Der Traurige Polizist
besteht in einem Bankräuber, der immer noch irgendwo
dort draußen mit seiner gottverdammten Riesenpistole herumläuft, während die diskreten Mitarbeiter der Mordkommission mir
erzählen, daß es ihnen leid tut.«
Schweiß tropfte vom Gesicht des Bereichsleiters, und sein schmaler, kahler Kopf glänzte in der verdeckten Beleuchtung des
Büros.
»Sie müssen verstehen …«, sagte Colonel Bart de Wit und hob seinen Zeigefinger.
»Nein, ich muß gar nichts verstehen. Dieser dicke Sack«, |302| der Bereichsleiter zeigte in Jouberts Richtung, »hat mir versichert, daß nichts passieren würde. Er hat leider vergessen,
mir bei der Gelegenheit auch zu versichern, daß Sie einen Haufen Kaffer mit Kanonen in meine Zweigstellen deportieren. Er
…«
Joubert stand auf. »Jetzt hören Sie mal zu!«
Der Bereichsleiter tat einen Schritt zurück und hielt den Mund.
»Wenn Sie mit mir sprechen oder mit ihm«, Joubert deutete auf Bart de Wit, »dann seien Sie gefälligst höflich. Und wenn Sie
meine Männer noch einmal als Kaffer bezeichnen, schlage ich Ihnen die Fresse ein.«
Der Bereichsleiter schaute flehentlich de Wit an. De Wit sah Joubert an. Auf dem Gesicht des Colonels lag ein kleines, verwirrtes
Lächeln.
»Außerdem«, sagte Joubert, »kann ich gar nicht mehr so dick sein. Ich bin nämlich auf Diät.«
Dann setzte er sich wieder.
Niemand sagte etwas. Der Bereichsleiter starrte zu Boden. Er seufzte tief, dann ging er langsam zu seinem Schreibtischsessel
und setzte sich.
»Es tut mir wirklich leid. Der Streß …« Er zog ein Taschentuch in den Firmenfarben aus der Brusttasche seines Jacketts und
tupfte sich damit die Stirn ab. Dann schaute er auf. »Was jetzt?«
»Selbstverständlich werden wir Constable Vusi Khumalo von dem Einsatz freistellen und den gesamten Zwischenfall gründlich
untersuchen«, sagte Joubert. »Und heute abend werden wir alle Polizisten zusammenholen, die in den Zweigstellen der Premier
Bank zum Einsatz kommen. Wir werden sie schulen. Sicherheit, Vorsicht, öffentliches Interesse. Wir |303| werden mit ihnen einen kurzen Kurs durchführen, den sie morgen mit allen Zweigstellenmitarbeitern durchgehen müssen. Krisenmanagement.
Selbstkontrolle. Notfallplanung.«
De Wit nickte begeistert.
»Und von morgen an steht die ganze Operation unter der Leitung eines der besten Detectives der Peninsula.«
De Wit und der Bereichsleiter schauten ihn erwartungsvoll an.
»Sein Name ist Benny Griessel.«
»Nein, Captain. Ich meine, ich bin absolut einverstanden mit Ihrer Reaktion auf seine rassistischen, diskriminierenden Bemerkungen.
Aber Benny Griessel?«
Sie gingen zu Jouberts Wagen.
»Colonel, ich hätte das natürlich zuerst mit Ihnen besprechen müssen, aber ich bin erst vor ein paar Minuten daraufgekommen.
Im Büro dieses Kerls.«
»Griessel liegt besoffen im Krankenhaus«, sagte de Wit.
»Ich war gestern abend dort, Colonel. Er ist trocken. Er braucht etwas zu tun, Colonel. Er muß sich jetzt beschäftigen. Er
muß wieder Selbstachtung aufbauen. Und diese Sache ist genau das Richtige.«
»Das Richtige? Mit dem ganzen Streß?«
»Mit Streß kann Benny umgehen, Captain. Nur mit dem Tod kommt er nicht klar«, sagte Joubert leise.
Schweigend gingen sie zu dem weißen Sierra. Joubert schloß de Wit die Beifahrertür auf, dann ging er um den Wagen herum und
stieg ein. Es war unerträglich heiß im Wagen. Sie kurbelten die Fenster herunter. Dann ließ Joubert den Motor an, und sie
fuhren zur N1.
Bart de Wit starrte durch die Frontscheibe auf die Straße. |304| Nervös rieb er sich mit dem Finger seine Warze. Er sagte nichts. Joubert seufzte und konzentrierte sich auf das Fahren.
Sie hatten schon die Ausfahrt N7 hinter sich gelassen, als de Wit zu Joubert hinüberschaute. »Wir haben die Sache nicht mehr
unter Kontrolle, Captain. Weder Sie noch ich. Der Fall hat ein Eigenleben entwickelt. Es bleibt uns nur noch, zu beten. Denn,
Captain, ehrlich gesagt, es geht um meinen Kopf. Ich werde genau beobachtet. Die alte Zweinase, sagen sie. Die alte Zweinase
wird’s nicht schaffen. Man hat ihm den Posten nur anvertraut wegen seiner Freunde beim ANC. Er hat es nicht verdient. Und
alles, was ich wollte, Captain, war, ihnen das Gegenteil zu beweisen.«
Dann schwieg de Wit, bis sie in die Kasselsvlei Road einbogen.
»Sie können Benny Griessel diese Chance geben, Captain.«
»Ich danke Ihnen, Colonel.«
»Wer weiß, vielleicht hat dann wenigstens irgend
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