Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Titel: Der Traummann aus der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merelie Weit
Vom Netzwerk:
ja längst leichtes Spiel bei dir.“
    „Quatsch, ich….“
    Ein großer, kräftiger Typ mit dunkelblondem Zopf schob sich neben Claudia.
    „Das ist übrigens Mike.“
    „Oh, hey, hallo, freut mich, hab schon viel gehört. Ich bin Emilia.“
    „Ah, die blonde Tusse, die sich eigentlich im Puff bewerben wollte, sehr angenehm.“
    Mike hatte die gleiche unverblümte Art wie Claudia, sogar den gleichen Tonfall. Unverkennbar, dass die beiden zusammen waren. Sie unterhielten sich über Reisen, Motorräder und nach zwei weiteren Gläsern Sekt auch über Beziehungen. Mike fand, dass Emilia nicht wie verheiratet aussah. Wie sah man denn aus, wenn man verheiratet war, wollte Emilia wissen. Irgendwie vertrocknet, fand Mike. Heiraten war doch längst überholt. Claudia sah heiraten höchstens als guten Grund zum Feiern an. „Wir können ja ohne den Papierkram heiraten“, schlug Mike vor. „Aber mit Ringen“, verlangte Claudia. „Nein, mit Ketten, Ringe trage ich nicht“, widersprach Mike. Sie einigten sich auf Armreifen.
    Emilia hielt immer wieder Ausschau nach Erik, aber er kam nicht zurück. Dann beschloss sie, eine Runde durch das Lokal zu drehen. Sie begrüßte ein paar neue Kollegen. Da war auch Herr Meyer, der ihr seine Frau vorstellte, die genau so klein und dick war wie er. Auch die beiden schienen gut zusammen zu passen. Für einen Moment war Emilia neidisch. Unscheinbar aussehende Menschen hatten es viel besser. Wenn sich um sie jemand bemühte, konnten sie sicher sein, dass es ernst gemeint war. Emilia fand Erik mit drei Leuten im Gespräch vertieft, die sie nicht kannte. Zwei davon im Anzug, eine mit hochgeschlossenem Kleid und vielen Ringen. Vielleicht waren sie vom Vorstand. Emilia traute sich nicht, die Runde zu stören. Sie stellte sich für ein paar Minuten so hin, dass Erik sie sehen musste, aber er übersah sie, entweder mit Absicht oder er übersah sie wirklich. Emilia verstand das nicht. Warum hatte er sie nicht mitgenommen vorhin? Vielleicht fabrizierte er doch nur leere Flirtblasen und Claudia hatte sich mit seinem angeblichen Interesse an ihr geirrt?
    Emilia trollte sich zurück zur Bar, aber Claudia und Mike waren verschwunden. Dafür standen da jetzt zwei junge Typen aus dem Möbellager. Sie bestellten gerade Cola Whisky und Emilia schloss sich ihnen an. Dann begannen sie Emilia vollzuquatschen und Emilia ließ es geschehen, während sie noch einen und noch einen und noch einen Cola Whisky bestellte. Emilia zog ihre Strickjacke aus und amüsierte sich, wie sich die Blicke sofort auf ihren Ausschnitt hefteten. Sie brüllte vor Lachen an den langweiligsten Stellen des Gesprächs, obwohl es eigentlich die ganze Zeit nur um etliche verschiedene Sorten von Ikea-Schrauben ging. Vielleicht waren die beiden Lagerjungs komödiantisch begabt, vielleicht war aber auch nur der Alkohol schuld. Emilia schwankte und hielt sich am Barhocker fest. Sie suchte immer noch nach Erik in der Menge. Und nach Miguel. Beide Gesichter verschwammen in ihrer Vorstellung. Bald wusste sie nicht mehr, mit wem von beiden sie hier überhaupt rechnen konnte. Sie war völlig betrunken, sie zog ihre Schuhe aus und versuchte sie in die Handtasche zu quetschen. Sie passten nicht hinein. Also ließ sie den Linken einfach an der Bar stehen. Der eine Lager-Boy nahm ihn und wollte ihn am nächsten Tag in irgendein Ikea- Paket mit reinpacken, am besten eins von den Betten. „Rapunzels Schuh! Oder wie hieß die? Schneewittchen? Nee…“ Sie grölten, obwohl das nun wirklich kein besonderer Witz war. Emilia musste dringend nach Hause. Sie hob ihre bleischwere Hand zum Abschiedsgruß, lallte ein „Auf Wiedersehen“ und machte sich auf den Weg. Bloß nicht da lang, wo die Lichter so verführerisch glitzerten. Da war Wasser. Sie musste in die entgegengesetzte Richtung. Es wurde dunkler. Links rauschten Bäume und rechts stieß sie immer wieder gegen eine Wand. Sie nahm Autogeräusche wahr. Wo Autogeräusche herkamen, da war auch eine Straße und wo eine Straße war, da waren auch Taxis…
    Emilia stolperte über einen Stein oder vielleicht waren es auch ihre eigenen Füße. Eine Hand fing sie auf, dann ein ganzer Arm. Sie starrte in irgendwelche glitzernden dunklen Augen, dicht über ihr. Miguel? Nein, das war der Andere.
    „Emilia.“
    Emilia schaute auf den Mund, der Emilia gesagt hatte und küsste ihn einfach. Arme umschlangen sie und küssten sie leidenschaftlich zurück. Sie fühlte sich auf einmal so warm und fest und sicher.

Weitere Kostenlose Bücher