaufteilung im Alltag. Du schläfst nicht mehr im Schlafzimmer. Ich weiß gar nicht, ob unsere Ehe unter diesem Bedingungen überhaupt noch Sinn macht!“
Bernhard hatte Emilia mit hochgezogener Augenbraue angesehen. Er wollte ihr definitiv Angst einjagen, aber Emilia sagte nur:
„Ich weiß es auch nicht.“
„Was heißt, du weißt es auch nicht?“
„Wieso, was wolltest du denn hören?“
„Ich? Gar nichts. Ich wollte dir nur klar machen, was du tust und das dein Verhalten zerstörerisch ist.“
„Es ist nicht zerstörerisch. Es sind Veränderungen. Nicht nur du entwickelst dich, ich auch. Man muss sehen, ob die Wege trotzdem weiter nebeneinander laufen.“
„Willst du mir etwa
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