Der Traurige Polizist
kam sich vor wie ein Narr. Der Hunger ließ seinen Magen erneut grummeln.
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Wir alle wissen, wie Fett am menschlichen Körper aussieht
, stand auf Seite elf des Kochbuchs.
Ach was, sagte Joubert und rutschte, unangenehm berührt, auf dem Küchenstuhl hin und her. Das Buch lag vor ihm auf dem Tisch,
neben den Zutaten für das Rezept, das die Ernährungsberaterin empfohlen hatte.
»Wonach ist Ihnen?« hatte sie gefragt, als sie ihm das Buch gegeben hatte.
»Steak.«
»Sie sind stur.«
»Ich bin hungrig«, sagte er entschlossen.
»Versuchen Sie das Rinderfilet mit Pilzen. Seite 113. Aber lesen Sie erst die ganze Einführung, damit Sie über die Kalorien
und ungesättigten Fettsäuren Bescheid wissen. Und essen Sie kleine Portionen. Es ist völlig unnütz, gesund zu kochen und dann
zu viel davon reinzuschlingen.«
Er hatte bei
Pick’n Pay
gehalten und das Buch auf Seite 113 aufgeschlagen, dann war er durch die Gänge gezogen, bis er alle Zutaten hatte.
Sie wissen vielleicht nicht
, las er weiter,
daß Menschen, die übergewichtig sind, zusätzlich zu dem Fett, das man an ihrer Hüfte, ihren Schenkeln und ihrer Brust sehen
kann, auch noch innerlich Fett ablagern. Fettschichten bilden sich normalerweise um die inneren Organe, vor allem im unteren
Bereich
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des Körpers, sowie um die Eingeweide, die Nieren und das Herz
.
Im Geiste sah er seine inneren Organe vor sich, jedes in ein Mäntelchen aus gelbweißem Fett gewickelt, und ihn schauderte.
DER HAUTFALTENTEST lautete eine der Überschriften.
Auf einfache und schnelle Art können Sie Ihr Fett messen, indem Sie mit der Hand ein gutes Stück Haut am Bauch packen und
zwischen Daumen und Zeigefinger falten. Wenn es dicker ist als 2,5 cm, sind Sie fett – und Sie können sicher sein, daß das
Fett sich in Ihrem ganzen Körper verteilt hat
.
Er legte das Buch auf den Tisch, lehnte sich zurück, zog sein Hemd aus der Hose und packte seine Bauchhaut. Er betrachtete
sie kritisch.
Verdammt. Wirklich?
Er stand auf und machte sich auf die Suche nach seinem neuen Maßband. Er fand es im Arbeitszimmer, wo die Bücher auf den schiefen
Regalen standen. Er kehrte zurück in die Küche, setzte sich, bildete eine Hautfalte mit der linken Hand und maß mit der rechten.
Über vier Zentimeter. Und er drückte schon ganz schön zu.
Ärgerlich klappte er das Kochbuch mit einem Knall zu.
Geschickt schummeln.
Er konnte es sich nicht leisten, geschickt zu schummeln. Nicht mit vier Zentimetern Bauchfalte, nicht wenn seine Organe in
dicken Fettbergen ruhten.
Er seufzte, schob das Kochbuch zur Seite und griff nach seiner Diät-Übersicht.
120 Gramm gegrillter Fisch. 250 ml Kartoffelbrei, Tomaten-Zwiebel-Salat. 1 Fetteinheit
.
Eine Fetteinheit. Er suchte nach der Legende am Ende der |313| Übersicht. Er konnte auswählen zwischen kleinen Mengen Margarine, Salatdressing, Mayonnaise, Erdnußbutter, Avocado, eingelegten
Oliven, ein wenig Sahne oder einem Streifen Schinken. Er entschied sich für Salatdressing und begann mit den Vorbereitungen.
»Der Bericht über Eleanor Davids Escort-Pistole ist da, Captain«, sagte Snyman und reichte Joubert ein Blatt Papier.
»Negativ«, sagte er, ohne darauf zu schauen.
»Ja, Captain.«
Er seufzte. »Danke, Gerrit.«
Er wandte sich um. Es war an der Zeit, sich
Die Rückkehr des Benny Griessel
anzusehen.
Joubert stand unauffällig in der Tür des Paradesaals der Mordkommission. Griessel sollte nicht denken, daß er gekommen sei,
um ihm auf die Finger zu schauen.
Griessel stand auf einem Stuhl neben dem Fernseher, er wandte sich an zweiundzwanzig uniformierte Polizisten.
»In der Akte findet ihr Fotos, die von den Sicherheitskameras in den Zweigstellen der Bank aufgenommen wurden, und ein Phantombild
unseres Phantombildzeichners, das darstellt, wie der Räuber möglicherweise wirklich aussieht. Aber das sind nur grobe Hinweise.
Und es könnte gefährlich sein, sich darauf zu verlassen, wie wir aus dem Zwischenfall von heute morgen gelernt haben. Macht
euch um Himmels willen nicht über jeden möglichen Verdächtigen, der nur ungefähr so aussieht wie das Phantombild, gleich mit
der Pistole in der Faust her. Ihr habt gesunden Menschenverstand. Denkt nach – und dann denkt noch einmal nach«, sagte Griessel
und lächelte die Gesichter vor sich an.
Joubert bemerkte, daß die Qualen der vergangenen Woche |314| noch schwer auf Griessels Gesicht ruhten, auf seinem stämmigen
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