Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
langsame Entscheidung.
    »Gehst du raus?«
    Ja, denn er kannte das Verlangen, die Entscheidung, er kannte die Dunkelheit; er wandte sich um, er ging zur Tür; öffnete
     sie. Draußen Schreie: »Captain, Herrgott, Sie sind okay, was macht das Arschloch?« Drinnen ein Schuß; er rührte sich nicht,
     er stand nur da, sein Kopf sank herunter, bis sie verstanden und an ihm vorbeirannten, zur Tür hinein.
    »Die Strafe wurde ausgesetzt.«
    Er schaute Hanna Nortier an. Sie hatte ihn gefragt. Sie hatte es wissen wollen. Sie wollte auf der Seele Mat Jouberts segeln |392| wie auf einem unbekannten Meer, sie wollte die Küstenlinien der Toten kartographieren, wollte die Sehenswürdigkeiten beschreiben,
     benennen. Frag mich, Doc, frag mich doch! Ich sag dir, wie nah dran ich in jener Nacht war, zu Hause, wie kurz davor ich stand,
     mein Hirn mit meiner Dienstwaffe auf dem Wohnzimmerteppich zu verteilen. Ich konnte die Erlösung meines Freundes in Parow
     fühlen, spüren, berühren; mit meiner Dienstwaffe in der Hand, meinem Daumen auf dem Sicherungshebel, auf dem Weg zu Lara.
    Willie Theal hatte an die Tür geschlagen. »Mat, mein Junge, mein Junge.« Die dünnen Arme um seine Schultern. Sie standen auf
     der vorderen Veranda, er legte seinen Kopf an Theals Brust, die Pistole zeigte zu Boden, der Augenblick vergangen, die Intensität
     verloren.
    Frag mich, Doc!
    Hanna Nortier wich seinem Blick aus, sie schrieb etwas in ihre gottverdammte Akte, die er ihr entreißen und lesen wollte,
     laut, wollen mal sehen, was die kluge Ärztin glaubt …
    »Und die Beschwerden der Kollegen?« Sie sprach sanft, wie zuvor, keine Spur mehr ihrer guten Laune, vernichtet von der dunklen
     Wolke namens Mat Joubert, die einzige sprechende Wolke der Welt, die Schatten warf, wo auch immer sie hinzog, die die Sonne
     auslöschte und das Lachen vernichtete.
    »Sie fanden die Strafe nicht angemessen. Von der Vyver, der Sergeant vor dem Haus in Parow, sagte, ich würde wieder Männer
     in Gefahr bringen. Er sagte es den anderen. Er hatte recht. Sie gingen zu Theal. Meinem direkten Vorgesetzten. Aber Theal
     sagt, ich käme schon wieder in Ordnung, sie hätten es zu eilig. Dann setzten sie eine Beschwerde auf, sie gingen damit bis
     zum stellvertretenden Polizeichef, der meinen Vater gekannt hatte und die ganze Sache beendete, indem er |393| sagte, Loyalität hielte die Polizei zusammen. Mein Vater – er gab mir aus dem Grab, was er mir im Leben nicht geben konnte.
     Absurd, nicht wahr, Hanna?«
    Er sprach sie zum ersten Mal mit ihrem Vornamen an, ohne jeden Respekt. Sie hätte es heute lassen können. Sie hätte heute
     über andere Dinge sprechen können, dies und das, denn er riß sich wirklich zusammen. Ich bin damit beschäftigt, mich zusammenzureißen,
     Hanna, und jetzt rührst du in meiner Rübe rum. Doc, ich komme schon in Ordnung, ich verspreche es Ihnen, morgen abend wird
     es meinem Kopf bestens gehen …
    Sie putzte sich die Nase, und erst da sah er das Schimmern in ihren Augen, und er erhob sich halbwegs aus seinem tiefen Sessel.
    »Das ganze Leben ist absurd«, sagte sie mit kontrollierter Stimme. »Das reicht für heute.«
    Da wußte er, daß er sie berührt hatte, und er fragte sich, wie, und er fragte sich, was es zu bedeuten hatte.
     
    Janek Milos öffnete die Tür, und Benny Griessel wußte, daß er seinen Mann vor sich sah.
    »Es liegt an Ihrer Nase«, sagte Griessel.
    Milos drehte sich um und rannte ins Haus. Griessel fluchte und lief hinter ihm her, er hoffte, daß er ihn schnell erwischte,
     denn nach hundert Metern hätte er keine Chance mehr.
    Milos knallte ein paar Türen zu, aber die Hintertür war abgeschlossen, und in seiner fieberhaften Eile gelang es ihm nicht,
     den Schlüssel zu drehen. Griessel traf den Rücken des Mannes mit der Schulter, knallte ihn gegen die Tür. Das Holz splitterte.
     Griessel war über ihm, er drückte den Mann mit dem Knie im Rücken zu Boden, riß die Arme auf den Rücken |394| und drehte sie hoch zum Hals. Handschellen um das rechte Handgelenk. Klick. Er suchte nach der anderen Hand. Klick.
    »Hallo, Süßer«, sagte Griessel und küßte Janek Milos auf den kahlgeschorenen Hinterkopf.
     
    »Wenn du den
Argus
nicht verklagst, mache ich das«, sagte die Mutter von Margaret Wallace am Telefon, die Stimme schrill vor Aufregung.
    »Warum, Mom?«
    »Das will ich dir nicht sagen. Sie lügen so schrecklich.«
    »Was ist denn, Mutter?«
    »Es wird dich nur aufregen.«
    »Mutter, bitte.«
    »Sie

Weitere Kostenlose Bücher