Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
Sesseln.
„Nein, ich stehe.“
„Okay. Willst du ein Glas Wasser?“
„Nein, ich will wissen, was das alles zu bedeuten hat? Warum redest du nicht mehr mit mir, warum tust du so, als würden wir uns gar nicht kennen? Warum rennst du vor mir weg? Warum sagst du nicht, wo du wohnst? Warum rufst du nicht zurück? Warum …“
Erik nahm Emilia am Arm und führte sie zu dem zweiten Sessel. Seine Berührung ließ Emilia augenblicklich verstummen. Sie war das Wild in den Klauen des Löwen. Emilia setzte sich brav. Jetzt bloß nicht heulen. Sie atmete tief durch und versuchte den Schwung zurück zu gewinnen, den sie vor der Berührung von Erik hatte.
„War denn alles nur ein riesengroßes Spiel für dich? Ist Herzen Brechen dein Hobby? Man hört ja so einiges…
Erik seufzte. Er beugte sich vor, die Ellenbogen auf den Knien, die Hände zwischen seinen Beinen aneinander reibend, und sah sie an. Sein Blick sah ganz traurig aus. Bis eben war er noch der coole Macho gewesen, der versucht hatte, sie eiskalt abblitzen zu lassen. Dann war es ihr gelungen, seine Abwehr zu durchbrechen und er hatte für einen Moment gewirkt, als würde sie ihn in die Enge treiben können. Dann hatte er sie berührt und damit zum Verstummen gebracht. Und jetzt war sein Blick voller Schuld und Reue. Schimmerten sogar Tränen darin? Eine winzige neue Hoffnung regte sich in Emilia. Hatte sie doch übertrieben? Ihn völlig falsch verstanden? Sie suchte nach Worten einer Entschuldigung.
„Ich … also … ich …“
„Emilia … pass auf … du bist eine nette Frau … wirklich …“
Nett . Die winzige Hoffnung war sofort wieder verkohlt.
„Wie soll ich das erklären … es passt einfach nicht …“
„Aber ich hatte das Gefühl, die Nacht war ganz toll. Es hat noch nie so gepasst für mich.“
„Ja, es war auch eine tolle Nacht und du bist eine tolle Frau, aber es passt nicht in mein Leben.“
„Weil ich schon ein Kind habe? Aber Jo ist schon groß und zieht bald aus.“
„Nein, dein Sohn ist bestimmt in Ordnung. Aber …“ Die Vorstandssitzung heut, Eriks Karrieredrang, das Hotel, Emilias Ahnungen waren doch richtig.
„Du gehst bald weg …“, deutete sie.
„Woher weißt du das?“ Erik war sichtlich erstaunt.
„Du gehst weg??“ Emilias Stimme klang schrill. Erik entspannte sich wieder.
„Ja, ich werde versetzt. Ich kann eine Filiale in Vancouver übernehmen. Ich fliege in zwei Wochen rüber nach Kanada. Das wurde allerdings erst heute beschlossen. Niemand weiß davon…“
Es war nur, weil Erik wegging? Schon wieder keimte Hoffnung in Emilia auf. Sie konnte nichts dagegen machen. Gerade war die Welt genau vor ihren Fußspitzen zu Ende gewesen. Plötzlich öffnete sich stattdessen ein riesiges Tor und zeigte ihr, dass die Welt noch viel, viel größer war.
„Aber ich kann doch mitkommen. Ich wollte schon immer mal nach Kanada. Und Jo auch! Jo kann dort …“
„Emilia! Das ist völlig unrealistisch.“
Gut, vielleicht nicht sofort. Aber …
„Wir könnten uns doch erst mal besuchen.“
„Eine Beziehung auf die Entfernung?“
Emilia war aufgesprungen. Eine große Liebe scheiterte doch nicht an einer beruflichen Versetzung. Sie kniete sich vor Erik hin und griff nach seinen Händen. Er schrak zurück, riss die Hände hoch, als wäre sie ein giftiges Insekt und rief sehr forsch und bestimmt:
„Emilia, es ist aus! Setz dich wieder hin.“
Emilia spürte ein Zittern im ganzen Körper, als hätte sie an einen Zaun gefasst, durch den Strom floss. Das „Es ist aus“ dröhnte in ihr wie der Glockenschlag einer Kathedrale. Sie sackte in sich zusammen. Tränen liefen über ihr Gesicht.
„Aber, warum denn?“
„Emilia, setzt dich erst mal wieder hin“, betonte er noch mal, als brauche er zuerst die Sicherheit, keinen weiteren körperlichen Angriff befürchten zu müssen.
Emilia sank in den Sessel, obwohl ihr danach war, ihm die Augen auszukratzen. Aber sie fühlte sich wie gelähmt. Jetzt war Erik das giftige Insekt, das ihr eine Injektion verpasst hatte.
„Du hast mich die ganze Zeit belogen.“
„Nein, ich … aber es passt eben nicht.“
„Ich bin zu alt …“
„Emilia, so ein Blödsinn.“
„Dann sag mir jetzt, warum es nicht passt? Warst du denn kein bisschen verliebt? Hast du das alles nur gespielt? Bist du ein verdammter Schauspieler, der sich darin gefällt, Filmszenen nachzuspielen?“
Emilia spürte wieder diese unbändige Wut, die anbrandete, und die sie zu überfluten drohte. Sie
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