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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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jemand etwas von diesem Schlamassel.«
     
    Joubert beendete die Arbeit in dem Einsatzraum in Hout Bay und zog mit den Ermittlungen zurück ins Hauptquartier, in die Mordkommission.
     Er schickte Leute zu Gail Ferreira und zu Alexander MacDonalds Mitarbeitern, um Fotos der Opfer zu besorgen. Er ließ vom Polizeifotografen
     Kopien machen. Dann rief er seine Männer in den Paradesaal. »Vielen Dank für die Mühe, die ihr euch mit den Waffenhändlern
     und Waffenschmieden gegeben habt«, begann er seine Rede. »Leider hat sich daraus nichts ergeben, dem wir nachgehen könnten.
     Aber es besteht immer noch Hoffnung.« Sie schauten ihn erwartungsvoll an. »Es besteht die Möglichkeit, daß die Opfer einander
     kannten.«
    |305| Ein paar der Männer atmeten hörbar ein.
    »Ihr werdet in Zweierteams aufgeteilt. Jedes Team bekommt Fotos aller Opfer. Leon Petersen und ich werden die Angehörigen
     besuchen, ihr geht zu den Nachbarn, Kollegen und Bekannten. Fangt mit den Namen auf der Tafel hier an, aber ihr seid auch
     dafür verantwortlich, die Liste auszuweiten. Alle, die in der Nähe der Opfer lebten. Kontakte bei der Arbeit. Saufkumpane.
     Jeder. Wir wollen wissen, ob sie einander kannten.«
    Er schaute sie an. Sie hörten aufmerksam zu, er hatte sie schon mit seiner Aufregung angesteckt. Heute abend würden sie ihren
     Familien erklären: »Ich arbeite am Mauser-Fall.«
    »Da ist noch etwas«, fuhr Joubert fort. »Es könnte eine homosexuelle Verbindung geben.«
    Ein paar leise Pfiffe und da und dort eine Bemerkung.
    »Das heißt nicht, daß ihr sofort jeden fragt, ob der und der schwul war.«
    Sie lachten. Joubert hob die Hand, bis sie wieder still waren. Er sprach eindringlich.
    »Wenn die Presse davon Wind bekommt, drehen sie durch. Ich möchte das leitende Mitglied jedes Teams bitten, verantwortungsbewußt
     zu handeln. Stellt eure Fragen vorsichtig. Es gibt keine konkreten Beweise, aber wir müssen der Sache nachgehen. Euch ist
     klar, wie die Zeitungen die Sache behandeln. Es geht um den Ruf der Polizei. Vergeßt auch nicht die Angehörigen der Opfer.
     Für sie ist es schwer. Macht es ihnen nicht noch schwerer mit Taktlosigkeit und lockerer Wortwahl. Gibt es irgendwelche Fragen?«
    »Ist es wahr, daß Oliver Nienaber ein Verdächtiger ist?« fragte jemand von hinten. Joubert schüttelte den Kopf. Das Gerücht
     sprach sich herum.
    |306| »Nicht mehr«, sagte er entschlossen. Dieses Gerücht mußte gestoppt werden. »Weitere Fragen?«
    »Kiste Bier für das Team, das die Sache knackt?«
    »Zehn Kisten«, sagte Joubert, woraufhin alle Beifall klatschten.
     
    Petersen und er kamen bei den Angehörigen nicht weiter, ganz egal, wie lange und ernsthaft die Leute die Fotos der anderen
     Opfer anstarrten. Sie alle hatten dieselbe Reaktion an den Tag gelegt. Ein Kopfschütteln und das unausweichliche: »Es tut
     mir leid, aber …«
    Er setzte Petersen am Nachmittag vor der Mordkommission ab und fuhr ins Sanatorium. Die Krankenschwester führte ihn in einen
     Aufenthaltsraum im dritten Stock. Als er hineinging, sah er Benny Griessel mit fünf anderen Leuten an einem Tisch sitzen –
     drei Männern und zwei Frauen. Sie spielten Karten.
    »Ich erhöhe um vierzig«, sagte Griessel und warf zwei Zwanzig-Cent-Münzen in die Schale in der Mitte des Tisches.
    »Gott«, sagte eine Frau mit fettigen Haaren und einer langen Zigarette zwischen den Fingern.
    »Sie müssen einen Flush haben.«
    »Geht mit, wenn ihr es rausfinden wollt«, sagte Benny rätselhaft.
    Joubert trat hinter ihn. Niemand schien ihn zu bemerken.
    »Ich erhöhe um zehn«, sagte ein lebendes Skelett mit wäßrigblauen Augen und warf zwanzig Cent in die Mitte.
    »Ich bin draußen«, sagte eine ältere Frau neben ihm. Sie legte ihre Karten hin. Ein paar Damen.
    »Ich auch«, sagte ein Mann, über dessen Arm sich von Schulter bis Handgelenk ein Netzwerk dünner roter und |307| blauer Tintenadern erstreckte – ein eleganter Drache, der Feuer spie.
    »Noch mal vierzig«, sagte Griessel.
    »Das ist mir zuviel«, sagte das menschliche Skelett. »Ihr Spiel.«
    Griessel stand auf, beugte sich über den Tisch und zog das Geld zu sich heran.
    »Zeigen Sie uns, was Sie haben«, sagte die Frau mit der Zigarette.
    »Muß ich nicht«, erwiderte Griessel.
    »Seien Sie kein Spielverderber«, sagte der Drache.
    »Ich habe geblufft«, sagte Griessel, während er das Geld mit der gewölbten Hand über den Rand des Tisches schob, so daß es
     klimpernd in seine Geldbörse fiel.

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