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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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anderen Opfer an! Fragt Nienabers Kinder!
     Haben sie schon einmal vom Tabernakel des Erlösers gehört?«
    |386| Er fuhr weiter und fühlte sich wieder optimistischer. Jeder Fall, jede Akte war ein Berg, den es zu ersteigen galt. Manchmal
     war es leicht, Halt für Hände und Füße zu finden, und man erreichte schnell den Gipfel, wo man den Haftbefehl aushändigte,
     ein anständiges Päckchen mit Motiven und Beweisen, mit Ursachen und Wirkung unter dem Arm, aber manchmal, dieses Mal zum Beispiel,
     war der Berghang glatt und glitschig, ohne daß Hände und Füße in Spalten Halt finden konnten. Man kletterte und rutschte,
     man kletterte und rutschte, man machte keine Fortschritte, man kam dem Gipfel nicht näher.
    Aber nun änderte sich das. Endlich hatten sie etwas, weswegen jemand bereit sein konnte, Morde zu begehen. Sechs Menschen
     zu erschießen.
    Geld.
    Die Wurzel allen Übels. Die treibende Kraft, das Ziel, für das Menschen stahlen, schossen, schlugen und andere verbrennen
     ließen.
    Adrenalin züngelte durch sein Blut, als er ins Wartezimmer ging und in den Sessel sank. Sie waren nah dran. Sie waren ganz
     nah. Er würde den Fall lösen. Heute noch.
    Hanna Nortier öffnete die Tür, sie lächelte.
    »Kommen Sie herein, Captain Mat Joubert.« Sie klang gutgelaunt, und er entspannte sich, denn er war nun sicher, daß sie ihn
     in die Oper begleiten würde.
    »Ich denke, wir sollten zuerst über morgen abend reden«, sagte sie, als sie seine Akte aufschlug. »Damit wir es hinter uns
     haben. Ich darf nicht mit Ihnen ausgehen. Es ist unmoralisch. Es ist unfair Ihnen gegenüber, denn wir haben noch so viel harte
     Arbeit vor uns. Ich kann es überhaupt in keinster Weise rechtfertigen.«
    |387| Er schaute sie an und gab sich größte Mühe, nicht enttäuscht auszusehen.
    »Aber es gibt noch eine andere Seite. Es schmeichelt mir, daß Sie mich gefragt haben. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich
     das letzte Mal mit einem großen, kräftigen Mann irgendwo war. Ich möchte wirklich gern mitkommen. Und ich möchte unbedingt
     den
Barbier von Sevilla
sehen. Ich möchte ausgehen. Ich stecke in einer Klemme. Ich glaube, ich kann mein Privatleben und meinen Beruf voneinander
     trennen. Ich muß das können, aber nicht auf Ihre Kosten.«
    Sie sprach schnell, drängend, eine Hanna Nortier, die er zuvor noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Ihre schlanken Hände
     tanzten, um ihre Worte zu betonen, ihre Pupillen waren groß und schwarz. Ihre Schönheit war so perfekt, daß er nicht wegsehen
     konnte.
    »Können Sie die Therapie und das persönliche … Zusammensein voneinander trennen, Mat?«
    Nicht zu schnell, warnte er sich selbst. Nicht zu gierig.
    »Ich glaube schon.« Ganz ruhig, nachdenklich.
    »Sie müssen sicher sein.«
    »Ich bin sicher.« Zu schnell.
    »Wenn Sie es sich anders überlegen, können Sie mich morgen immer noch anrufen.«
    Würde sie mitkommen?
    »Ich schreibe Ihnen meine Privatadresse auf. Wann beginnt die Oper? Um acht?«
    Er nickte.
    »Sie können mich um sieben Uhr dreißig abholen.«
    »Danke schön.« Warum bedankte er sich bei ihr? Weil er so dankbar war, daß sein Magen sich verkrampfte.
    »Wie läuft Ihre Ermittlung?«
    |388| Er reagierte nicht gleich, er mußte erst einmal mit dem Themenwechsel klarkommen.
    »Sehr gut. Wir sind nahe dran.«
    »Erzählen Sie mir davon.«
    »Heute morgen wurde ein weiterer Mord begangen. Der Pastor einer Zeltkirche in Kraaifontein. Sie … Wir haben Geld in seinem
     Wohnwagen gefunden. Ich glaube, das könnte das Motiv sein. Und dann ist es nur noch eine Frage der Zeit.«
    »Das freut mich für Sie«, sagte sie ernsthaft und rückte seine Akte gerade. Auf einmal fand ihre Stimme ein anderes Tempo.
     Sie sah geradeaus. Sanft bat sie: »Ich möchte, daß Sie mir von dem Disziplinarverfahren erzählen.«
     
    Er wollte nicht daran denken.
    Es war vier Monate nach dem Tod Lara Jouberts.
    Aber das erzählte er ihr nicht. Sollte sie alleine darauf kommen.
    Sie war zu schnell von persönlich auf professionell umgestiegen. Er war noch nicht bereit. Er hatte eine langsamere Landung
     erwartet. Jetzt mußte er nachdenken, er mußte Türen öffnen und Stimmen hören, die Schwärze seiner Gefühle damals, die Dunkelheit,
     eine makellos schwarze Nacht, pechschwarz, das unglaubliche Gewicht, die fieberhaften Träume, dick wie Sirup, wo sein Herz
     noch vor wenigen Sekunden leicht wie eine Feder gewesen war. Ein fliegender Vogel.
    Er schloß die Augen.
    Er wollte

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